Daniel Töpfer trägt seine hauchdünne Niederlage in Esslingen mit Fassung und will sich wieder ganz Weissach widmen.

Weissach - Der Moment des hauchdünn verpassten Triumphes ist noch keine 24 Stunden her, da sitzt Daniel Töpfer wieder an gewohnter Stätte: Im Gemeinderat von Weissach. Viele Wochen war der Bürgermeister im eigenen Rathaus nur selten zu sehen gewesen. Der Chef hatte sich Urlaub genommen, um den Weg frei zu machen für den Umzug in eine ungleich größere Verwaltung: Der 32-Jährige wollte Oberbürgermeister in Esslingen werden.

 

In Weissach hat der Christdemokrat mehrfach gezeigt, dass er einem Ziel alles andere unterordnen kann. Er will gewinnen, er will als Macher dastehen, er will den Ton angeben. So überlässt Töpfer auch während des Wahlkampfes am Neckar nichts dem Zufall. Im Netz wie in der Realität ist er dauerpräsent. Er gibt sich als der junge Aufräumer mit Veränderungs- und Gestaltungswillen. Im Rathaus der alten Reichsstadt, so verspricht er, werde unter seiner Führung ein neuer Wind wehen.

Und die Botschaften des jungen CDU-Politikers, dem nicht wenige Ambitionen für hohe Ämter nachsagen, wirken. Im ersten Wahlgang liegt Töpfer mit gut 31 Prozent knapp einen Punkt vor Matthias Klopfer, dem OB aus Schorndorf von der SPD. Der Grüne Vittorio Lazaridis erreicht nur enttäuschende 21 Prozent und zieht zurück.

Großer Optimismus nach dem ersten Wahlgang

Jetzt, so meinten vor zwei Wochen nicht wenige Beobachter, sei Klopfer im Aufwind, könnte er doch mit zahlreichen Stimmen aus dem Grünen-Lager rechnen. Töpfer macht eine andere Rechnung auf. „Die Leute sind mündig“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Er sehe dem zweiten Wahlgang „definitiv mit großem Optimismus“ entgegen.

Wie berechtigt der war, zeigt sich am Sonntagabend. In einem nervenaufreibenden Auszählungsshowdown liegen die beiden Konkurrenten lange nahezu gleich auf. Erst gegen Ende kann Matthias Klopfer seinen Vorsprung von gut einem Prozent (49,5 zu 48,1) über die Ziellinie retten. Schorndorf braucht einen neuen Rathaus-Chef, Weissach nicht. Tags drauf zeigt sich Daniel Töpfer gefasst. „Von der Zahl her ist es ein tolles Ergebnis. Wir haben anscheinend vieles richtig gemacht.“ Doch der Machtmensch weiß, es hat dennoch nicht gereicht: „Der Sieg war zum Greifen nah und doch weit weg.“

Töpfer akzeptiert das Ergebnis

Der Umstand, dass in Esslingen offenbar etliche Briefwahl-Unterlagen nicht rechtzeitig ihre Adressaten erreicht haben, will der CDU-Politiker nicht weiter verfolgen: „Das Ergebnis ist so in Ordnung. Man muss das akzeptieren.“

„Viel belastender“ ist für den 32-Jährigen die Wahlbeteiligung von nur 38,6 Prozent: „Man muss sich das einmal vorstellen: Mehr als 60 Prozent der Esslinger haben kein Interesse daran, was in ihrer Stadt vorgeht. Das ist krass.“

Wie geht es jetzt für Töpfer weiter?

Aber abgehakt. Jetzt will er sich wieder ausschließlich Weissach widmen: „Das hatte ich so versprochen, und das bleibt auch so.“ Daniel Töpfer glaubt nicht, dass eine Mehrheit der Menschen am Strudelbach ihm die Ambitionen in Esslingen übel nimmt. „Ich kann ja nicht den amtieren Oberbürgermeister Zieger bitten, er möge noch acht Jahre weitermachen, weil es dann bei mir besser passt.“ Schon am Sonntagabend, so berichtet Töpfer, „habe ich zahlreiche Glückwünsche für das gute Ergebnis bekommen“.

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Der nächste Urnengang ist indes nicht mehr so weit weg. Im kommenden Jahr läuft seine achtjährige Amtszeit aus. Töpfer könnte erneut antreten. Dass er das macht, will er jetzt nicht entscheiden. „Ob ich in Weissach kandidiere oder etwas ganz Neues mache, das überlege ich mir zu gegebener Zeit.“ Dass sich für den ehrgeizigen Jungpolitiker noch die eine oder andere Herausforderung ergeben wird, daran zweifelt kaum jemand.