Barbara Bross-Winkler aus Gerlingen hat das Buch „Wandern für die Seele“ geschrieben. Sie stellt darin 20 Wohlfühl-Touren in der Region vor.

Ihr persönlicher Favorit ist die zwölf Kilometer lange Wanderung vom Schloss Solitude durch den Wald zu den Bärenseen und wieder in einer Schleife zurück zum Ausgangspunkt. Barbara Bross-Winkler hat ihr den klangvollen Namen „Magie alter Bäume“ gegeben. „Dieser Rundkurs war für mich in meinem Projekt gesetzt, die Strecke gehe ich öfter und ich bin immer wieder begeistert“, sagt die Gerlingerin, die das BuchWandern für die Seele“ geschrieben hat.

 

20 Wohlfühl-Touren

Darin enthalten sind 20 Wohlfühl-Touren rund um Stuttgart zwischen fünf und 15 Kilometern. Die Autorin gibt zudem Tipps zur entspannten An- und Abreise, zur genussvollen Einkehr, zu Sehenswertem und Wissenswertem am Wegesrand. So schreibt sie beispielsweise über den Solitude-Friedhof: „Fans des Stuttgarter Balletts wissen, dass auf diesem winzigen Friedhof neben anderen Prominenten der Leiter des Stuttgarter Balletts, John Cranko, begraben ist, der in einem der Kavaliershäuschen wohnte.“

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Doch jeden Tag von Gerlingen aus zum Bärenschlössle wandern sei am Ende doch ein bisschen zu wenig. „50 Kilometer weiter von der eigenen Haustür entfernt kennen die meisten viele Wege und wunderschöne Ecken nicht.“ Barbara Bross-Winkler spricht da aus eigener Erfahrung. Und so war sie positiv überrascht von den Wandelpfaden in Stuttgart-Wangen oder auch, wie idyllisch es im Leudelsbachtal ist. Die Skulpturen von Karl Ulrich Nuss in Stetten und in Strümpfelbach hat sie ebenfalls für sich entdeckt. „Manchmal braucht man auch etwas neues, gerade wenn man in Zeiten von Corona viel im direkten Umfeld unterwegs war.“

Die Autorin hat sogar Stuttgart lieben gelernt

Entstanden ist das Projekt im Jahr 2020, als Corona aus- und der frei schaffenden Journalistin einige Aufträge wegbrachen. Ursprünglich wollte die 62-Jährige, die lange Jahre bei der Leonberger Kreiszeitung tätig war und zuletzt viele Leserinnen und Leser mit ihrer Gartenkolumne erfreute, ein Gartenbuch schreiben. Sie fand allerdings keinen Verlag. Bei zahlreichen intensiven Gesprächen mit dem Droste-Verlag entstand dafür ein anderes Projekt. Ein Wanderbuch, das den Menschen, die plötzlich nicht mehr in alle Herren Länder reisen können, zeigt, wie schön die Heimat ist. „Auch ich war in meinem Leben schon viermal in Neuseeland, wir sind in Cornwall oder auf Madeira gewandert, bevor ich überhaupt mal auf dem Jusi bei Kohlberg war oder das erste Mal die Grabkapelle in Stuttgart besucht habe.“

Und sie hat Stuttgart lieben gelernt. „Für mich war das eine Stadt mit viel Asphalt, durch die sich Bundesstraßen ziehen. Durch meine Recherchen habe ich viele Orte zum ersten Mal aus einer ganz anderen Perspektive gesehen.“ Zielgruppe dieses Wanderbuches seien Menschen, die es gemütlich angehen „und nicht nur Kilometer spulen wollen, sondern gerne schöne Aussichten genießen, mal besinnlich einem Schmetterling zuschauen wollen oder gerne einkehren“, sagt Barbara Bross-Winkler.

In jeder Hinsicht abwechslungsreich

Die Touren sind in jeder Hinsicht abwechslungsreich. Sie bieten schmale Waldpfade, breite Schotterwege, Aussichten, Bäche, Wälder oder Heiden. „Ich finde, dass man ein Land gerade beim Wandern besonders gut und eindrücklich kennenlernen kann, aber eben auch die eigene Heimat. Der Anblick kurz vor Sonnenuntergang über den Neckar bei den Hessigheimer Felsengärten ist im Grunde ähnlich spektakulär wie der Blick aufs Meer und die blumenübersäten Klippen bei einer Wanderung auf dem Coastal Path in Südengland.“

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Wandern in der unmittelbaren Umgebung ist für Barbara Bross-Winkler ein sehr umweltverträglicher Freizeitspaß, wenn man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Ausgangspunkt anreist. Es fühle sich sogar wie Urlaub an. „Wir wissen alle, wie wichtig Bewegung für Körper und Psyche ist. Unser Körper hat im besten Fall zwei Anti-Aging-Ärzte – das rechte und das linke Bein.“ Sie selbst merke besonders im Wald – vor allem wenn er gerade das frische satte Grün austreibt oder auch im bunten Herbst - wie dieser verlässlich schlechte Laune vertreibe.

Umfangreiche Recherchen

Schon das eine oder andere Mal sei sie gefragt worden, ob sie denn alle 20 vorgeschlagenen Touren selbst abgelaufen sei. „Das war der geringste Aufwand, manche Strecken bin ich auch mehrfach abgewandert. Insgesamt bin ich für dieses Projekt 80 Mal aufgebrochen.“ Manchmal fehlte noch ein Foto für eine Route bei optimalem Wetter, manchmal benötigte sie noch Recherche-Details, manchmal konnte sie sich nicht zwischen Touren entscheiden, denn nicht alle fanden Platz im Buch.

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Viel umfangreicher und zeitaufwendiger waren die Vor- und Nachrecherchen und das Schreiben. Ideen sammelte die 62-Jährige in Wanderbüchern, sie besorgte sich Material bei den Landratsämtern oder holte sich Inspirationen im Internet, arbeitete sie dann am PC ganz individuell aus. Hinzu kamen die kulturellen und kulinarischen Recherchen. „Mehr als ein Jahr habe ich dann an dem Buch geschrieben, denn es musste alles exakt sein, und das war sehr anspruchsvoll“, sagt Bross-Winkler, die mit den Grafikern des Verlags Seite für Seite kreierte. Gelernt hat sie nebenbei auch, wie man eigene GPS-Daten für die Touren erstellt und nachbearbeitet, sodass die Wanderer sie dann bequem auf ihr Smartphone laden können. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings. Pro verkauftem Buch bei einer Auflage von 3000 Stück bekommt die Autorin nur einen Euro. „Reich wird man damit nicht“, sagt Bross-Winkler, die jedoch stolz und glücklich ist, dass sie dieses Projekt vollendet hat. Und dass sie damit anderen eine Freude machen kann.

Wanderer können die Touren auf ihr Smartphone laden

„Rund um Stuttgart. Wandern für die Seele“ von Barbara Bross-Winkler, Droste Verlag, 189 Seiten, ISBN 978-3770023271.