Es ist vollbracht: Die Feuerwehr hat jetzt nicht nur eine neue Satzung, sondern auch endlich einen neuen Kommandanten. Unter der Führung von Holger Marquardt blicken die Kameraden nun nach vorne.

Weissach - Manchmal ist das Leben wie ein Puzzlespiel. Man sitzt vor den Teilchen und nichts mag zusammenpassen. In Weissach ist es die Bürgermeisterin gewesen, die in den vergangenen Wochen kräftig zu puzzeln hatte. „Bis Anfang März habe ich kein Licht am Ende des Tunnels gesehen“, erinnert sich Ursula Kreutel. Dann kam Holger Marquardt. Und plötzlich haben sich alle Puzzleteile ineinandergefügt. Herausgekommen ist eine neue, eine vereinigte Feuerwehr, zuständig für Weissach und Flacht.

 

Am Freitagabend steht Ursula Kreutel in der Alten Strickhalle in Weissach. „Ich übernehme gerne die Wahlleitung“, sagt sie und strahlt. 43 Feuerwehrmänner sind zur „Jahreshauptversammlung“ gekommen. Einziger Tagesordnungspunkt: die Wahl des Kommandanten und seiner Stellvertreter. Es ist schon die zweite Versammlung in diesem Jahr. Doch damals, Mitte Februar, war die Feuerwehr führungslos geworden, nachdem für den bisherigen Kommandanten Jürgen Müller kein Nachfolger gefunden wurde. Er musste noch drei Monate weitermachen.

41 von 43 Stimmen

Die Versammlung läuft schon eine halbe Stunde, da kann die Bürgermeisterin endlich das Wahlergebnis verkünden: „41 von 43 Stimmen sind auf Holger Marquardt gefallen. Herzlichen Glückwunsch!“ Ein Glückwunsch, auf den die Weissacher seit Jahren warten. Die Feuerwehr bestand nämlich bis vor Kurzem aus den beiden Abteilungen Flacht und Weissach. Weil diese aber zu klein geworden sind, wird seit 2011 versucht, sie zusammenzulegen.

Den Streit, der darüber entstanden ist, kann keiner so genau erklären. Im März jedenfalls sind 13 Mitglieder aus der Abteilung Flacht ausgetreten, woraufhin sie sich selbst auflöste. „Diejenigen, die jetzt ausgetreten sind, sollen fort bleiben. Wir brauchen keine Quertreiber, sondern Kameraden, die wissen, worum es geht.“ Als Jürgen Müller das auf der Versammlung am Freitag sagt, da ist er schon Kommandant a.D.

Und sein Nachfolger Holger Marquardt schon gewählt. „Ich habe mich nicht beworben, sondern viele Kameraden haben mich gefragt“, sagt er. Denn eigentlich kommt er aus Hemmingen, zieht erst nächstes Jahr nach Weissach. Verbindungen in den Ort gibt es aber einige. „Den Holger“, sagt Dietmar Aufrecht, der ehemalige Weissacher Abteilungskommandant, „kennen wir über seine Ehefrau.“ Mareen Marquardt stammt aus Weissach, leitet hier die Jugendfeuerwehr. „Die Erfahrung, die Holger hat, hat hier sonst niemand“, sagt Aufrecht. 14 Jahre lang war Marquardt hauptamtlicher Feuerwehrmann in Leonberg, bevor er sich in Heimerdingen mit einer KFZ-Werkstatt selbstständig machte. Und Führungserfahrung hat er als stellvertretender Kommandant der Hemminger Feuerwehr gesammelt.

Weissach oder Flacht? Das ist ihm egal

Das entscheidende Puzzleteil in seiner Biografie aber ist: Er kommt von außen und ist in die Streitereien nicht verwickelt. „Mir ist es völlig egal, ob einer aus Weissach oder Flacht stammt“, diktiert er dem Reporter. „Unterstreichen Sie das bitte ganz dick!“

Die Zeichen stehen also auf Neuanfang. Am 7. April hat der Gemeinderat eine neue Feuerwehrsatzung beschlossen. „Seither ist hier ein ganz neuer Zug drin, fast alle beteiligen sich an unseren Übungen“, stellt Alt-Kommandant Müller zufrieden fest. Dieses neue Kameradschaftsgefühl ist es, was Marquardt zusammen mit den neuen Stellvertretern Christian Lutz und Axel Mügge stärken will. „Wir sind eine freiwillige Feuerwehr. Unsere Arbeit muss also vor allem Spaß machen“, sagt er. Thomas Frech, der stellvertretende Kreisbrandmeister aus Böblingen, nickt. Auch er hat jetzt eine Sorge weniger, denn die Selbstzerstörung der Weissacher Wehr hat auch die übergeordneten Verbände beschäftigt. „Es ist jetzt Ihre Aufgabe, Herr Marquardt, die Einheit, die politisch geschaffen wurde, auch umzusetzen“, schreibt er deshalb den Weissachern am Freitagabend ins Stammbuch.