Weissach und der Landkreis Böblingen kaufen Teile des Schienennetzes. Sie wollen damit verhindern, dass die Gleise stillgelegt werden, wenn die Züge der Strohgäubahn in Zukunft nur noch bis nach Heimerdingen fahren.

Weissach - Die Gemeinde Weissach baut in Sachen Strohgäubahn für die Zukunft vor. Sie übernimmt die Infrastruktur der Bahn zwischen dem Weissacher Bahnhof und der Gemarkungsgrenze bei Heimerdingen: Für rund 600 000 Euro kauft die Gemeinde die Gleise und die Werkstatt samt Lagerhalle am Weissacher Bahnhof von der Württembergischen Eisenbahngesellschaft (WEG). Was die Kommune mit den Schienenkilometern und den Gebäuden will? „Wir sichern sie“, erklärt die Weissacher Bürgermeisterin Ursula Kreutel. Die Gemeinde wolle damit verhindern, dass die Strecke stillgelegt werde und irgendwann gar nicht mehr oder nur mittels aufwendiger Planverfahren wieder in Betrieb gehen könne.

 

Noch ist das Geld nicht überwiesen – aber irgendwann 2013/2014 sollen die Verträge ihre Wirkung entfalten. Dann nämlich, wenn die knapp 45 Millionen Euro teure Sanierung der Strohgäu-Bahn zwischen Korntal und Heimerdingen in Gänze abgeschlossen ist; die nagelneuen Züge wurden bereits ausgeliefert. Nach der Sanierung werden auch die neuen Werkstätten samt Hallen in Korntal einsatzbereit sein. Von da an „übernachten“ die Züge nicht mehr in Weissach – und müssen die Gemeinde daher auch nicht mehr zwangsläufig ansteuern. „Der Zweckverband Strohgäubahn übernimmt von uns die Strecke und die Infrastruktur zwischen Korntal und Heimerdingen“, erläutert der WEG-Geschäftsführer Horst Windeisen. „Und dann erhält Weissach auch das Stück nach Heimerdingen – damit es nicht stillgelegt wird.“ Von da an wird die Strohgäubahn auch nicht mehr regelmäßig nach Weissach fahren, vorerst steuert dann wohl nur noch der Museumszug Feuriger Elias ein paar Mal im Jahr die Porschegemeinde an. Vorausgegangen waren dieser Entscheidung teils emotionale Debatten in den vergangenen Jahren: Welcher Abschnitt der Strohgäubahn bleibt in Betrieb? Was ist einigermaßen wirtschaftlich? Und: wer übernimmt die Bahn überhaupt – bei dieser Frage mischten unter anderem der Landkreis Ludwigsburg und der Verband Region Stuttgart mit.

Am Ende gründete der Kreis Ludwigsburg mit Anliegerkommunen einen Zweckverband, stellte ein neues Konzept auf die Beine. Dass die WEG die Strohgäubahn abgibt und Weissach künftig zumindest erst einmal nicht mehr angefahren wird, erklärt Horst Windeisen mit den „Zeichen der Zeit“. Die Verkehrsunternehmen könnten die Kosten der Infrastruktur nicht mehr „hereinwirtschaften“, Eisenbahn sei defizitär. „Man kann die Betriebskosten nicht durch Fahrgeldeinnahmen decken.“ Die öffentliche Hand sei daher stark gefordert. Sie müsse den Bahnverkehr gerade auf Nebenstrecken wie der Strohgäubahn unterstützen oder – wie es nun geschieht – sogar auf kommunaler Ebene direkt Verantwortung für Gleise, Bahnen und Hallen übernehmen.

Ein dritter Gleiskäufer ist neben der Gemeinde Weissach und dem Ludwigsburger Zweckverband übrigens der Landkreis Böblingen. Er übernimmt für 30 000 Euro das Schienenstück zwischen der Gemarkungsgrenze Weissach und dem eigentlichen Heimerdinger Bahnhof. „Wir kaufen diese wenigen hundert Gleismeter aus dem gleichen Grund wie Weissach: Damit sie erhalten bleiben“, erklärt Dusan Minic, der Sprecher des Kreises Böblingen. „Weissach wollte nicht auf Ditzinger Gemarkung investieren, daher springt der Landkreis auch noch in die Bresche“, erläutert er.

Wo ihre (Strohgäubahn-)Reise künftig hingeht, wissen weder der Landkreis Böblingen noch die Gemeinde Weissach im Moment genau. Klar ist aber: „Würde man in einigen Jahren die Strecke wieder in Betrieb nehmen wollen, und sie wäre dann stillgelegt, könnte das sehr teuer werden“, sagt Minic.