Der Streit um die Ansiedlung einer Goldscheideanstalt in dem kleinen Ort wirkt bis heute nach. Fronten im Gemeinderat sind nicht zu übersehen und führen zu angespannten Situationen.

Wimsheim - Am Sonntag, 26. Mai, ist Kommunalwahl. In den nächsten fünf Jahren werden neue Gremien über die Zukunft ihrer Gemeinde entscheiden. Denn auch wenn viele amtierende Räte erneut kandidieren und sicher auch wiedergewählt werden, werden an den Ratstischen auch viele neue Gesichter zu sehen sein. Die LKZ hat daher alle Kommunen im ehemaligen Landkreis Leonberg einmal genauer unter die Lupe genommen und erörtert: Wie ist die Kommune politisch aufgestellt? Was sind die vorherrschenden Themen, und wo „brennt“ es gerade so richtig? Kurz gesagt: Welche Aufgaben erwarten den neuen Gemeinderat in den kommenden fünf Jahren? Heute: Wimsheim.

 

In der Kommunalpolitik gibt es keinen Stillstand. Das gilt selbst für relativ gut ausgestattete Gemeinden wie Wimsheim. Der kleine Ort lag rund 170 Jahre im äußersten Westen des Landkreises Leonberg. Mit der Kreisreform Anfang der 1970er Jahre wurde er dem Enzkreis zugeschlagen und befindet sich nun in dessen südöstlichem Zipfel, zwischen Pforzheim und Leonberg, zwischen Stuttgart und Karlsruhe.

Aus dem früheren Bauerndorf ist längst ein begehrter Wohnort mitten im Heckengäu geworden. Doch in Wimsheim hat man früh erkannt, dass eine Entwicklung mit Außenmaß nötig ist, um diesen Strukturwandel zu bewältigen. So ist das Wachstum des 2800 Einwohner-Ortes nicht ausgeufert. Zwar ist der Druck auf den Wohnungsmarkt auf die nahe an der Autobahn A 8 gelegenen Gemeinde groß. Doch die gemeindeeigenen Bauplätze, die pro Jahr verkauft werden, etwa im Baugebiet Frischegrund, lassen sich an den Fingern einer Hand abzählen. Immer wieder ist im Ort zu hören, dass größeres Wachstum nicht erwünscht ist, dass der dörfliche Charakter erhalten bleiben soll. Zahlreiche Aufgaben erledigt Wimsheim zusammen mit den Nachbargemeinden in Zweckverbänden, etwa für den Bauhof, die Gemeinschaftsschule, den Verwaltungsverband, die Kläranlage sowie den Breitbandausbau.

Wachsender Bedarf in der Kinderbetreuung

Verwaltung und Gemeinderat wissen, dass die Infrastruktur, etwa in Sachen Kinderbetreuung, mit der Entwicklung Schritt halten muss. Das aber ist kostenintensiv. Zwar steht die Gemeinde finanziell gut da – um ihre Rücklage von rund drei Millionen Euro würde sie manch größere Stadt in der Nachbarschaft beneiden, doch es gibt eine Reihe von Projekten, in die auch in den kommenden Jahren Geld fließen muss.

Da sind der Kindergarten und die Grundschule, in die Wimsheim investieren muss. Der wachsende Bedarf an Kernzeitbetreuung erfordert mehr Raumkapazitäten. Dafür hat der Gemeinderat mit einer Anschubfinanzierung schon die Weichen gestellt. Für die Senioren im Ort hingegen muss das Engagement in den kommenden Jahren noch konkreter werden. Zwar besitzt die Gemeinde ein Grundstück für altersgerechtes Wohnen, und man ist laut Verwaltung auf der Suche nach einem möglichen Betreiber für ein solches Projekt, doch wie das finanziert werden soll, steht noch nicht fest. Und Wimsheim hat trotz seiner Rücklagen sogar einen Kredit aufgenommen, um die Erweiterung seines Feuerwehrgerätehauses zu finanzieren. Allerdings sind die Zinsen, die die Gemeinde dafür jährlich bezahlt, mit 4000 Euro deutlich niedriger, als die 60 000 Euro Zinsen, die sie für ihre im Maulbronn-Stromberg-Fonds angelegte Rücklage bekommt.

Gelder gibt es hingegen für den nächsten Schritt in Sachen Ortssanierung. Wimsheim ist wieder in das Landessanierungsprogramm aufgenommen worden und kann weiter darangehen, seinen Ortskern auf Vordermann zu bringen. Und vielleicht wird ja in näherer Zukunft auch die unendlich scheinende Geschichte in Sachen „Neue Ortsmitte“ mit einem Wohn- und Geschäftshaus samt öffentlichem Platz zu Ende gebracht.

Wenn man von der innerörtlichen Verkehrsproblematik absieht – Wimsheim liegt nahe zwischen zwei Autobahnausfahrten und jeder Stau auf der A 8 führt zu Stau auf der Durchgangsstraße – muss das Thema Hochwasser in den kommenden Jahren verstärkt angepackt werden. Zwar ist Wimsheim nicht so stark betroffen wie die Nachbargemeinde Mönsheim – durch beide Dörfer fließt der Grenzbach – doch auch dort kommt es bei Starkregen immer wieder zu Überschwemmungen. Schutz vor Hochwasser ist aufwendig und teuer, mit zunehmendem Klimawandel aber immer dringlicher.

Hafner bleibt ein Reizthema

Während in Wimsheim viel für die Entwicklung der Infrastruktur im Ort geschieht, ist die Gemeinde in den letzten Jahren doch wegen einer anderen Sache in die Schlagzeilen geraten. Die vom vorletzten Gemeinderat beschlossene Ansiedlung der Pforzheimer Goldscheideanstalt C. Hafner im Gewerbegebiet Breitloh hat im Ort heftigen Widerstand hervorgerufen. Dieser fand seinen Niederschlag in zwei neuen Listen im Gemeinderat. Diese errangen 2014 auf Anhieb fünf von zwölf Plätzen. Zwar wurde seither weiterhin ein Großteil der Abstimmungen im Gremium einstimmig gefasst. Aber trotz aller Vermittlungsversuche und sicher bester Absichten waren die Fronten zwischen den beiden „etablierten“ Listen und den Neuen nicht zu übersehen, die selbst bei scheinbar kleinen Anlässen hervorbrechen oder zu einer angespannten Stimmung im Rat führen.

Dabei kann es auch vorkommen, dass gegen die Interessen der eigenen Liste gestimmt wird, so wie neulich, als Gemeinderäte von Wimsheim Miteinander und Liste Bürgerinitiative gegen eine Einwohnerversammlung im Herbst stimmten, obwohl sie sonst stets die Einbindung der Bevölkerung in die Kommunalpolitik fordern. Der Grund war die Ablehnung durch die beiden anderen Gruppierungen eines Antrags, diese Einwohnerversammlung künftig jedes Jahr abzuhalten.

Alle vier Listen stellen sich am 26. Mai wieder zur Wahl. Dabei fällt auf, dass die drei im Gremium vertretenen Frauen nicht mehr dabei sind, während sämtliche Männer wieder kandidieren. Übrigens verzeichnet dabei die Liste Bürgerinitiative mit nur zwei Kandidatinnen den geringsten Frauenanteil. Auf der Liste Wimsheim Miteinander ist Beate Lämmle-Koziollek mit von der Partie. Sie hat 2018 gegen den amtierenden Bürgermeister Mario Weisbrich bei der Bürgermeisterwahl knapp 32 Prozent der Stimmen geholt.