Die Gemeinschaftsriege turnt auch in der kommenden Saison in der 3. Bundesliga. Zum Sprung in die zweithöchste deutsche Liga fehlt aber nicht viel.

Renningen - Es hat Lob von allen Seiten gegeben. Die WTG Heckengäu (Trainings- und Wettkampfgemeinschaft der Vereine SpVgg Renningen, TSV Gärtringen, SV Leonberg/Eltingen, VfL Herrenberg) hatte einen beherzten Kampf geliefert. Zum ganz großen Coup reichte es dann aber doch nicht. Beim Aufstiegswettkampf zur 2. Bundesliga in Pfuhl (Stadtteil von Neu-Ulm) musste sich die Gemeinschaftsriege der KTV Obere Lahn geschlagen geben. Und auch die zweite Chance im K.o.-Duell mit KTT Oberhausen konnte nicht genutzt werden.

 

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Von einer Niederlage zu sprechen, würde dem Auftritt nicht gerecht werden. Zum einen erzielte die WTG Heckengäu mit 281,30 Punkten Saisonbestleistung, zum anderen bekam sie es mit Gegnern zu tun, in deren Reihen Olympia- und WM-Teilnehmer standen. In der Mannschaft aus dem Hessischen waren das der Armenier Artur Davtyan und der Belarusse Andrey Likhovitskyi, die Oberhausener setzten den Niederländer Bram Verhofstad ein.

Vizemeister hinter MTV Ludwigsburg

Der rasante Aufstieg der Mannschaft um die Trainer Eckhart Schauerhammer und Andreas Zeile ist damit erst einmal gestoppt. Oder einfach nur unterbrochen? In der Südstaffel der 3. Liga war die WTG Heckengäu souverän und mit nur einer Niederlage gegen den MTV Ludwigsburg Vizemeister geworden. Die Ludwigsburger wiederum schafften den Sprung in die 2. Liga. Deshalb waren sich die Experten in der Dreifachturnhalle am Schulzentrum Pfuhl einig: Der Weg in die zweithöchste deutsche Liga wird auch im kommenden Jahr wieder über die WTG Heckengäu führen.

Dessen sportlichem Leiter und stellvertretendem Vorsitzenden Wayne Jaeschky ist nach fünf Aufstiegen innerhalb von zehn Jahren jedoch klar, dass die WTG, will sie ihr Konzept nicht aufgeben, nun an ihre Grenzen stößt. In der 2. Bundesliga werden nahezu durch die Bank hochkarätige ausländische Gastturner eingekauft. Und das, so der 33-jährige Lehrer, der in Renningen wohnt, werde es bei der WTG Heckengäu nicht geben. „Wir versuchen, unsere Nachwuchsturner so auszubilden, dass sie den Anschluss schaffen können“, sagt Wayne Jaeschky. Die Hoffnungen sind berechtigt. Die zweite Mannschaft war 2019 in die Verbandsliga aufgestiegen und lag dort im Vorjahr zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs auf Rang zwei.

Teure Anschaffungen

So wie die Turner an und mit den Aufgaben in der jeweils höheren Liga gewachsen sind – Christian Marques beispielsweise ist seit der WTG-Gründung dabei – so ist auch der Verein mitgewachsen. Um Heimwettkämpfe in der 3. Liga austragen zu können, musste kräftig investiert werden. Nachdem bereits für den Sprung und das Reck Niedersprungmatten für rund 15 000 Euro angeschafft worden sind, war der gleiche Betrag für ein Ringe-Gerüst und den Barren fällig, jeweils mit Mattensatz. Zuletzt mussten 40 000 Euro für die Anschaffung einer 14 mal 14 Meter großen Bodenfläche gestemmt werden. Das gelang unter anderem mithilfe von Sponsoren.

Was bleibt, ist das Hallenproblem. „Wir müssen unsere Geräte immer auf- und abbauen. Um uns langfristig zu etablieren, bräuchten wir andere Trainingsbedingungen“, sagt Wayne Jaeschky. Die Hoffnungen ruhen auf dem in diesem Jahr endgültig beschlossenen Bau der Riedwiesensporthalle, in der auch eine Geräteturnhalle vorgesehen ist. Der Abschluss des 13,5-Millionen-Euro-Bauprojekts ist für 2024 geplant. Zumindest solange müssen Turner und Verantwortliche aber mit den jetzigen Gegebenheiten klarkommen. Aber das ist der WTG Heckengäu bislang ja auch ganz gut gelungen.

Der Weg in die 3. Bundesliga

2011
 Die SpVgg Renningen und der TSV Gärtringen machen gemeinsame Sache und gründen die Wettkampf- und Trainingsgemeinschaft (WTG) Heckengäu.

2012
 Die Gemeinschaftsriege schafft auf Anhieb den Aufstieg von der Kreis- in die Bezirksliga.

2013
 Die WTG bekommt Zuwachs. Die damalige TSG Leonberg wird aufgenommen. In der Bezirksliga steht wie auch im folgenden Jahr am Ende Platz vier zu Buche.

2015
 Die WTG Heckengäu feiert einen Doppelaufstieg. Für die erste Mannschaft geht’s rauf in die Landesliga, die zweite Mannschaft folgt in die Bezirksliga.

2016
 Der Durchmarsch in die Verbandsliga gelingt.

2017
 Der Weg der ersten Mannschaft führt direkt in die Oberliga.

2018
 Der Unterbau rückt nach. Die WTG Heckengäu II steigt in die Landesliga auf, die dritte Mannschaft in die Bezirksliga. Das Oberligateam belegt Platz drei.

2019
  Der VfL Herrenberg wird in den Kreis der Wettkampf- und Trainingsgemeinschaft aufgenommen. Als Oberligazweiter geht’s rauf in die 3. Bundesliga. Die Zweite turnt in der nächsten Saison in der Verbandsliga.

2021
 Nach dem coronabedingten Abbruch der Saison 2020 wird die erste Mannschaft in der 3. Bundesliga Zweiter und qualifiziert sich für den Aufstiegswettkampf zur 2. Liga. In Pfuhl scheitert die WTG Heckengäu nur knapp.