Franz Lampeitl war sein Berufsleben lang Bienenzuchtberater in Stuttgart beim Landwirtschaftsamt und hat den Imkertag 1974 als Fortbildungsveranstaltung ins Leben gerufen. Nun übernimmt sein Sohn Hubert die Aufgaben.

Weissach - Mit Stolz blickt Franz Lampeitl auf sein Lebenswerk zurück. Der 81-jährige sitzt in seinem Rollstuhl an der ersten Tischreihe in der Strudelbachhalle, wo sich am Mittwoch mehrere hundert Bienenzüchter aus ganz Baden-Württemberg beim Weissacher Imkertag versammelt haben. Franz Lampeitl war sein Berufsleben lang Bienenzuchtberater in Stuttgart beim Landwirtschaftsamt und hat den Imkertag 1974 als Fortbildungsveranstaltung ins Leben gerufen.

 

Lampeitl gilt als der Spezialist für Bienen und hat mehrere Fachbücher geschrieben. Neben ihm sitzt sein Sohn Hubert, ein promovierter Astrophysiker, der jetzt das Lebenswerk fortführen möchte und im vierten Jahr als Imker die rund 20 Bienenvölker des Vaters auf der Bienenwiese in Weissach bewirtschaftet.

Bis zu seiner Pensionierung 1996 hatte Franz Lampeitl den Imkertag in Weissach noch selbst geleitet und die Referenten für die Themenvorträge ausgesucht. Vor 40 Jahren fand das Forum für Imker erstmals noch in der Aula des Berufsschulzentrums in Leonberg mit etwa 50 Teilnehmern statt. Heute sind es mehrere hundert Imker, aus Heilbronn, Ludwigsburg, Waiblingen, Esslingen, Pforzheim, Tübingen, Heidenheim und vielen anderen Bezirken, die sich jedes Jahr in Weissach versammeln. „Ich wollte die Imker zusammenholen, um mit ihnen über wichtige Themen zu diskutieren“, erklärt Franz Lampeitl.

Als Bienenzuchtberater besuchte er die Imker, beriet sie an den Bienenstöcken über Haltung, Zucht und den Schutz vor Schädlingen, wie der gefürchteten Varroa-Milbe. Heute hat das Regierungspräsidium Stuttgart die Schirmherrschaft der erfolgreichen Auftaktveranstaltung in das „Bienenjahr“ übernommen. Obwohl an den Rollstuhl gebunden, lässt es sich Franz Lampeitl nicht nehmen, jedes Jahr wieder „seinen“ Imkertag zu besuchen.

Die Leidenschaft für die schwarz-gelben Tierchen lässt den früheren Flachter Ortsvorsteher nicht los. „Es ist die gut funktionierende Harmonie im Bienenvolk. Die Königin legt die Eier, die Drohnen befruchten die Königin und die Arbeitsbienen verrichten die Arbeit“, sagt Lampeitl. Sein Sohn Hubert führt die Imkerei jetzt fort. Dabei interessierte sich der 48-Jährige, der in Weissach und in Flacht aufgewachsen ist, zunächst gar nicht für Bienen.

„Ich habe das als Kind natürlich immer mitbekommen und hatte auch Kontakt zu den Bienen, aber ich habe Bienen nie aktiv bewirtschaftet“, berichtet er. Erst als Vater Franz sich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr selbst um seinen Bienen kümmern konnte, begann er, sich in die Thematik einzuarbeiten. „Irgendwann stand die Entscheidung an, die Imkerei aufzulösen. Da dachte ich mir: Das geht ja nicht – es gab bei uns immer Bienen, das muss irgendwie weitergehen“, erklärt er. Hubert Lampeitl führt die Imkerei jetzt im vierten Jahr. In der Hochzeit des Vaters waren es einmal an die 70 Bienenvölker, heute stehen noch an die 20 in Weissach auf der ortsbekannten Bienenwiese. Dort haben sie in ihren Bienenstöcken überwintert, jetzt wird ein Teil ausquartiert, in raps- und kastanienreiche Gegenden. Auch Hubert Lampeitl ist fasziniert von den kleinen Insekten: „Die Biene ist ein Wesen, das so ganz anders ist als wir. Die Insekten sind eine völlig andere Lebensform und haben auch eine komplett andere Umweltwahrnehmung.“

Ein Bienenschwarm sei eine Art Superorganismus, der sich aus den einzelnen Bienen zusammensetze – das einzelne Individuum steht im Bienenvolk im Hintergrund. „Im Gegensatz zu unserer Gesellschaft, in der das Individuum im Vordergrund steht“, sagt Hubert Lampeitl.

Sein Vater ist Jahrgang 1933, stammt aus Groß-Rammerschlag im heutigen Tschechien und kam 1946 nach Flacht. „Als ich elf Jahre alt war, da war ich ein Lausbub und meine Mutter hatte gemeint, der Junge braucht eine Aufgabe und hat mich losgeschickt, um nach den Bienen zu schauen“, erzählt der Senior mit einem Schmunzeln. Die Aufgabe hat ihn gepackt und nicht mehr losgelassen. Verdient hat sich Franz Lampeitl in seiner Heimatgemeinde auch als Flachter Ortschaftsrat, langjähriger Ortsvorsteher und nicht zuletzt viele Jahre als Weissacher Gemeinderat.