Mehr als 70 Schüler mit unterschiedlichem sozialen Hintergrund versuchen sich drei Tage lang als Artisten.

Leonberg - Manchmal ist die Begeisterung so groß, dass man die Mädchen und Jungen richtig bremsen muss“, sagt Lars Schoppe. Er ist beim Waldhaus Hildrizhausen in Leonberg für die mobile Jugendarbeit Stadtmitte und Jugendsozialarbeit an der Schellingschule zuständig und betreut gegenwärtig mit der Kidz-Mitarbeiterin Nina Stano in der Georgiihalle 16 junge Akrobaten der 75-köpfigen Truppe des „Zirkus Leo“.

 

Sie sind Teil eines Zirkusprojektes, das vor zwölf Jahren aus den Ferienangeboten des Kinder- und Jugendhilfezentrums (Kidz) hervorgegangen ist. Diese Einrichtung des Waldhauses begleitet Kinder und Jugendliche und deren Familien, wenn ihnen Hilfe über das Jugendamt zugesprochen wird. Im Laufe der Zeit ist auch die Lebenshilfe Leonberg dazugekommen. Diese unterstützt gezielt Menschen mit Behinderung, um ihnen die Teilhabe am Gemeinwesen zu ermöglichen. Finanziell unterstützt wird das Projekt von Anfang an von „Lichtblicke“, der Hilfsaktion der Leonberger Kreiszeitung.

Das Interesse am Projekt ist groß

In dem Familienzirkus herrscht große Aufregung – alle Erwachsenen sind erkrankt, die Vorstellungen der nächsten Tage stehen auf der Kippe. Da melden sich die Kinder: „Wir übernehmen!“. Sie wollen die Vorstellungen alleine „schmeißen“. „Auf dieses Thema haben wir uns bei dem Vorbereitungstreffen für das diesjährige Zirkusprojekt geeinigt“, sagt Marion Hackl. Als Ideenvorlage diene dabei das Buch „Die dumme Augustine“ von Otfried Preußler. Waldhaus-Mitarbeiterin Marion Hackl organisiert die dreitägige Aktion in den Osterferien. Die Gesamtkoordination liegt bei Sonja Achenbach, der Leiterin des Kidz.

Das Interesse an dem Projekt ist gewaltig, weiß die Organisatorin. „Viele der Teilnehmer sind seit Jahren dabei und jetzt mit 13 oder 14 ganz stolz, dass sie auch in der Anleitung der Gruppen mithelfen können“, erzählt Marion Hackl. Denn ohne die Ehrenamtlichen und ihre Unterstützung wäre das Projekt in dem Umfang nicht möglich. „Wenn nur die Hauptamtlichen vom Waldhaus, dem Kidz, der Jugendarbeit, der Jugendsozialarbeit und der Lebenshilfe dabei wären, müsste bei 30 oder 35 Kindern Schluss sein“, sagt Hackl. Denn die gesamte „Zirkustruppe“ muss auch verköstigt werden.

Kinder aus unterschiedlichen Umfelder arbeiten zusammen

Dabei lebt das Projekt von einer möglichst breiten Beteiligung: Der Gedanke dahinter ist, nicht nur Kinder einzubeziehen, die Hilfe und Unterstützung benötigen. Sie sollen mit Mädchen und Jungs zusammentreffen, deren Lebenssituation eher unproblematisch ist.

„Es geht darum, dass Kinder aus unterschiedlichen Umfeldern gemeinsam etwas auf die Beine stellen, dass sie ihre Stärken entdecken und aus dem vermeintlichen anfänglichen Chaos etwas entstehen lassen“, beschreibt es Marion Hackl. Hinzu komme selbstständiges Denken und Agieren, gepaart mit dem Stolz auf das Erreichte, das dann in der Aufführung den Eltern, Geschwistern, Verwandten und Bekannten gezeigt wird.