Die Mitarbeiter von Porsches Denkfabrik über dem Weissacher Strudelbachtal müssen weiter mit einer chaotischen Parksituation klar kommen. Der Weissacher Gemeinderat stoppte das Planverfahren eines Parkhauses.

Weissach - Die Mitarbeiter von Porsches Denkfabrik über dem Weissacher Strudelbachtal müssen weiter mit einer chaotischen Parksituation klar kommen. Der Weissacher Gemeinderat stoppte das Planverfahren eines Parkhauses, welches Porsche flächenschonend auf ein großes Regenrückhaltebecken unterhalb des Forschungszentrums erstellen will. Noch im Sommer hatte der Rat grünes Licht für diese Lösung gegeben. Dass für die rund 4500 Mitarbeiter des größten Steuerzahlers im Landkreis adäquate Parkplätze geschaffen werden müssen, leuchtete allen ein. Ebenso, dass diese in einem Parkhaus besser aufgeräumt sind, als auf versiegelten Ackerflächen.

 

Doch Wolfgang Gohl, Gemeinderat der Freien Wähler, fehlt nun ein flankierendes Verkehrskonzept zu dem Parkhausbau. „Porsche hat seine Zusagen eingehalten“, sagte Gohl mit Blick auf die Verkehrsführung im Detail und den neuen Anschluss des zweitgrößten Porsche-Standorts an die Landesstraße. Doch den Freien Wählern fehle ein Konzept von der Gemeinde, wie die Ortsteile vom Verkehr entlastet werden können. In einer Bürgerversammlung im März hatte der Verkehrsplaner Gunter Kölz ein Südtor für das 90 Hektar große Forschungszentrum ins Gespräch gebracht – samt des Rückbaus der wenig befahrenen Kreisstraße zwischen Mönsheim und Flacht. Damit würde endgültig ein Großteil des Werkverkehrs direkt ohne Ortsdurchfahrt zur Autobahn bei Heimsheim geleitet. Schon jetzt sind die Porsche-Mitarbeiter gehalten, diese Route zu nehmen. Oder den Öffentlichen Nahverkehr zu nutzen, Porsche finanziert eine Buslinie mit.

Die Räte kritisieren, das Zentrum sei zu nah an Weissach

Auch dem Gemeinderat Gerhard Mann (Unabhängige Liste) bemängelt mittlerweile, dass das neue Parkhaus für seinen Geschmack „viel zu nah in Richtung Weissach“ weise. Es sollte viel mehr in Richtung Enzkreis auf der Hochebene in Richtung der Autobahn gebaut werden. Dann allerdings müssten dazu mehr Ackerflächen versiegelt werden, was wiederum Naturschutzlobbyisten abgelehnt hatten. Die Chance, ein Gebäude auf ein bereits vorhandenes Regenrückhaltebecken zu stellen, wäre dann verpasst. Porsche versucht, mit einer Abstufung des Parkhausneubaus das Gebäude weniger hoch zu erscheinen lassen – auf der nach Weissach zugewandten Seite sind nur vier Parkebenen zu sehen.

Insgesamt hat das Haus fünf Ebenen. Der Gemeinderat der Bürgerliste, Andreas Pröllochs, sah durch den Bau des Parkhauses am jetzigen Eingang des Entwicklungszentrums immer noch alle Optionen offen. Auch die eines Südtores. Auf die Vorwürfe der Freien Wähler, dass in der Verwaltung ein Verkehrskonzept nicht weiter entwickelt wurde, konterte die Bürgermeisterin Ursula Kreutel mit dem Hinweis auf eine zuletzt geplatzte Gemeinderatssitzung – die Freien Wähler hatten angeblich in Fraktionsstärke an einer Regionalkonferenz ihrer Vereinigung teilnehmen müssen (siehe auch Seite II). Diese Sitzung soll am 26. November nachgeholt werden, da soll es um den Verkehr gehen.

„Porsche setzt alles daran, dass ein rundum verträgliche und einvernehmliche Lösung gefunden werden kann“, sagte der Porsche-Sprecher Heiner von der Laden nach die Sitzung – Fragen zur Weissacher Kommunalpolitik wollte das Unternehmen nicht beantworten. Gleichzeitig sieht auch Porsche das Südtor als sinnvolle und realistische Option.

„Von Seiten der Bürgerschaft, aber auch der Naturschutzverbände sind im jetzigen Verfahren keinerlei Einwendungen gegen das Projekt gekommen“, betonte der von der Gemeinde beauftragte Planer. Die Einwände der Freien Wähler und der Unabhängigen Liste konnten jedoch nicht ausgeräumt werden. Gohl verglich die geplanten Erweiterungen des Porsche-Entwicklungszentrums mit dem Großprojekt der Firma Bosch in Renningen-Malmsheim: „Hier wurden zuerst die Straßen ausgebaut, der Verkehr geregelt und dann gebaut.“ Dass hier Perouse mit seinen Zufahrtsstraßen und einem überlasteten Kreisverkehr das Bauernopfer ist, erwähnte er nicht.

Die Bürgermeisterin bedauert den Schritt

Die Bürgermeisterin Ursula Kreutel wies darauf hin, dass es einfacher sei, so wie Malmsheim „von Null an zu planen“, als einen 50 Jahre alten Standort weiterzuentwickeln. Ihr Fazit: „Ich bedauere Ihre Entscheidung sehr, weil Sie Ihr Einverständnis zu diesem Parkhaus bereits gegeben haben. Jetzt geht es ja nur darum, Baurecht zu schaffen.“