Der Standort der Firma Wolftechnik hat eine CO2-Emmissionsbilanz von Null. Für Stadt und Region sendet das Unternehmen damit ein wichtiges Signal.

Weil der Stadt - Ich war selbst ganz überrascht“, gibt Peter Krause, der Geschäftsführer des Weil der Städter Unternehmens Wolftechnik, ganz offen zu. Trotzdem war die Freude in der Malmsheimer Straße groß, als die Tüv Süd Management Service GmbH dem Unternehmen im jüngsten Auditbericht für die ISO-Zertifikate eine CO2-Emissionsbilanz von null bestätigte. Was sich hinter komplizierten ISO-Nummern und sperrigen Bezeichnungen versteckt, heißt einfach gesagt: Der Standort von Wolftechnik ist klimaneutral.

 

Ökostrom und Glas statt Plastik

Für Peter Krause ist die Errungenschaft fast selbstverständlich, der Klimaschutz teil des Leitbildes des Firma. Gesundes Wachstum zum Erhalt der Erwerbsfähigkeit soll es sein, aber kein Wachstum um jeden Preis. „Wir tun gar nichts Außergewöhnliches, aber wir haben es trotzdem geschafft“, erklärt der Geschäftsführer des Filterherstellers bei einem Rundgang durch die Räumlichkeiten. Immer wieder zeigt er kleine Details auf. Die gläserne Wasserkaraffe auf dem Schreibtisch? „Wir bestellen keine Wasserflaschen mehr, sondern haben Wasserspender.“ Die Steckdose? Daraus kommt bei Wolftechnik nur Ökostrom.

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Auch die Gasversorgung läuft über einen Öko-Anbieter. Die Solaranlage auf dem Dach läuft seit 2013 und leitet seitdem jährlich 30 000 Kilowatt Strom ein. Insgesamt, so rechnet es Krause vor, hätte das Unternehmen in den vergangenen Jahren so 140 Tonnen CO2 eingespart. „Die wären sonst durch klassische Energieerzeugung entstanden.“

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Hinzu kommt, dass Wolftechnik, das Filtersysteme etwa für die Lebensmittel-, Chemie- und Medizinindustrie herstellt, sich mit den hauseigenen Filtern immer wieder an Forschungsprojekten beteiligt. Beispielsweise „Cleanup Danube“, bei dem Professor Andreas Fath die Donau durchschwimmen will, um auf die Verschmutzung des Flusses aufmerksam zu machen.

Geht da noch mehr?

Luft nach oben gibt es aber trotzdem noch, das weiß auch Krause. So wären einige Mitarbeiter viel im Außendienst unterwegs. „Und wir fahren alle Diesel.“ Beim Blick auf die Kundenliste von Wolftechnik fallen hin und wieder Unternehmen auf, die nicht gerade für klima- und sozialfreundliches Handeln bekannt sind – Nestlé etwa. Natürlich müsse man auch „im Kundenbereich schauen“, bestätigt Krause. „Vielleicht können wir da auch etwas bewirken. Wenn wir Partner werden, haben wir Einfluss.“ Langfristig, das glaubt Krause, hätten solche Unternehmen sowieso keine Chance, wenn sie ihr Handeln nicht verändern würden.

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Und noch etwas will der Geschäftsführer künftig besser machen – denn der Standort in Weil der Stadt ist zwar klimaneutral, das ganze Unternehmen inklusive der Handelswege und Warenbewegung aber nicht. Ein großer Teil der Produktion von Wolftechnik spielt sich nach wie vor im Ausland ab, Teile kommen aus China, in den USA wird hergestellt. „Das geht nicht“, betont Krause. Deshalb habe Wolftechnik jetzt angefangen, auch Produzenten zu akquirieren, die näher an Deutschland liegen.

Kann die Stadt daraus lernen?

Dass Wolftechnik für die Region ein Vorbild sein kann, das wird beim Rundgang durch die Räumlichkeiten mehrfach betont: „Wir haben im Kreis auch Hidden Champions“, sagt der Gemeinderat und Abgeordneter des Landtages, Hans Dieter Scheerer, beim Besuch vor Ort. „Das muss man unterstützen.“ Auch der Erste Beigeordnete Jürgen Katz lobt das Unternehmen: „Das ist in Weil der Stadt ein Leuchtturmprojekt.“

Klimaneutralität ist laut Katz auch großes Thema im Rathaus. „Wir gucken schon auch, dass unser Fußabdruck grüner wird.“ Ein erster Schritt in die richtige Richtung sei etwa die Gründung der Energie Weil der Stadt (EnWdS). Damit wolle man die Energiewende mitbestimmen und vor Ort gestalten. Angeboten werden bei er EnWdS bereits ausschließlich Öko-Strom und -Gas. „Das Ziel muss es sein, möglichst viel Energie hier vor Ort zu erzeugen.“ Dafür bereite man aktuell ein Programm vor, mit dem in Zukunft mehr Weiler Dächer – auch städtische – mit Fotovoltaik-Anlagen ausgestattet werden sollen. Katz schätzt, dass es damit im nächsten halben Jahr weitergeht.

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Dass einzelne Unternehmen wie Wolftechnik in Sachen Klimaneutralität zu Vorreitern in der Region werden, ist eine gute Entwicklung – aber kann auch eine Stadtverwaltung daraus lernen? „Ja“, sagt der Erste Beigeordnete. „Wie schnell man mit Entschlossenheit und kürzeren Wegen zum Ziel kommt.“ Eine Stadt sei immer an viele Sachzwänge und Abläufe gebunden, weiß er. „Aber wir können lernen, mit der entsprechenden Konsequenz zu handeln.“