Baulärm, Umleitungen, Staus: Gut zwei Jahre hat die Sanierung der Ortsdurchfahrt gedauert. Knapp sechs Millionen Euro hat das Großprojekt gekostet.

Weissach - Alle sind froh, dass zwei Jahre Verkehrschaos in Flacht vorbei sind. „Wenn das geschafft ist, dann machen wir eine große Sause.“ Das hatte der Landrat Roland Bernhard dem Weissacher Bürgermeister Daniel Töpfer (CDU) beim Spatenstich zur Sanierung der Flachter Ortsdurchfahrt im Juni 2017 versprochen. Am Samstag nun hat er dieses Versprechen auf der Einweihungsfeier der komplett sanierten Ortsdurchfahrt auf dem neu gestalteten Platz vor dem Heimatmuseum eingelöst.

 

Und weil der Weissacher Rathauschef gleich gekontert hat, da müsse es aber mehr geben als Landkreis-Apfelschorle, waren alle Getränke für die Festbesucher frei. Ein kleines Dankeschön des Landkreises und der Gemeinde für die Geduld der Bürger und ein willkommenes Geschenk an diesem heißen Septemberwochenende.

Es gab häufig Unmut

Gut zwei Jahre haben die Baumaßnahmen gedauert, die nicht nur die Nerven mancher Anwohner stark strapaziert haben, sondern auch bei den Autofahrern, die täglich durch das Strudelbachörtchen fahren, häufig Unmut ausgelöst haben. Je nach Bauabschnitt kamen die Klagen der Flachter verstärkt im Rathaus an. Von befremdlichen Umleitungen, die noch dazu schlecht beschildert gewesen seien, bis hin zu den nicht erfolgten Kontrollen, um ortsfremde Autofahrer und Lastwagen, die das Durchfahrtsverbot schlicht ignoriert und damit für noch mehr Chaos und Staus gesorgt haben, fernzuhalten.

Der Bürgermeister weiß, was er seinen Bürgern zumuten musste. Doch nicht alles liegt in der Verantwortung der Gemeinde. Töpfer greift den Faden bei den Fahrzeugkontrollen auf: „Das ist Sache der Polizei, hier darf die Gemeinde gar nicht tätig werden“, erklärt er, und trotz des entschiedenen Pochens auf die Notwendigkeit von Überprüfungen hat die Polizei hier nicht die erwünschte Präsenz gezeigt.

Doch Schwamm drüber. Das Ergebnis von zwei Jahren Großbaustelle kann sich sehen lassen, finden die Bürger. „Wenn man bedenkt, dass es ja nicht nur um den Straßenbelag ging, sondern dass auch die Kanäle zur Ent- und Versorgung und teilweise die Hausanschlüsse zur Kanalisation erneuert wurden, dann ist es doch völlig in Ordnung, dass alles länger dauert“, findet die Flachterin Birgit Kunert-Weber. „Und es ist toll geworden“, fügt sie mit einem Blick auf den neuen Platz mit den frisch angelegten Hochbeeten und den geschmackvollen, bequemen Sitzmöglichkeiten hinzu.

„In der Summe ist es richtig gut gelaufen“

5,7 Millionen Euro hat das Projekt verschlungen. Etwa eine Million davon hat der Landkreis, eine halbe Million hat das Land übernommen, und 400 000 Euro wurden durch ein Förderprogramm bezuschusst. „Dazu hat die Firma Porsche mit rund 50 000 Euro die Umstellung der Straßenlaternen auf LED mitfinanziert“, erklärt der Schultes erfreut, immerhin die Hälfte des dafür vorgesehenen Budgets. Am Ende hat die Gemeinde rund 3,8 Millionen Euro investiert. Das Weil der Städter Ingenieurbüro Schädel hat in Zusammenarbeit mit dem Ortsbauamt und der Gemeinde die Bauleitung übernommen.

„In Summe ist das Projekt richtig gut gelaufen“, sagt Daniel Töpfer, „Landkreis, Gemeinde, Bauleute, Anlieger: die Abstimmung zwischen allen Beteiligten hat super funktioniert.“ Dafür spricht auch, dass das Projekt zeitlich und finanziell im veranschlagten Rahmen blieb. Darauf ist der Rathauschef schon stolz: „Nur vier Wochen Verzögerung und im Kostenrahmen geblieben, das ist bei solch einem Projekt schon etwas Besonderes“, sagt er.

Zumal ein unvorhersehbares Ereignis den Blutdruck aller Beteiligten in die Höhe schnellen ließ, nämlich als die Verdolung des Strudelbachs, der vom Sportplatz bis zum Ortsausgang von Flacht unter der Straße fließt, freigelegt wurde. Die Erdschicht zwischen Verdolung und Straßendecke betrug nicht die vorgeschriebenen 60 Zentimer, sondern lediglich 20 bis 30 Zentimeter. Dazu ist der Kanal selbst nicht in bestem Zustand. „Zusammen mit dem Wasserwirtschaftswerk des Kreises haben wir zum Glück schnell eine gangbare Lösung gefunden“, ist Töpfer dankbar. Doch er weiß, dass in naher Zukunft die restliche Verdolung ebenfalls erneuert werden muss.

„Warum gibt es keine Blitzer?“

Während der Schultes schon die nächsten Projekte andenkt, genießen die Festbesucher die Sonnenstrahlen. Nachdenklich schaut eine Flachter Seniorin zur Kirchbergstraße: „Der Weg zur Laurentiuskirche ist jetzt deutlich steiler als vorher, das finde ich nicht gut“, meint sie und packt ihre Gehstöcke fester, „hoffentlich wird das im Winter nicht eine einzige Rutschpartie.“ Ihre Begleiterin erklärt : „Tempo 30 ist ja schön und gut, aber warum gibt es hier in der Ortsmitte keinen Blitzer? Dann wird das eingehalten.“

Auch die Bürger aus Weissach haben eine Meinung zur Sanierung: „Ich fahre dreimal die Woche hierher, mich haben die Arbeiten nicht weiter gestört“, erklärt eine Dame aus Weissach. „Und es ist wirklich sehr schön geworden, ich bin begeistert. Ich wünsche mir, dass das für Weissach zügig so weitergeht!“ Sie lacht und stellt sich in die Getränkeschlange. Für ein Landkreis-Apfelschorle.