Die „Wohnbau Weissach“ hat im vergangenen Jahr 200 000 Euro Verlust gemacht. Jetzt suchen der Geschäftsführer und der Aufsichtsrat nach Wegen, das Minus zu verringern.

Weissach - Von einer solchen kulinarischen Dichte können andere Gemeinden nur träumen. In den Weissacher Ratsstuben kocht Thorsten Nufer schwäbisch-kreativ. Ein paar Meter weiter tobt sich Dimitrios Prasatzis in seiner griechischen Küche im Strudelbachhof aus. Dass es die beiden Restaurants gibt, liegt an der „Kommbau“, wie sie damals hieß. Die im Besitz der Gemeinde befindliche Gesellschaft hatte sie errichtet, beziehungsweise aufwendig saniert.

 

Seit seinem Amtsantritt 2014 hatte der Weissacher Bürgermeister Daniel Töpfer (CDU) die Gesellschaft kräftig umgekrempelt. Der neue Name „Wohnbau Weissach“ (WWG) ist dabei nicht nur ein neuer Anstrich, sondern Programm. Es soll um Wohnbau gehen. Passen da Restaurants wirklich ins Portfolio? Diese Frage hat nun Hans Heinzmann, der Geschäftsführer, aufgeworfen, als er den Gemeinderäten die Jahresbilanz für 2018 präsentierte.

202 000 Euro Verlust machte die WWG demnach im vergangenen Jahr. Im Jahr zuvor hatte sie noch einen Gewinn von 84 000 Euro erwirtschaftet. „Auf Dauer kann es nicht Ziel einer GmbH sein, Verluste einzufahren“, sagte Heinzmann. Er stelle sich daher die Frage, wie das gelingt. „Wir müssen uns das Engagement bei den Gaststätten sehr gut überlegen.“

Die Verluste der WWG gehen auf die Ratsstuben und den Strudelbachhof zurück. Die Gebäude verschlingen im Unterhalt so viel Geld, dass das durch die Pacht nicht wieder reinzuholen ist. Nur ein Beispiel: Anfang des Jahres hatte es in der Ratsstuben einen Pächterwechsel gegeben. Damit Thorsten Nufer, zuvor Wirt im „Zum Alten Holzwichtele“ in Ditzingen, dort einziehen konnte, musste die Immobilie für insgesamt 150 000 Euro instand gesetzt werden.

GmbH muss gewinnbringend arbeiten

Bei diesen Überlegungen, die Gaststätten abzustoßen, hat Hans Heinzmann die Rückendeckung des Bürgermeisters. Daniel Töpfer ist zugleich der Aufsichtsratsvorsitzende der Wohnbau Weissach. „Die GmbH ist verpflichtet, gewinnbringend zu arbeiten“, sagt er unserer Zeitung. „Das ist aber aktuell nicht möglich.“ Kostentreiber seien die Ratsstuben und der Strudelbachhof. „Deshalb finde ich die Idee gut und diskussionswürdig“, sagt Töpfer.

Die Frage ist da nur: Wer kauft Restaurant-Immobilien, die man nicht gewinnbringend oder wenigstens kostendeckend verpachten kann? Das weiß auch der Bürgermeister: „Es wird vermutlich daran scheitern, dass es niemanden gibt, der sie uns abkauft.“ Aktuell wolle er das Thema daher nicht auf die Tagesordnung setzen. 2002 hatte die damalige Kommbau die Ratsstuben gekauft und 2006 für knapp zwei Millionen Euro aufwendig saniert. Wie viel Pacht man den Betreibern zumuten kann, ist seitdem ein heikles Thema. 2014 hatte Töpfer schließlich einen radikalen Schnitt vollzogen und ein Gutachten beauftragt. Dabei hatte man festgestellt, dass die Ratsstuben nur 550 000 Euro wert sind – und nicht 1,6 Millionen Euro. Auf dem Papier war die Kommbau daraufhin eine Million Euro ärmer. Im Umkehrschluss steht seitdem fest: Die Kommbau hatte für die Sanierung viel zu viel Geld ausgegeben. „Man hätte sich damals schon fragen müssen, ob die beiden Restaurants wirklich wirtschaftlich zu verpachten sind“, sagt Töpfer heute.

Aber alles Grübeln über die Vergangenheit hilft nichts. Der Geschäftsführer und die Aufsichtsräte der Wohnbau Weissach müssen nach vorne blicken. Und da steht einiges an: In der Talstraße baut die gemeindeeigene Gesellschaft derzeit ein Gebäude mit sechs sozial geförderten Wohnungen. Anfang Dezember soll es fertig und bezogen werden.

Zweites Projekt auf dem Menzel-Areal

Parallel ist schon ein zweites Projekt auf den Weg gebracht worden. Auf dem Menzel-Areal, in der Flachter Straße, entsteht ein Mehrfamilienhaus mit 14 Wohnungen und einer zugehörigen Tiefgarage. Vier Wohnungen sollen davon sozial geförderten Wohnraum bieten. Alle Wohnungen könne man nicht vergünstigt anbieten, denn die Wohnbau Weissach soll ja mindestens eine schwarze Null erwirtschaften, erklärt Töpfer.

Und wenn dieses Gebäude dann fertig ist, warten weitere Ideen. Im kommenden Jahr wollen Bürgermeister und Gemeinderat entscheiden, was mit den Brachflächen in der Weissacher Ortsmitte passiert. Im Frühjahr wurden dort zwölf baufällige Häuser abgerissen, eine 5000 Quadratmeter große Freifläche ist entstanden. „Ich bin sicher, dass wir uns mit der WWG dort ebenfalls engagieren“, kündigt Daniel Töpfer in unserer Zeitung erstmals an.

Das soll dann künftig der Takt der Baugesellschaft sein: Nämlich die Realisierung von etwa einem Bauprojekt pro Jahr. Den Aufbau einer riesigen Baugesellschaft plant der Bürgermeister damit nicht. „Wir wollen vor allem Projekte realisieren, die für einen Investor nicht interessant sind“, sagt Daniel Töpfer. Privaten Firmen will er somit keine Konkurrenz machen.