Beim 13. Bauernmarkt gibt es viel zu entdecken. Die Aussteller setzen auf Regionalität und Direktvermarktung.

Wimsheim - Die essen ja alle!“ Eine ältere Dame nimmt ihren Begleiter am Arm und schaut ein bisschen neidisch auf den gut gefüllten Pappteller mit Heckengäukaviar, der gerade an ihr vorbeibalanciert wird. Natürlich auch deshalb sind die Besucher am Samstag auf den Wimsheimer Bauernmarkt gekommen: Um Gutes aus der Region, direkt vom Erzeuger, zu probieren. Kostproben und volle Teller gibt es wahrlich genügend.

 

Die Quelle für das dampfende Gericht ist schnell gefunden: Am einen Ende der Wimsheimer Hagenschießhalle schöpft Familie Breitling aus Aidlingen die beliebte Spezialität aus. Bratkartoffeln mit Leberwurst und Zwiebeln, Heckengäukaviar eben. „Ein Gedicht“, sagt ein Mönsheimer Genießer und hebt sein Glas mit Apfelsecco: „Aber kommen tu ich jedes Jahr nur deswegen.“

Direkt vom Erzeuger

Wenn der lang ersehnte Frühling kurzfristig, wie am vergangenen, grauen Wochenende einen Rückzieher macht, muss eben anderweitig für farbenfrohe, frühlingshafte Laune gesorgt werden. Dazu gibt es auf dem Wimsheimer Bauernmarkt reichlich Gelegenheit. Schon vor der Halle ziehen die Schafe und Lämmer der Schäfereigemeinschaft Mönsheim viel Aufmerksamkeit auf sich, die Schafkinder hüpfen auf den Strohballen im Pferch umher und zaubern ein Lächeln auf die Gesichter der Besucher. Die zieht es trotzdem meist schnell nach innen, wo es bunt zugeht. Es ist ordentlich was los. Es wird probiert, gelacht, gefragt und eingekauft. Am Tisch von Blumen-Berret aus Mühlacker mitten in der Halle winden Kinder ihr eigenes Kränzchen aus zarten, bunten Blumen, überall sitzen Osterhasen, manche aus Keramik, manche aus Marzipan.

„Ich komme jedes Jahr her und kaufe ein“, erklärt eine Wimsheimerin, die ein kurzes Apfelsaft-Päuschen am Rand der Halle eingelegt hat. Sie findet es praktisch, dass hier viele Erzeuger und Direktvermarkter zentral ihre Produkte anbieten. „Da weiß man doch, was man für sein Geld bekommt“, sagt sie. Neben ihr steht die mit Schmetterlings- und Vogelbildern bunt geschmückte Wand der Heckengäu-Naturführer, vor der sich etliche interessierte Wimsheimer tummeln. „Viele fragen uns, was eigentlich alles zum Heckengäu gehört. Und viele, die denken, dass sie es wissen, sind erstaunt, wenn wir ihnen auf der Karte zeigen, wie groß das Gäu tatsächlich ist“, sagt Naturführer Gerhard Stania und lacht.

Dass das Heckengäu mit seinen kargen Böden eine arme Region war, bevor Porsche und Bosch für einen gewissen Wohlstand sorgten, ist den kleinen Menschen, die am Tisch vom Naturkostfachgeschäft Grünes Blatt aus Mühlacker begeistert die Kurbel drehen, für den Moment egal. Sie pressen unermüdlich frische Getreidekörner für ihre eigenen Frischflocken, auch wenn sie kaum über den Tisch hinausschauen können. Wer weiß, vielleicht übt hier schon die nächste Generation die ersten Handgriffe für eine bewusste und gesunde Ernährung.

Der Bauernmarkt hat Tradition

Schon seit 13 Jahren gibt es den Bauermarkt in Wimsheim, 33 Aussteller sind es in diesem Jahr gewesen. Die Palette der angebotenen Produkte ist groß und reicht von Kartoffeln über Brot, Eier, Streuobstdestillate, Säfte, Marmeladen, Marzipan und Honig bis hin zu Wolle, Schafprodukten und Naturkosmetik.

Doch es gibt noch mehr zu entdecken. „Ich finde es wichtig, dass die Direktvermarkter und Erzeuger aus der Region hier eine Plattform finden, auf der sie sich vorstellen und präsentieren können“, sagt Floristikfachfrau Sina Bertsch vom Fachgeschäft Blumenstiel in Wimsheim. Sie hat den Markt organisiert und freut sich über die vielen Besucher, die die Gelegenheit auch nutzen, sich etwa beim Pforzheimer Naturheilverein über gesunde Ernährung und gesunde Lebensführung zu erkundigen oder die sich am Fairtrade-Stand über die positiven Effekte des fairen Handels informieren. „Für mich gehört das ebenso dazu wie die Möglichkeit, Lebensmittel einzukaufen. Es macht den Markt rund und vielseitig“, ist Bertsch überzeugt.