Das neue Mehrfamilienhaus in der Flachter Straße ist fertig. Zehn Wohnungen werden verkauft, neun vermietet – und zwar unter dem ortsüblichen Preis.

Weil der Stadt - Ob es denn so ein Block hätte werden müssen, merkt ein Weissacher Bürger an einem bitterkalten Nachmittag an, als er aus der Hofeinfahrt der Flachter Straße 5 an der Fassade des Wohnhauses hochblickt. Hier, nahe des Weissacher Marktplatzes, steht das frisch fertiggestellte Wohngebäude der Wohnbau Weissach GmbH, kurz WWG. Es ist das zweite Projekt, dass das kommunale Wohnbauunternehmen seit der Umfirmierung von Kommbau zur WWG im Jahr 2018 umgesetzt hat. Der Spatenstich war im Januar 2019. Insgesamt 4,5 Millionen Euro waren für das Bauvorhaben eingeplant – eine Summe, die auch eingehalten wurde, bestätigt der WWG-Geschäftsführer Klaus Birkner.

 

Kaufpreise ab 229 900 Euro

14 Wohnungen verschiedener Größe sind über die drei ineinander verschachtelten Gebäudeteile verteilt, inklusive Tiefgarage, fünf E-Ladesäulen, Aufzügen und Solarpaneelen auf dem Dach. Zehn der Wohnungen sind Eigentumswohnungen, die derzeit zum Verkauf stehen. Die kleinste, mit 47 Quadratmetern, soll 229 900 Euro kosten. Die größte, mit 109 Quadratmetern, geht für 589 900 Euro auf den Markt. „Das Interesse ist groß“, sagt Klaus Birkner. Nach aktuellem Stand seien knapp zwei Drittel der Eigentumswohnungen reserviert. Kein Wunder, Weissach sei ein beliebter Ort mit guter Anbindung an die Autobahn, aber auch ländlichem Charakter und viel Natur drumherum.

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Die restlichen vier Wohnungen werden nicht verkauft, sondern vermietet – und zwar für neun Euro pro Quadratmeter, ein Preis, der weit unter den gängigen Mieten in der Region liegt. Die Zielgruppe: „Geringverdiener, die keine Sozialleistungen bekommen, zum Beispiel Krankenpfleger“, erklärt Daniel Töpfer, der Bürgermeister und Vorsitzende des WWG-Aufsichtsrats, bei einer Tour durch die Räumlichkeiten. „Unbedingt“ strebe man eine soziale Durchmischung bei den Mietern an, sagt auch Klaus Birkner. Deshalb gebe es auch ein großes Spektrum bei der Größe der verfügbaren Wohnungen. So sei Platz für Familien, aber auch Paare oder Alleinstehende.

Gemeinde zahlt Ausgleichsbetrag

Den Mix aus Eigentums- und Mietwohnungen habe man ganz bewusst gewählt. „Ohne den Erlös aus den Eigentumswohnungen könnten wir die günstigen Mieten gar nicht anbieten.“ Zusätzlich leistet die Gemeinde einen Ausgleichsbetrag und kommt damit für die fehlende Differenz auf. Diese beträgt laut Daniel Töpfer rund 200 000 Euro.

Vergabekriterien sowohl bei Eigentums- als auch Mietwohnungen gibt es nicht – „wer zuerst kommt, malt zuerst“, erklärt Klaus Birkner. Bürger aus Weissach bekommen keinen pauschalen Vorrang. Der WWG-Geschäftsführer betont aber auch, dass ein Großteil der Nachfrage ohnehin aus der Gemeinde selbst kommt. Der Bürgermeister spricht von insgesamt 25 konkreten Anfragen auf eine Wohnung. „Daran sieht man, wie hoch der Bedarf ist.“

Der Mangel an Wohn- und Bauplätzen ist in Weissach kein neues Thema. Im Zuge des Bürgerentscheids zum Neubaugebiet „Am Graben“ etwa berichtete die Gemeindeverwaltung von 700 Interessenten auf der Warteliste für Bauplätze. Das neue Wohngebäude der WWG löse das Problem nur im Ansatz, glaubt Daniel Töpfer. „Ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Dass es mehr Wohnraum in Weissach und Flacht braucht, sagt auch Klaus Birkner. „Man muss Möglichkeiten für Leute schaffen, die hier bleiben wollen.“ Mit neuen Gebäuden wie in der Flachter Straße könne man sicherlich einen Beitrag leisten. Trotzdem: Der Mix macht es, sagt der WWG-Geschäftsführer. „In Kombination mit allen anderen, die im Bausektor investieren.“

Nächstes Bauprojekt steht kurz bevor

Mehr bauen? Würde man gerne, wenn man könnte, so Daniel Töpfer. Das sei aber eine Frage der verfügbaren Grundstücke, von Kapazitäten innerhalb des Unternehmens und von Ressourcen. Aktuell gehe man mit jedem fast fertiggestellten Objekt ein neues Bauprojekt an. Das nächste ist deshalb schon in der Pipeline: In der Kirchbergstraße soll ein Gebäude mit 15 Eigentumswohnungen mit zwei bis vier Zimmern entstehen. Der Bau soll laut Wohnbau Weissach im kommenden Frühjahr beginnen.