Die Kommunen bereiten sich auf den Winterdienst vor. In Ditzingen steht deshalb ein sogenannter Gugger jede Nacht um 3 Uhr morgens auf, um gegebenenfalls einen frühen Räumeinsatz in die Wege leiten zu können.

Seit Mitte November tun die jeweils wechselnden Mitarbeiter im Betriebshof der Stadt Ditzingen gut daran, seine nächtlichen Träume geschickt zu timen: Denn um 3 Uhr morgens muss er oder sie aufstehen und die Wetterverhältnisse prüfen. Bei Sonnenaufgang (derzeit gegen 7.45 Uhr) kontrolliert er erneut, ob es schneit und/oder friert: „Sollte ein Einsatz erforderlich werden, alarmiert diese Person die Einsatzleitung, die den Einsatz dann koordiniert“, teilt die Stadt Ditzingen auf Anfrage mit, „der Streu- und Räumplan ist dabei vorab festgelegt.“ Zur Gewährleistung des sogenannten Winterdienstes gibt es in Ditzingen bis Mitte März für den jeweiligen Betriebshof-Mitarbeiter unterbrochene Nächte.

 

Anja Gierisch hat bis 2019 zwölf Jahre lang als „Gugger“ gearbeitet, wie der nächtliche Wetter-Prüfdienst auf Ditzinger Dienstplänen in Anführungszeichen genannt wird. Jeweils eine Woche lang klingelte dann bei ihr zu Hause nachts der Wecker – zwei- bis dreimal pro Winter war sie dran. Wenn sie es nach dem Blick aufs Thermometer und aus dem Fenster für erforderlich hielt, setzte sie sich mitten in der Nacht ins Auto und fuhr zu den vermutlich kältesten Orten auf Ditzinger Gemarkung. „Ich fand das klasse, weil man war als Gugger der Erste, der morgens draußen war, zusammen mit Bäckern und Zeitungsausträgern“, erzählt Gierisch, die inzwischen die Stadtgärtnerei leitet: „Schön ist es, wenn die Weihnachtsbeleuchtung an ist, es schneit, und es ist keiner vor dir draußen.“

Die Salzsilos sind gefüllt

Auch in anderen Kommunen wird nachtaktiv geplant, auch wenn sich die Abläufe im Detail unterscheiden mögen. In Renningen zum Beispiel werden in der Dunkelheit Erkundungsfahrten unternommen: „Wenn der Wetterbericht Temperaturen unter 5 Grad ankündigt, werden abends oder nachts einige neuralgische Stellen angefahren und geschaut, ob es glatt ist“, teilt die Stadt Renningen auf Anfrage unserer Zeitung mit. Und weiter: „Wenn Glätte zu befürchten ist, wird je nach Wettersituation die entsprechende Bereitschaft aktiviert.“ Die Salzsilos seien gefüllt, heißt es aus Renningen, „die Mannschaften sind eingeteilt, jeder Mitarbeiter hat eine Schulung bekommen, und die Fahrzeuge werden zurzeit für den Winterdienst vorbereitet.“ Wieder andere halten sich zugute, besonders früh mit den Vorbereitungen begonnen zu haben: „Die Vorbereitungen auf den Winter laufen bei der Stadtverwaltung Leonberg schon seit September auf Hochtouren“, teilt die Stadtverwaltung gegenüber unserer Zeitung mit: „Damals wurden die Streugeräte aufgebaut, auf Funktion geprüft und eine Unfallverhütungsvorschrift durchgeführt. Im Anschluss daran gab es eine Winterdienst-Einweisung in Theorie und Praxis.“

Die Autobahn GmbH rät zu wintertauglicher Bereifung

Der Landkreis Böblingen teilt unterdessen per Pressemitteilung mit, dass seine beiden Straßenmeistereien für den bevorstehenden Winterdienst „alle Vorkehrungen getroffen“ hätten: „Die Salzlager sind gut gefüllt“, heißt es in der Mitteilung: „Insgesamt lagert der Landkreis 3000 Tonnen Streusalz, in Herrenberg 1000 Tonnen und in Leonberg 2000 Tonnen.“ Denn es gibt viel zu streuen: „Auf Bundes-, Landes- und Kreisstraßen wird der Winterdienst vom Landkreis durchgeführt. Auf der Autobahn liege die Verantwortung für den Winterdienst bei der Autobahn GmbH des Bundes und innerorts bei den Städten und Gemeinden, die von den Straßenmeistereien der Landratsämter nach besten Kräften unterstützt werden“, so der Landkreis. Bis zu 560 Kilometer Fahrbahn haben die beiden Straßenmeistereien bei jedem ihrer Einsätze von Eis und Schnee zu befreien. „Bei Bedarf fahren die ersten Fahrzeuge bereits um 3 Uhr morgens aus, um rechtzeitig für den Berufsverkehr die Straßen zu räumen. Die Einsätze enden gegen 22 Uhr“, teilt das Landratsamt mit. Und besagte Autobahn GmbH verlautbart per Pressemitteilung: „Eine wintertaugliche Bereifung von Pkw und Lkw ist nach Ansicht der Autobahn GmbH absolut notwendig, um Unfälle zu vermeiden und unnötige Staus durch quer stehende Fahrzeuge zu verhindern.“

Auch Privatpersonen sind vom Schippen und Streuen nicht befreit, ganz im Gegenteil: „Die Streupflichtsatzung der Stadt Gerlingen schreibt vor, dass bei Schnee- und Eisglätte die Gehwege werktags bis 7.30 Uhr und sonn- und feiertags bis 8.30 Uhr geräumt und gestreut sein müssen“, verlautbart aus dem Gerlinger Rathaus. Mitunter ist es für Anlieger mit einem einmaligen Streu-und-Schipp-Einsatz nicht getan: „Wenn Schnee- und Eisglätte tagsüber (bis 20 Uhr) entsteht, ist unverzüglich, bei Bedarf auch wiederholt, zu räumen und zu streuen“, heißt es aus Gerlingen. In anderen Kommunen gelten vergleichbare Regeln, und in einem Servicetext der „Stiftung Warentest“ steht auch, womit gestreut werden soll: „Als Streugut sind Sand, Asche oder Splitt erlaubt. Salz ist in den meisten Satzungen der Kommunen verboten.“

In Weil der Stadt empfiehlt man Gelassenheit

Die Stadt Gerlingen bittet die Bürger, „ihre Fahrzeuge so zu parken, dass die Räumfahrzeuge gut durchkommen“. Auch hier teilen andere Kommunen Vergleichbares mit: „Fahrzeuge sollten, wenn sie an der Straße parken, so weit wie möglich rechts am Gehweg abgestellt werden“, heißt es aus Leonberg. „Auch in Nebenstraßen sollte so geparkt werden, dass die Durchfahrtsbreite von drei Metern eingehalten werden kann“, so präzisiert die Stadt Weil der Stadt das weit verbreitete Anliegen der Räumdienste. Aus dem Weil der Städter Rathaus hat uns noch eine weitere Empfehlung erreicht: „Es empfiehlt sich, beim Straßenverkehr im Winter etwas Gelassenheit mitzubringen.“