Ein Trend zeichnet sich auch in der Coronakrise ab: Immer mehr Menschen interessieren sich für die Imkerei.

Weissach - Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen. Denn ausfallen soll der traditionelle Imkertag in Weissach in diesem Jahr nicht. Schon im vergangenen Jahr musste die Fortbildungsveranstaltung, die das Regierungspräsidium Stuttgart für Bienenfreunde und Imkereifachleute aus dem Land organisiert, kurzfristig den Corona-Maßnahmen weichen.

 

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Dieses Jahr findet der 47. Imkertag nun virtuell statt. Dabei geht es um Themen wie die Stärkung der biologischen Vielfalt, den Bienen- und Pflanzenschutz, aktuelle Projekte an der Landesanstalt für Bienenkunde und zu Pollen sammeln in Baden-Württemberg. Anfang der Woche gab es bereits 250 Anmeldungen.

Mit von der Partie ist Thomas Kustermann, der Fachberater für Imkerei beim Regierungspräsidium Stuttgart. Er ist mit der aktuellen Situation der Imkerei bestens vertraut und das nicht nur, weil er selbst Bienenvölker hält. Kustermann ist froh, dass der Weissacher Imkertag in diesem Jahr zumindest online stattfinden kann. Denn die Einschränkungen durch die Coronapandemie haben zwar auf die fleißigen Insekten selbst keine Auswirkungen, sagt er, aber die Aus- und Fortbildung von Nachwuchs-Imkern sei im vergangenen Jahr schwierig gewesen, viele Schulungen mussten ausfallen.

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„Die Imkervereine leisten enorme Arbeit für den Nachwuchs“, erklärt Kustermann. Sie seien manchmal fast überfordert, weil der Andrang so groß sei. Die Kurse für die Anfängerschulungen seien oft schnell ausgebucht. 2021 fand die zentrale Einführungsveranstaltung im Online-Format statt – mit 250 Teilnehmern. Die praktische Ausbildung aber ist jetzt oft nicht möglich. Hermann Buck aus Schafhausen kann diesen großen Andrang in die Imkerei bestätigen.

Der Vorsitzende des Bezirksvereins für Bienenzucht Leonberg ist froh, dass es in seinem Verein bereits im Jahr 2019 für 30 Neu-Imker die alle zwei Jahre stattfindenden Schulungen gab. 2021 bietet man sie zunächst online an. Die Webmasterin des Vereins, Susanne Müller, selbst aktive Imkerin, ist hier federführend und bekommt dafür ein großes Lob vom Vorsitzenden. Buck hofft aber, dass im Sommer wieder Präsenzveranstaltungen möglich sind. Die 20 Ausbildungsplätze seien schon allein durch die Voranmeldungen aus dem vergangenen Jahr belegt worden. Es seien übrigens auffallend viele Frauen dabei, betont er.

Das Interesse an der Natur steigt

Woher kommt das große Interesse an der Arbeit mit den Bienen? „Das Interesse an der Natur ist stärker geworden“, sagt Hermann Buck. Das sei heute besser als früher und fange schon bei den Kindern an. Wer jetzt mit der Imkerei beginne, hat oft nur zwei, drei Völker im Garten und produziere Honig für den Eigenbedarf. Ein Imker habe immer etwas zu tun, selbst im Winter, erzählt Buck, der bereits in dritter Generation mit Bienen arbeitet und auch Bienensachverständiger in seinem Verein ist. „Ich bin durch Corona in kein Loch gefallen, Bienen bauen auf und sind gut für die Seele“, so sein Fazit.

Damit es den Bienen ebenfalls gut geht und sie fleißig Honig produzieren können, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Dazu gehört auch das Wetter. Während 2020 ein gutes Jahr für die Völker mit einer entsprechenden Honig-Ausbeute war, sieht es 2021 noch nicht ganz so rosig aus, sagt Thomas Kustermann.

Kaltes Frühjahr macht den Bienen zu schaffen

Denn in diesem langen kalten Frühjahr mit bienenunfreundlichem Wetter hatten es die eifrigen Insekten nicht leicht. Während einiger warmer Tage im Februar entwickelten die Bienen Frühlingsgefühle und fingen zu brüten an, so Kustermann. Das dauert vom Ei legen bis zum Schlüpfen 21 Tage. Weil die Temperaturen wieder in den Keller stürzten, sei ein Brutzyklus ausgefallen. „Die Völker wachsen einfach nicht, die Bienenmasse fehlt, gerade passiert nichts“, schildert er die Situation. Man müsse jetzt nachfüttern.

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Das eiskalte Frühjahr habe seinen Bienen zu schaffen gemacht, sagt Hermann Buck, und er habe Angst gehabt, dass die junge Brut abstirbt. Doch jetzt seien viele Jungbienen geschlüpft, was eine große Freude sei. Und er hofft auf wärmere Tage, wenn die Natur endlich richtig aufblüht. „Hier bei uns in Schafhausen, schon am Rande des Schwarzwalds, blüht vieles erfahrungsgemäß zwei Wochen später als etwa in Leonberg“, erzählt er. Davon sollen seine Jungbienen jetzt profitieren.