Wenn der Sommer gut mitspielt, erwarten die Eltinger Wengerter einen Super-Jahrgang.

Leonberg - Sonne satt! Und das seit Wochen. Nicht anders am vergangenen Wochenende, als in der Steillage am Ehrenberg bereits gegen 11 Uhr Temperaturen von über 27 Grad im Schatten herrschen. Doch Schatten sucht man hier im Weinberg natürlich vergeblich, weshalb bei der gestrigen Weinbergbegehung des Obst-, Garten- und Weinbauvereins Eltingen-Leonberg die Temperaturen tatsächlich um ein Vielfaches höher liegen.

 

Trotzdem sind knapp 15 interessierte Hobby-Wengerter der Einladung des Vereins gefolgt und haben sich von Winzermeister Heiko Fink und Geologe Thomas Friedrich fachmännischen Rat eingeholt. Die wichtigsten Fragen: Was ist im Weinberg bis zur Lese im Spätsommer noch zu tun? Und wie ist es derzeit überhaupt um die Weintrauben auf der Leonberger Gemarkung bestellt?

Die Reben sind voller Trauben

Die gute Nachricht hören alle gerne: „Wir hatten ein Super-Frühjahr, die Reben sind voller Trauben“, sagt Winzermeister Fink. „Die Natur kompensiert das schlechte Jahr 2017“, ergänzt Thomas Friedrich. Im vergangenen Jahr hatte vor allem der Frost im Frühjahr für einen nahezu Totausfall der Weinernte auf der insgesamt rund vier Hektar großen Leonberger Weinanbaufläche gesorgt. Davon wurden die Wengerter in diesem Jahr zum Glück verschont.

Und nicht nur das: Die lang anhaltende Wärmeperiode der vergangenen Wochen war weitgehend „völlig stressfrei“ für die Reben in den Eltinger Lagen Feinau und Ehrenberg und in den Leonberger Lagen Lange Furche und Heumaden. Die Folge: „Noch nie war der Austrieb so früh wie in diesem Jahr!“ Und auch vom Hagel blieben die Trauben bislang weitgehend verschont. „Das Wetter war optimal“, sagt Fink und schiebt dann nach, „doch langsam könnte die Trockenstressgefahr wachsen, die vor allem dem Trollinger zusetzt.“ Soll heißen: Wenn es in den nächsten Wochen hin und wieder kräftig regnen würde, wären die Weingärtner darüber nicht traurig. „Dann wird das ein sehr guter Jahrgang“, glaubt der Weinbaufachmann.

Der extrem frühe Austrieb dürfte auch eine ungewöhnlich frühe Lese nach sich ziehen. „Drei Wochen liegen wir vor der Zeit“, sagt Fink. „Wir erwarten den Lesebeginn bereits für den frühen September. “ Auch das wäre ein Rekord. Für die Hobbywinzer stelle sich deshalb jetzt vor allem die Frage, wann sie das letzte Mal spritzen dürfen, wenn zwischen der letzten Behandlung und der Lese mindestens 30 Tage liegen müssen. „Der letzte Spritztermin ist der 21. oder 22. Juli“, kündigt der Winzermeister den Zuhörern an. Überhaupt scheint das Thema Spritzmittel und Schädlingsbekämpfung bei den Hobbywinzern ganz oben auf der Frageliste zu stehen.

Mehltau muss rechtzeitig bekämpft werden

Was tun gegen Echten und Falschen Mehltau, was gegen Milbenbefall? In jedem Fall müsse man den Mehltau rechtzeitig bekämpfen, wissen die Fachleute. „Denn wenn er erst einmal auftritt, ist es zu spät“, sagt Fink. Dass nicht alle Milben auf den Weinblättern Schädlinge sein müssen, zeigt er seinen Zuhörern an einem ganz konkreten Beispiel: Auf der Unterseite eines Weinblattes weist er auf einen winzigen roten Punkt, der sich bewegt: „Das ist eine Raubmilbe, die eine sogenannte Rote Spinne gefressen hat.“

Die Raubmilbe ist der Nützling im Weinberg, die Rote Spinne der Schädling. „Wer hier falsch mit Insektiziden arbeitet, bekämpft Nützling und Schädling gleichermaßen.“ Auch das eine wichtige Information, die die Weingärtner von dieser Veranstaltung mit nach Hause nehmen.