Ist bezahlbarer Wohnraum auch unter wirtschaftlichen Aspekten darstellbar? Das wollen Politiker vom Entwicklungsprofi wissen.

Altkreis Leonberg - Der Traum von den eigenen vier Wänden muss auch für Menschen mit geringerem Einkommen nicht unerreichbar sein. Doch wer wissen will, mit welchen Förderprogrammen und Zuschüssen er rechnen kann, der braucht fachlichen Beistand. Normalverbraucher sind nur selten in der Lage, den Dschungel aus Vorschriften und Vorgaben zu lichten, die eine Hausfinanzierung oft zu einem Stresstest der besonderen Art machen.

 

Zwei, die das Thema bezahlbarer Wohnraum besonders umtreibt, sind Christa Weiß aus Leonberg und Jan Hambach aus Renningen.Beide sitzen für die SPD in den Gemeinderäten ihrer Heimatstädte, der gerade 26 Jahre alt gewordene Hambach zudem im Kreistag. Und läuft es für ihn gut, zieht er im kommenden März in den Landtag ein.

Immobilienentwickler aus Leonberg

Dem gehört Daniel Born bereits seit vier Jahren an. Der Jurist aus Schwetzingen ist wohnungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion und weiß um die Mühlen der Bürokratie, wenn es um das Schaffen neuer Wohnungen geht.

Die kennt auch Stephan Schwarz aus langjähriger Erfahrung nur zu gut. Der Chef des Immobilienentwicklers „iep“ aus Höfingen hat die Kombination aus wirtschaftlich erfolgreichem Unternehmertum und Engagement für bezahlbaren Wohnraum zum Geschäftsmodell gemacht. Die Leonberger Firma ist in der Region und im ganzen Südwesten aktiv.

Foto: privat

Spagat zwischen Profit und Verantwortung

Von ihm wollen die drei Sozialdemokraten wissen, wie ein professioneller Bauträger den Spagat zwischen Profit und gesellschaftlicher Verantwortung schafft. „Herr Schwarz bringt sich beim bezahlbaren Wohnraum gut ein“, lobt Christa Weiß. „Deshalb ist er für uns ein idealer Gesprächspartner.“ Dass der iep-Chef ehrenamtlich als stellvertretender Chef des Leonberger Stadtverbandes der Freien Wähler aktiv ist, stört keinen: Wohnraum ist ein parteiübergreifendes Anliegen.

Öffentliche Förderung ist selten

Ohne öffentliche Unterstützung, daraus macht der Bauprofi keinen Hehl, sind selbst Reihenhäuser für Normalverdiener kaum erschwinglich. Gefördert kostet der Quadratmeter Bauland rund 400 Euro, erklärt Schwarz, auf dem freien Markt fast das doppelte. Er verweist auf ein Siedlungsprojekt in Heilbronn. Dort kostet ein Reihenhaus mit Garage zwar 570 000 Euro. Doch dank eines kommunalen Familienförderprogrammes beträgt die monatliche Belastung für einen vierköpfigen Haushalt 780 Euro – deutlich unter dem Durchschnitt, wie Schwarz meint.

Direkt vor der Haustür, in Rutesheim, baut das Unternehmen 17 Reihenhäuser. Zwölf davon werden durch die Kommune gefördert. Doch längst nicht überall fließt die öffentliche Hilfe. „Bei weiterer Unterstützung könnten wir mehr bauen“, sagt Stephan Schwarz. Doch private Bauträger haben es oft schwerer. „Landesbürgschaften werden nur in Genossenschaften zur Verfügung gestellt“, sagt der Leonberger Unternehmer. Eine Regel, die auch der Landtagsabgeordnete Born für falsch hält: „Förderung darf sich nicht an einer Organisationsform orientieren, sondern am tatsächlichen Engagement.“ Und da gebe es einige Privatunternehmen, die nicht ausschließlich des Profits wegen arbeiten.

4000 Richtlinien

Geld ist freilich nur ein Problemthema. Die Landesbauordnung erweist sich nach Beobachtung der Fachleute häufig ebenfalls als Investitionskiller. Immer wieder neue Vorgaben würden zu Verzögerungen führen und die Baupreise nach oben treiben. So gebe es allein 4000 Verarbeitungsrichtlinien. Diese Art von gordischen Knoten, so meint SPD-Bauexperte Born, kann nur parteiübergreifend zerschlagen werden. Den wirklichen Willen dazu hat er indes noch nicht erkennen können.

Problematisch sind auch die zahlreichen Einspruchsmöglichkeiten bei Nachverdichtungen. „Je länger ein Bauvorhaben verzögert wird, desto teurer wird es“, berichtet Schwarz aus eigener Anschauung. „In letzter Instanz wird es meistens genehmigt, ist aber acht Prozent teurer.“