Das Flachter Heimatmuseum ist schon lange eine feste Institution im gesellschaftlichen Leben der Strudelbachgemeinde. Seit 15 Jahren betreibt der Verein die Kultureinrichtung. Mit der Botschaft: Lokales Wissen ist auch was für junge Leute.

Weissach - Man kann es gar nicht verfehlen. Kaum ein anderes Gebäude prägt das Erscheinungsbild von Flacht so sehr wie das Haus in der Leonberger Straße Nummer 2. Direkt an der Flachter Ortsdurchfahrt gelegen, sticht einem das imposante Bauwerk mit Sandsteinsockel sofort ins Auge. „Heimatmuseum – Galerie Sepp Vees“ steht da in riesigen Lettern an der Wand. Wo einst Grund- und Volksschüler unterrichtet wurden, hat das Heimatmuseum seit 1990 sein Domizil. Betreiber ist der Heimatverein Flacht, den es offiziell seit 15 Jahren gibt.

 

Sammlerstücke im Schulhaus

Doch die Geschichte des Heimatmuseums hat eigentlich schon viel früher begonnen, nämlich bereits Ende der 70er Jahre. Weil in dem großen Schulhaus immer mehr Räume frei wurden, stellte Willy Schray hier fortan seine Sammlerstücke aus. Der langjährige Schulleiter, ein ehrenamtlicher Ausgräber des Landesdenkmalsamtes und eifriger Heimatforscher, häufte nämlich über Jahrzehnte eine beachtliches Sammelsurium an. „Das waren vor allem landwirtschaftliche und handwerkliche Geräte aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die er hier in Flacht gefunden hat“, erzählt die Museumsleiterin Barbara Hornberger. „Er hat alles das mitgenommen, was sonst weggeschmissen worden wäre.“ Mit dieser Sammlung hat Willy Schray den Grundstock für die Arbeit des Vereins gelegt.

Auch wenn die offizielle Gründungsversammlung erst 2000 stattgefunden hat: Los ging es schon zehn Jahre früher. „Wir waren damals eine lose Gruppe von ein paar Leuten, haben immer wieder etwas gemacht“, erzählt Jörg Schweikhardt, Vorsitzender des Heimatvereins und Gründungsmitglied der ersten Stunde. Die Gemeinde ließ damals von der Landesstelle für Museumsbetreuung das Museum einrichten, geleitet von einer Teilzeitkraft. Als es dafür vom Land kein Geld mehr gab, übernahm zunächst die Gemeinde die Finanzierung. Doch auf Dauer konnte sie das nicht mehr stemmen. Wohin aber mit den Ausstellungsstücken und mit der Kunstsammlung von Sepp Vees, der einst in Flacht lebte?

19. 1. 200

Kurzerhand taten sich einige Bürger zusammen und gründeten am 19. Januar 2000 den Flachter Heimatverein, der seither das Museum samt Galerie Sepp Vees im Erdgeschoss beitreibt. Mit einer eigenen Museumsleiterin, seit 2004 bekleidet Barbara Hornberger diesen Posten.

Auf der einen Seite die Vees-Galerie, auf der anderen die vielen Sammlerstücke von Willy Schray – schnell wurde es eng im Erdgeschoss des ehemaligen Schulhauses, das nach wie vor im Besitz der Gemeinde ist. Für weitere Dauerausstellungen und gar Sonderausstellungen war kein Platz. „Wir wollten zudem ein Café eröffnen, brauchten auch eine Küche und eine Toilette“, erzählt Hornberger. Als dann auch noch die Feuerwehr Mängel beim Brandschutz feststellte, machte der Verein das Museum samt Galerie Mitte 2009 dicht. Um dann, nach dem Umbau, im November 2010 wieder neu zu eröffnen.

Das Café als wichtiger Treffpunkt

Und seitdem läuft’s, das Angebot werde gut angenommen, erzählt die Museumsleiterin. Besonders das Café spiele eine wichtige Rolle. „Viele Leute treffen ganz bewusst hier, um sich auszutauschen“, weiß Barbara Hornberger. Sie ist im Übrigen die einzige, die hauptamtlich im Museum arbeitet, also Geld dafür bekommt. Die Vereinsmitglieder um Jörg Schweikhardt sind allesamt ehrenamtlich im Einsatz. Sie managen während der Öffnungszeiten den Betrieb in den Daueraustellungen, im Café und in der Galerie und unterstützen die rührige Museumsleiterin, wenn sie etwa eine Sonderausstellung plant oder mal wieder umgeräumt werden muss.

Das Flachter Heimatmuseum, es ist aus dem gesellschaftlichen Leben der Strudelbachgemeinde nicht mehr wegzudenken. Jörg Schweikhardt ist überzeugt: „Es würde einen Aufschrei geben, wenn es nicht mehr da wäre.“ Und der Heimatverein erfülle schließlich auch einen Bildungsauftrag. Prinzipiell sei ein Heimatmuseum ja eher was fürs ältere Publikum. Auch der Verein besteht laut Schweikhardt zum großen Teil aus „Jungrentnern“. Doch Barbara Hornberger wird nicht müde, stets auch zu versuchen, die Jugend anzusprechen. Sei es durch die Zusammenarbeit mit den Schulen oder durch Sonderausstellungen.

Ein bisschen baut die Museumsleiterin auch die Unterstützung vom neuen und vor allem jungen Bürgermeister Daniel Töpfer. Der kann die Arbeit von Hornberger und dem Verein nur loben. „Sie alle tragen mehr als üblich und selbstverständlich zum Gelingen des Gemeinschaftsprojekts bei“, erklärt der 26-Jährige. „Ich bin stolz darauf, dass wir mit dem Museum einen lebendigen Treffpunkt haben.“