In Lebensmittelgeschäften und Restaurants sollen Einwegverpackungen überflüssig werden. Die Resonanz der Kunden ist jedoch noch recht unterschiedlich.

Ludwigsburg: Anne Rheingans (afu)

Der Kaffee im Pappbecher mit Kunststoffkappe, der Salat in der Plastikschale und das Schnitzel in der Styroporbox: Wer sich aus der Gastronomie etwas liefern lässt oder im Bistro zum Mitnehmen bestellt, hat letzten Endes viel Abfall zu entsorgen. Mehrere Leonberger Restaurants und Geschäfte der Lebensmittelbranche haben den Einwegverpackungen jedoch den Kampf angesagt. Wir stellen vier Beispiele vor.

 

Zu Beginn der Coronapandemie, als einige Restaurants erstmals einen Lieferdienst oder Essen zum Mitnehmen anboten, wurde die Verpackungsfrage für viele Gastronomen aktuell. Nicht nur der zusätzliche Müll, sondern auch die Nachteile der Einwegboxen wurden dabei deutlich. So erging es Andreas und Jessica Wullinger, die die Gastronomie im Naturfreundehaus Leonberg betreiben. „Die Einwegschalen lassen Flüssigkeit durch und sind hitzeempfindlich“, sagt Jessica Wullinger. Durch einen Informationsabend des CDU-Kreisverbandes Böblingen wurden die beiden auf Mehrwegsysteme aufmerksam.

Vorteile gegenüber Einwegboxen überwiegen

Seit dem Frühjahr 2021 haben sie sich dem in Stuttgart ansässigen Recircle-System angeschlossen. Im Abhol- und Lieferservicegeschäft bekommen die Gäste ihre Gerichte in einer Mehrwegbox, die sie 10 Euro Pfand kostet. Sie können entweder die leere Box in der „Wanne Wullinger“ oder einem anderen Recircle-Partner zurückgeben oder sie bei ihrer nächsten Bestellung eintauschen. Das Gastronomenpaar ist vom Konzept überzeugt. „Das Essen bleibt wärmer und ist sicherer zu transportieren“, sagt Jessica Wullinger. Während der pandemiebedingten Schließzeiten wurde die Box gut angenommen. Nun ist das Abhol- und Liefergeschäft in den Hintergrund getreten.

Manche Gäste sind noch etwas skeptisch, was die Mehrweglösung angeht. Deshalb gibt es auf Wunsch auch Einwegbehältnisse. Einige schreckt die Pfandgebühr ab, andere haben hygienische Bedenken. Letzteres ist auch der Grund, weshalb das Thema Müllvermeidung in der „Wanne Wullinger“ nicht so gut vorankommt, wie es Andreas Wullinger gerne hätte. „Wir wollten Ketchup- und Mayonnaisetütchen abschaffen und stattdessen Flaschen auf den Tisch stellen“, sagt er. Das sei mit besonderer Hygiene während der Pandemie aber schwer zu vereinbaren.

Hygiene hat Vorrang

Ähnliche Erfahrungen hat Gastronom Martin Banzhaf vom Grünen Baum in Warmbronn gemacht. „Die Hygiene hat im Moment absoluten Vorrang“, sagt er. Trotzdem legt er viel Wert darauf, Müll möglichst zu vermeiden. Vor etwa einem Dreivierteljahr hat sich sein Restaurant daher dem Rebowl- und Recup-System angeschlossen, das Mehrwegbehältnisse anbietet und ebenfalls auf dem Pfandprinzip basiert. Die Pandemie habe das To-go-Geschäft angeschoben. „Die Nachfrage ist nach wie vor da“, sagt Banzhaf.

Zwar hat seine Gastronomie noch immer Einwegverpackungen vorrätig. „Ich will den Gästen schließlich nichts aufzwingen.“ Die Mehrwegschalen werden jedoch sukzessive stärker nachgefragt. „Etwa 80 Prozent meiner Stammgäste nehmen es gerne an.“

Kunden dürfen auch eigene Behältnisse mitbringen

Neben der Nachhaltigkeit sieht Banzhaf die Wertigkeit der Schalen. Die Behältnisse sind dicht und erhalten länger die Qualität der Speisen. Der Leonberger Gastronom hofft, dass sich noch viele andere in der Region dem System anschließen werden.

In der Metzgerei Hess in Höfingen ist man ebenfalls schon umgestiegen. Im Bistro, in dem es auch Gerichte zum Mitnehmen gibt, kommen die Rebowl-Schalen seit etwa vier Monaten zum Einsatz. „Wir haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht“, sagt Inhaber Roland Hess. „Wir wollen vom Verpackungsmüll weg.“ Wer beim Abholen nach einer Einwegverpackung verlangt, bekommt sie dort trotzdem – muss allerdings 50 Cent draufzahlen. Für das im gesamten Leonberger Stadtgebiet ausgelieferte Essen wird mittlerweile ausschließlich auf das Mehrwegsystem zurückgegriffen.

Resonanz dürfte noch größer sein

Auch an der Wurst- und Fleischtheke der Metzgerei sind Mehrwegbehältnisse erwünscht. „Kunden dürfen ihre eigenen Boxen mitbringen“, sagt Roland Hess.

In der Bäckerei Marquart in Eltingen setzt man seit Jahren auf das Recup-System. Gegen 1 Euro Pfand bekommen Kunden die Kaffeespezialitäten im Mehrwegbecher in die Hand. „Ich mache mit, weil ich es sinnvoll finde“, sagt Chef Steffen Marquart. Dafür nehme er gerne die Teilnahmegebühr in Kauf. Er wünscht sich, dass mehr Kunden die umweltfreundlichen Becher annehmen. „Die Resonanz ist noch zu gering“, meint er. Während der Pandemie musste das Konzept zeitweise aus Hygienegründen ruhen.