Ein Berufsbild im Wandel: Die Anforderungen an Forstwirte werden höher. Darauf reagieren die Kommunen.

Weissach/Rutesheim - Kräftige Männer, die durch den Wald  marschieren und abends die Romantik in ihrer einsamen Hütte genießen – so mag sich manch einer die Arbeit eines Waldarbeiters vorstellen.

 

Das indes ist allenfalls ein Teil der Wahrheit über das Fachpersonal der „Forstwirte“, das sich um die Wälder kümmert, Bäume fällt und neue anpflanzt, Waldwege anlegt und pflegt oder mit forsttechnischen Maschinen arbeitet.

Das zeigt allein schon ein Blick in die    Agenturmeldungen der vergangenen Monate. Im Juni hat sich ein 22-jähriger Waldarbeiter in Todtnau (Kreis Lörrach) schwere Verletzungen zugezogen, weil ein Baumstamm abgebrochen ist und den Mann am Kopf getroffen hat. In Schorndorf ist ein Waldarbeiter im Mai von Baumstämmen überrollt und schwer verletzt worden. Im Kreis Göppingen ist ein Kollege im April von einem gefällten Baum mitgerissen und schwer verletzt worden. Und sogar getötet worden ist ein 33 Jahre alter Waldarbeiter Mitte März im Schwarzwald-Baar-Kreis, weil der Mann mit technischem Gerät offenbar alleine an einem bereits gefällten Baum gearbeitet hat.

Widmaier und Töpfer unterzeichnen Vereinbarung

Waldarbeit ist also ein gefährlicher Job. Darauf reagieren jetzt auch zwei Kommunen und kooperieren bei dieser Aufgabe. Die Forstwirte von Rutesheim und Weissach arbeiten zukünftig zusammen, eine entsprechende öffentlichrechtliche Vereinbarung haben die beiden Bürgermeister Susanne Widmaier und Daniel Töpfer jetzt unterzeichnet.

„Von dem flexiblen Personaleinsatz profitieren nicht nur unsere Waldarbeiter, sondern beide Kommunen können effektiver und effizienter zusammenarbeiten und diese Zusammenarbeit intensivieren“, erklärt Daniel Töpfer.

Denn eine der wichtigsten Regeln im Wald lautet: Immer drei Personen mit Ortskenntnis müssen anwesend sein, damit im Notfall sich einer um den Verletzten kümmern und der andere Hilfe holen kann. Insbesondere bei gefährlichen Waldeinsätzen – also bei der Holzernte und beim Arbeiten mit der Motorsäge – sei so die Rettungskette bei Unfällen sicherzustellen, bestätigt Rebecca Kottmann, die Pressesprecherin des Böblinger Landratsamts. Beim dortigen Kreisforstamt sind die Förster, die Chefs der Forstwirte, angestellt.

In der Fachbehörde begrüße man daher die Kooperation zwischen Rutesheim und Weissach, sagt sie. Für beide Orte ist mit Ulrich Neumann schließlich auch ein gemeinsamer Förster zuständig. Daher hätten die drei Rutesheimer und die drei Weissacher Waldarbeiter auch schon in der Vergangenheit häufiger zusammengearbeitet. „Das wird nun in der Vereinbarung verbindlich geregelt“, sagt Ulrich Neumann.

Gemeinsam geht’s leichter

Damit gibt es in Rutesheim und Weissach Regelungen, die andernorts ebenfalls bereits praktiziert werden. „Schon seit längerer Zeit werden die Forstwirte von Schönaich auch in den Gemeindewäldern von Weil im Schönbuch und Holzgerlingen eingesetzt“, berichtet Kottmann. Ebenso sei es mit den Forstwirten von Aidlingen, die auch im Grafenauer Gemeindewald arbeiten. Seit zwei Jahren kooperieren die Aidlinger und Grafenauer zudem mit ihren Gärtringer Kollegen.

Das zeigt indes auch: Die meisten Städte und Gemeinden im Kreis Böblingen setzen auf eigene Angestellte. Lediglich Gemeinden mit kleinerem Waldbesitz – etwa Ehningen, Nufringen und Magstadt – vergeben die Arbeiten an private Unternehmen. So machen es mittlerweile auch die Gemeinden im östlichen Enzkreis. Zehn Kommunen – unter anderem Heimsheim, Friolzheim, Mönsheim und Wimsheim – haben sich hier schon 1979 zur „Forstbetriebsgemeinschaft Heckengäu“ zusammengeschlossen. Vier Waldarbeiter waren bei dieser Gemeinschaft einst beschäftigt.

Nachdem der Verwaltungsaufwand aber zu groß geworden ist, vergibt nun auch diese Forstbetriebsgemeinschaft die Waldarbeiten. „Eine Abkehr von eigenen Forstwirten hin zur reinen Unternehmervergabe der Waldarbeiten ist im Kreis Böblingen nicht zu beobachten“, sagt Rebecca Kottmann vom Landratsamt.