Ein Gutachten ergibt, dass sich die Bahn-Erweiterung bis nach Weissach durchaus rechnen könnte.

Weissach - Für die Diskussion um die Verlängerung der Strohgäubahn nach Weissach gibt es neues Futter. Anfang der Woche hat der Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) eine Studie veröffentlicht, für die 42 stillgelegte Strecken in Baden-Württemberg untersucht wurden. Eine Frage war dabei, ob es sich lohnt, wenn die Strohgäubahn nicht schon – wie bisher – in Heimerdingen endet, sondern weiter nach Weissach fährt.

 

Das könnte sich durchaus lohnen. Die Verlängerung der Strohgäubahn hat ein „mittleres Nachfragepotenzial“, heißt es in der Studie. Durchschnittlich 640 Fahrgäste pro Schultag würden da fahren. Das ist zwar kein Spitzenwert. Zum Vergleich: Für die Trasse zwischen Ludwigsburg und Markgröningen prognostizieren die Gutachter 3380 Passagiere. Dennoch bleiben mit dem Ergebnis die Chancen auf eine Reaktivierung der Strohgäubahn gewahrt.

Das Ergebnis der Studie kommt gut an

„Das Ergebnis der Studie des Verkehrsministeriums hat uns in Weissach sehr gefreut“, sagt Bürgermeister Daniel Töpfer (CDU) nach einer ersten Sichtung der Papiere. „Das stützt unsere bisherige Auffassung, dass die Schienentrasse Weissach-Heimerdingen das Potenzial besitzt, wieder einem regulären Bahnbetrieb zugeführt zu werden.“

Bislang fährt der Museumszug „Feuriger Elias“ auf den alten Gleisen nach Weissach. Damit das möglich ist, kümmern sich die Gemeinde und der Landkreis Böblingen gemeinsam um die alte Trasse und teilen sich die Unterhaltskosten. Beide – also Gemeinde und Landkreis – wären jetzt auch gefragt, wenn es um die Verlängerung des regelmäßigen Pendlerverkehrs geht. Im Landratsamt hat man deshalb ebenfalls die Studie des Verkehrsministers verfolgt.

Als „positiv“ wertet Landrats-Sprecher Benjamin Lutsch die Ergebnisse. „Damit sind zukünftige Perspektiven für eine Reaktivierung zunächst nicht ausgeschlossen“, sagt er. Die Sanierung und Instandhaltung der Strecke sei dem Landkreis Böblingen ein Anliegen.

Töpfer: Wir treiben die Streckenaktivierung voran

Wie geht es jetzt weiter? „Das weitere Vorgehen werden wir prüfen“, lässt sich Lutsch noch keine Tendenz entlocken. Weissachs Bürgermeister setzt sich das Thema ebenfalls auf die Agenda. „Mit dem Landkreis werden wir in den nächsten Tagen das Gespräch suchen“, kündigt Daniel Töpfer an. Die nächsten Schritte könnten dann eine vertiefte Untersuchung oder eine konkrete Machbarkeitsstudie sein.

„Wir treiben die Streckenreaktivierung voran, weil wir die Chance sehen, durch einen regelmäßigen Bahnbetrieb die Mobilitätsangebote auszuweiten und mehr Personen zu motivieren, auf den ÖPNV umzusteigen“, sagt Töpfer. Dies könne aber nur gelingen, wenn die Fahrzeiten und Umsteigemöglichkeiten attraktiv seien. „Deshalb denken wir schon darüber nach, wie eine künftige Wiederinbetriebnahme des Bahnhofs in Weissach aussehen könnte und welche Fahrgäste welche Ziele ansteuern werden.“

Der Verkehrsminister hatte die Studie über die stillgelegten Strecken beauftragt, um wieder mehr Schienen mit Leben zu füllen. Als Vorbild gilt ihm dabei die Hermann-Hesse-Bahn nach Calw. „Die Rahmenbedingungen für neue Reaktivierungsvorhaben sind so günstig wie noch nie“, sagt Winfried Hermann. Mit bis zu 96 Prozent würden Bund und Land die Baukosten bezuschussen. Für Studien gibt es Fördersätze von 75 Prozent.

379 000 Euro wurden in die Sanierung investiert

Seit 2012 fährt der Personenzug der Württembergischen Eisenbahngesellschaft (WEG) auf der Strohgäubahn von Korntal aus nur noch bis Heimerdingen. Der restliche fast sechs Kilometer lange Streckenabschnitt nach Weissach wird nur noch vom Museumsbetrieb des Dampfzugs „Feuriger Elias“ genutzt. Damit dieses Teilstück nicht verkommt, haben sich das Landratsamt und Weissach in den vergangenen beiden Jahren um dessen Sanierung gekümmert und 379 000 Euro in neue Gleise und Weichen, in Schwellen, in neue Leit- und Sicherungstechnik und in die Instandhaltung des Bahnsteigs investiert.