Der Zahnimplantate-Hersteller will erweitern – doch es fehlt eine Aufstellung der Chemikalien, die die Firma künftig einsetzen möchte. Das stößt auf Widerstand im Gemeinderat. Dennoch gibt das Gremium grünes Licht für das Verfahren.

Wimsheim - Bereits im November ist es im Gemeinderat zwar schon erwähnt worden. Allerdings war es weiter erst einmal kein Thema. Es geht um die Möglichkeit, im Zuge der geplanten Erweiterung der Firma Altatec das Gewerbegebiet Breitloh-West eventuell in ein eingeschränktes Industriegebiet umzuwandeln. Der mit 350 Beschäftigten größte Arbeitgeber im Ort möchte expandieren und sein Speziallabor von Tübingen nach Wimsheim verlagern. Dort werden zur Oberflächenbehandlung der Zahnimplantate verschiedene Chemikalien eingesetzt (wir berichteten). Eine komplette Stoff- und Mengenliste liegt der Gemeinde allerdings noch nicht vor. Bekannt sind lediglich die Stoffe Flusssäure und Salpetersäure, wie der Bürgermeister Mario Weisbrich in der Gemeinderatssitzung diese Woche sagte.

 

So sind wohl auch die anfallenden Mengen letztlich noch nicht bekannt. Man gehe von weniger als 1000 Litern aus, so Weisbrich. Wenn sich das bewahrheitet, dann sei weder eine Umweltverträglichkeits- noch eine Einzelfallprüfung erforderlich. Der Status des Gewerbegebiets müsste sich nicht ändern. Allerdings könne dies erst nach der Bewertung der kompletten Liste entschieden werden.

Keine Diskussion bei der Vorstellung im November

Dies war zwar in der Gemeinderatssitzung im November schon von der Verwaltung vorgetragen worden, diskutiert wurde darüber aber nicht. Vielmehr stand die geplante Gebäudehöhe des Neubaus an der Maybachstraße im Fokus der Kritik. Das Gremium vergab damals einstimmig den Auftrag an ein Stuttgarter Planungsbüro für die Vorarbeiten zur Änderung des Bebauungsplans. Am 18. November hatte der Gemeinderat die Firma Altatec besucht und sich über die geplanten Änderungen informiert.

Nun aber, als die Verwaltung mit dem Aufstellungsbeschluss das Verfahren für die Änderung des Bebauungsplans einleiten wollte, sperrten sich die Vertreter der Liste Bürgerinitiative (BI) und Wimsheim Miteinander (WM). Der Grund: die mögliche Änderung vom Gewerbegebiet zum eingeschränkten Industriegebiet und die damit zusammenhängenden Unbekannten bei der künftigen Produktion. Zur Erinnerung: die fünf Gemeinderäte sind bei der Kommunalwahl 2014 erstmals ins Gremium gewählt worden, als in Wimsheim heftig über die Ansiedlung der Goldscheideanstalt C. Hafner diskutiert und dagegen protestiert wurde.

„Wir wissen noch nicht genau, was kommen soll“

Jetzt sahen sie offensichtlich Parallelen zur Vorgehensweise bei den Beschlüssen zu Hafner. „Wir wissen noch nicht genau, was kommen soll“, sagte Sandra Beck-Lankocz (BI), die sich an die Entscheidung der Ansiedlung der Firma Hafner erinnert fühlte, „sollen es aber noch vor Weihnachten schnell durchwinken.“

Roland Holz (WM) sprach sich gegen „vorauseilenden Gehorsam“ aus. „In erster Linie will die Firma Altatec die Änderung des Bebauungsplans. Dazu müssen sie uns erst die Unterlagen liefern“, so sein Plädoyer für eine Verschiebung der Entscheidung auf die nächste Sitzung Anfang Februar.

Seine Fraktionskollegin Rita Boller brachte noch ein gewichtiges Argument ein. „Wenn wir jetzt die Einleitung des Änderungsverfahrens beschließen, beginnt mit der Bekanntmachung die Zwölf-Wochen-Frist für ein mögliches Bürgerbegehren“, sagte sie. Auf Nachfrage machte sie gegenüber unserer Zeitung aber deutlich, dass dies für sie keine konkrete, sondern vielmehr eine theoretische Möglichkeit sei. „Mir geht es um Transparenz, gerade auch bei kommunalpolitischen Entscheidungen“, sagte sie. „Dafür sind wir damals angetreten.“ Jetzt solle man für etwas stimmen, von dem man gar nicht genau wissen, was daraus werde.

Doch die Mehrheit des Gemeinderats entschied sich mit sieben gegen fünf Stimmen (BI und WM) für den Aufstellungsbeschluss zur fünften Änderung des Bebauungsplans Breitloh-West.