Bei Regen lässt es sich in den überdachten Lauben gut sitzen – das Feinau-Weinfest hat viele Liebhaber.

Leonberg - Der Ausblick auf die Reben ist einfach nur ein Traum“, sagt Hans Fenner, der wie jedes Jahr mit seinen Freunden aus Stuttgart zum Wengerterfest gekommen ist. Sie sitzen bei Werner und Inge Eckstein in der Laube. „Hier ist es unkompliziert und man kann andere Leute kennenlernen“, sagt er. Der Wein schmeckt ihm, im Glas ist der Rotling der Wengerter Werner Eckstein und Thomas Friedrich. Seine lachsrote Farbe verdankt er den Spätburgunder-, Trollinger- und Kerner-Trauben.

 

Und egal, ob es regnet oder die Sonne scheint, in den überdachten Lauben in der Feinau lässt es sich bei jedem Wetter gut feiern. „Bei Regen rücken die Leute einfach enger zusammen, das gibt eine gute Stimmung“, sagt Albert Kaspari, der Vorsitzende des Obst-, Garten- und Weinbauvereins Eltingen-Leonberg (OGWV), der Schirmherr des Festes ist.

Highlight: Der rote Hugo-Cocktail

Weincuvées finden sich bei fast allen der sieben Gastgeber. Im schwäbischen Rotling werden weiße und rote Trauben gemeinsam gekeltert, während für einen Rosé-Wein nur rote Trauben verwendet werden. Christian Bock bietet beides an. Und weil er eine etwas größere Rebfläche bewirtschaftet, kann er zusätzlich noch zwei fast sortenreine Weine anbieten. Er hat einen Kerner-Weißwein im Ausschank und einen Rotwein, überwiegend aus Spätburgundertrauben, mit etwas Dornfelder und Acolon, den er in gebrauchten Barrique-Fässern reifen lässt.

Neben Wein gibt es auch Secco und Mixgetränke: Der rote Hugo-Cocktail der Familie Schmidt ist beliebt. „Den machen wir aus unserem Secco, etwas Holunderblütensirup, kaltem Sprudel und einem Stückchen Limette“, erklärt Marc Schmidt. Auf der großen Terrasse der Familie fiel in diesem Jahr der Startschuss zum 22. Wengerterfest.

Zuviel Wein zum Selbertrinken

Zur Eröffnung hatte Wengerter Marc Schmidt den Leonberger Oberbürgermeister Martin Georg Cohn und den Albert Kaspari zu einer launigen Rundfahrt auf der Monorackbahn durch den Weinberg eingeladen. Auf der Einschienenbahn werden zum Beispiel die Trauben nach der Ernte den steilen Weinberg hinaufbefördert. Auch Wegzehrung hatten die Fahrgäste dabei, Schmidt hat eine Flasche Rotling mitgenommen. Der Wein der Familie besteht überwiegend aus Spätburgundertrauben und etwas Portugieser. Außerdem keltern die Schmidts einen Kerner-Weißwein. „Kerner und Spätburgundertrauben werden fast gleichzeitig reif, dann können wir beides gleichzeitig ernten, das hat große Vorteile für uns“, so Schmidt. Schon der Großvater hat Wein gemacht, Marc hat es vom Vater gelernt.

Auch Fritz Röckle erntet all seine Trauben gleichzeitig, er hat in seinem kleinen Weinberg einen im Schwäbischen häufig anzutreffenden „gemischten Satz“. „Wir haben viel Kerner, Spätburgunder, ein paar Trollinger-Reben und Müller-Thurgau sind auch dabei“, erzählt der Hobby-Wengerter. Das ergibt dann einen trockenen Rotling. „Zum Selbertrinken ist es zu viel Wein, deshalb machen wir gerne beim Wengerterfest mit.“ Mehr als 25 Helfer aus der Familie und Freunde sind bei ihm die vier Tage lang im Einsatz. Auch für die übrigen Nebenerwerbs-Winzer ist das Fest mit viel Arbeit verbunden und überall sind Familie und Freunde im Einsatz.

Mehltau hat bei Hitze keine Chance

Und während in den Weinbergen noch gefeiert wird, reifen an den Reben schon die Trauben für den nächsten Weinjahrgang. Allerdings sind die derzeit im Hitzestress, wie der Geologe und Wengerter Thomas Friedrich weiß: „Bei Kerner und Riesling schrumpeln einzelne Beeren zu Rosinen und fallen dann ab.“ Ganz so tragisch ist das nicht, „der Traubenansatz ist gut und die Qualität des Weins entscheidet sich erst, wenn die Reife losgeht“. „Die Wärme bringt auch Vorteile“, sagt Friedrich. „Dann hat der Mehltau keine Chance sich auszubreiten. Insgesamt sind wir bisher von Krankheiten im Weinberg verschont geblieben und es ist nicht so trocken wie im vergangenen Jahr. Auch Regen ist wichtig für ein gutes Wachstum der Trauben, dann kann es ein guter Jahrgang werden.“

Diesmal ist nach einer Pause auch der Winzer Heiko Fink wieder mit dabei. Sein kleiner Weinberg in der Feinau hatte 2018 durch den Frost keinen Ertrag, deshalb verkauft er den Wein von Wengerter Martin Hartmann. „Wichtig ist, dass die Trauben in Leonberg oder Eltingen gewachsen sind.“ Das ist Voraussetzung für die Teilnahme am Wengerterfest, das haben die Gründer des Festes selbst so festgelegt.

Heute ist der letzte Tag des Wengerterfestes, von 16 Uhr an stehen wieder die Pendelbusse an der Ecke Mollenbachstraße/Bruckenbachstraße bereit, die die Gäste in die Feinau bringen. Parken ist vor Ort nicht möglich.