Der Kabarettist beansprucht im Leonberger Spitalhof die Lachmuskeln seines Publikums.

Leonberg - Ähnlich den immer doppeldeutig auslegbaren Orakelsprüchen der delphischen Priesterin Pythia verhält es sich häufig auch mit der deutschen Justizsprache im Bürgerlichen Gesetzbuch unseres Staates: Sie ist nicht nur eindeutig, sondern mitunter sogar mehrfach deutbar.

 

Diesen Umstand macht sich schon seit vielen Jahren Kabaretttalent Werner Koczwara zu Nutze und erfreut intelligent und stets geistreich sein Publikum. Knallevoll ist am Mittwochabend das Theater im Spitalhof in Leonberg, die Besucher sitzen sogar auf beigestellten Stühlen, um dem schwäbischen Worte-wieder-gerade-Rücker zu lauschen, „Konversationsgegacker“ nicht ausgeschlossen.

Legegegacker und Mitteilungsbedürfnis

Dass es ist dieses nette Wort tatsächlich gibt und es sogar in einem Grundsatzurteil zu finden ist, vermittelt überzeugend der „Erfinder des juristischen Kabaretts“, wie Spiegel Online ihn nennt. Das gemeine Huhn kennt nämlich zwei Hauptformen seiner Konversation: das Legegegacker, um die wichtigste Beschäftigung im Leben des Federviehs anzukündigen und einfaches Mitteilungsbedürfnis, das auch menschlichen Hühnern nicht fremd ist. Auch belegt durch einen Artikel älteren Datums, dass die Mitschuld an einem Unfall nicht nur den Lenker des Wagens träfe, sondern auch die ununterbrochen schnatternde Ehefrau.

Den besonderen Reiz des Koczwaraschen Programms macht nicht nur sein leichtfüßiges Tänzeln zwischen schwergewichtigen Paragrafen aus. Sondern die Präsentation der Realsatire, die durch das Juristendeutsch häufig entsteht und die manchmal kaum nachzuvollziehende Logik von Urteilen und Bestimmungen. Gerne spielt Koczwara mit Anekdoten aus seiner schwäbischen Heimat, schreckt dabei auch nicht vor der eigenen Familie zurück; „Der Satz ,Dies‘ Jahr schenken wir uns nichts’ stammt von uns.“ Oder über die (unfreiwillig) vitaminreiche Kost in der Kindheit des 1957 geborenen „Trollingers“: „Wir hatten schon damals einen streng veganen Speiseplan.“