Anwohner klagen über unerträgliche Zustände. Der Gemeinderat unterstützt das Anliegen.

Weissach - Wenn Alois Kraus vor sein Wohnhaus in der Leonberger Straße in Weissach-Flacht tritt, rauscht der Verkehr an ihm vorbei – bei Weitem aber nicht nur mit maximal Tempo 30, wie es die Verkehrsschilder entlang der Durchfahrtsstraße eigentlich verlangen. „Der Wahnsinn der Raserei ist hier nicht mehr auszuhalten“, schimpft der Anwohner, der selbst schon mehrfach dafür gesorgt hat, dass das Landratsamt mobile Blitzgeräte in der Leonberger Straße aufgestellt hat. Kraus stellt zu diesem Zweck der Kreisbehörde regelmäßig seine Garageneinfahrt zur Verfügung.

 

„Zuletzt wurde hier ein Fahrzeug mit 78 Kilometern pro Stunde gemessen“, erzählt Kraus. Bei Messungen im Zeitraum zwischen Juni und September 2019 hat die Behörde an mindestens zwei Tagen fast ein Viertel aller Fahrzeuge beanstandet. Auffällig: Bei Messungen am Abend werden im Verhältnis zum Verkehrsaufkommen mehr Fahrzeuge geblitzt als am Vormittag.

Nicht alle halten sich ans Tempo

Seit 2015 gilt in der Flachter Ortsdurchfahrt Tempo 30. Nach Ansicht der Anwohner der Leonberger Straße und der Brunnenstraße hat das jedoch nicht zur gewünschten durchgängigen Verkehrsberuhigung geführt. Zu wenig Autofahrer halten sich nach Auffassung der vieler Anrainer an die Geschwindigkeitsbegrenzung. „Hier interessiert sich keiner für Tempo 30“, sagt Kraus und bezieht den zahlreichen Baustellenverkehr ausdrücklich mit ein: „Für die vielen Baustellenfahrzeuge scheint das Tempolimit auch nicht zu gelten“. Die Interessengemeinschaft hat deshalb bereits Unterschriften gesammelt, mit der sie ihrer Forderung nach einer stationären Blitzanlage Nachdruck verleiht.

Der Knackpunkt: Die Kommune, an die sich der Appell der Anwohner richtet, ist für das Aufstellen einer stationären Radaranlage an der Kreisstraße gar nicht zuständig. „Die Gemeinde würde sofort einen Blitzer bezahlen, wenn er denn aufgestellt würde“, betonte denn auch Weissachs Bürgermeister Daniel Töpfer (CDU). Zuständig sei aber der Landkreis. Das habe schon in der Vergangenheit dazu geführt, dass beispielsweise der Wunsch nach der Installierung eines „Smileys“ am Straßenrand – einer Anzeigetafel, die dem Fahrer seine Geschwindigkeit anzeigt, – abschlägig beschieden wurde.

Ungünstige Vorzeichen

Und auch für den jetzt durch einstimmigen Beschluss des Weissacher Gemeinderats auf den Weg gebrachten neuerlichen Vorstoß, beim Landkreis eine stationäre Messanlage im Bereich der Ortsdurchfahrt zu beantragen, sind die Vorzeichen eher ungünstig: Die Behörde hatte bereits im Vorfeld alle Geschwindigkeitsmessungen seit 2016 ausgewertet. Dabei wurden von insgesamt 15 461 Fahrzeugen 1436 geblitzt, also rund 9,3 Prozent. Dies stelle aber nach Ansicht der Straßenverkehrsbehörde „eine Überschreitungshäufigkeit im normalen bis geringen Bereich dar“. Das Landratsamt teilte mit, dass nun nach Eingang des Antrags der Gemeinde in einem nächsten Schritt „das Vorliegen der Voraussetzungen sowie die Gegebenheiten vor Ort hinsichtlich der technischen Machbarkeit“ geprüft werde.

Außer einem stationären Blitzgerät sollen nach dem Willen des Gemeinderats die Tempo-30-Schilder auch mit dem Zusatz „Lärmschutz“ versehen werden. Auch ein Zebrastreifen an der Bushaltestelle bei der Kelterstraße wurde beantragt.