Das Veranstaltungsgebäude Alte Strickfabrik kostet jedes Jahr eine halbe Million Euro– hat aber kaum Nutzer.

Weissach - In Weissach sind die Probleme meist etwas anders gelagert. Während andernorts Vereine, Parteien und Kulturorganisationen frühzeitig planen müssen, um überhaupt einen Raum für Veranstaltungen zu bekommen, gibt es in Weissach genügend Räume – aber keine Nutzer. Um die Alte Strickfabrik wollen sich Kommune und Gemeinderat jetzt verstärkt kümmern.

 

„Das ist ein architektonisch sehr schönes Gebäude“, sagt der Bürgermeister Daniel Töpfer (CDU). „Aber auch ein sehr teures Gebäude – und die Auslastung ist nicht optimal.“ Eine halbe Million Euro muss die Gemeinde jedes Jahr in die Unterhaltung, die Verwaltung und die Zinsabschreibung stecken. Dem gegenüber stehen Benutzungsgebühren und Mieteinnahmen von nur 53 000 Euro.

Im Erdgeschoss befindet sich ein großer Veranstaltungsraum

Flächen auf insgesamt vier Stockwerken hält die Alte Strickfabrik bereit. Das Untergeschoss nutzt seit 2016 die Volkshochschule, entsprechend gut ausgelastet sind die Räume dort. Im Erdgeschoss befindet sich ein großer Veranstaltungsraum. Der steht weitgehend leer, nur 70 Mal war er im vergangenen Jahr vermietet. Das Obergeschoss steht ebenfalls leer, seit der Jugendclub „Hort Factory“ dort ausgezogen ist. Das Dachgeschoss wiederum nutzen die Volkshochschule und eine Musikschule.

„Ursprünglich war die Strickfabrik als Vereins- und Kulturzentrum konzipiert“, sagt Töpfer. „Es hat sich jedoch gezeigt, dass der Bedarf nicht da ist – und vermutlich auch damals nicht vorhanden war.“ 2004 hatte die Gemeinde das Gebäude erworben und mit großem Aufwand für 9,6 Millionen Euro saniert.

Unterhaltskosten lassen sich wohl kaum reduzieren

Die Unterhaltskosten von einer halben Million Euro lassen sich nach Angaben der Gemeinde kaum reduzieren. Deshalb will man jetzt überlegen, wie man die Einnahmen erhöhen kann. „Wir empfehlen, das Obergeschoss dauerhaft zu vermieten“, nennt die Hauptamtsleiterin Nadine Pfaffeneder ein Beispiel. Die Räume seien als gewerbliche Büroräume geeignet. Zusätzliche Mieteinnahmen von 46 000 Euro ließen sich dadurch generieren, rechnet sie vor.

Für die übrigen Flächen will die Gemeinde die Gebührenkalkulation überarbeiten und mehr Nutzer finden. „Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb die Strickfabrik bislang restriktiv nur an Einheimische vermietet wird“, heißt es in einem Papier der Verwaltung. Auch an Auswärtige will die Gemeinde die Veranstaltungsflächen künftig vermieten. Entsprechende Konzepte will die Gemeindeverwaltung jetzt erarbeiten, im Sommer soll sich dann der Gemeinderat mit dem Thema beschäftigen. „Für den neu gewählten Gemeinderat wird das einer der größeren Punkte sein“, kündigt der Bürgermeister an.