Gute Stimmung bei der Vorerntebesichtigung des Obst-, Garten- und Weinbauvereins Eltingen-Leonberg in der Oberen Feinau: Erwartet wird ein gutes Jahr, das sortenreinen Anbau ermöglicht.

Wie wird der heimische Wein ist diesem Jahr, ist es zu trocken, fehlt der Regen? Wird es ein guter Jahrgang? Fragen über Fragen, denen der Obst-, Garten- und Weinbauverein Eltingen-Leonberg (OGWV) direkt vor Ort im Weingebiet der Oberen Feinau nachgegangen ist. Gleich zwei ausgewiesene Fachleute und Wengerter gaben bei der Vorerntebesichtigung Auskunft über den Stand im Weinberg, der Geologe Thomas Friedrich und der Winzer Christian Bock. Und es gibt gute Nachrichten mit Blick auf die Hitze und Trockenheit in diesem Sommer. „Das hat den bis zu 60 Jahre alten Weinstöcken wenig geschadet, weil sie sehr tief wurzeln. Ich gehe von einem normalen Weinjahr aus, auf jeden Fall besser als im letzten Jahr“, sagt Thomas Friedrich voraus.

 

Lemberger steht wunderbar im Saft

Im Vorjahr hatten die Trauben durch die Nässe vor allem unter Pilzkrankheiten gelitten, die Ernte war in vielen Weingebieten nicht sehr groß ausgefallen. Vor allem sein Lemberger steht gerade wunderbar im Saft, es sind ganz dunkle, große Trauben, die alle gleichmäßig durchgefärbt sind. „Die Trauben brauchen allerdings noch Zeit auszureifen“, ergänzt er, „aber vor allem der Lemberger macht später bei der Lese Freude, da ist der Eimer schnell voll“. Allerdings reicht seine Menge nicht für einen sortenreinen Ausbau und so wird sich der Lemberger später im Schillerwein wiederfinden. Anders sieht es beim Spätburgunder aus, er reift gut und die Menge, die Thomas Friedrich zusammen mit Werner und Inge Eckstein erntet, wird voraussichtlich sogar für einen sortenreinen Spätburgunder ausreichen. Zudem wird es bei ihnen einen sortenreinen Kerner geben und einen Schiller, der dann alle übrigen Sorten vereint, darunter der genannte Lemberger.

Allerdings gibt es Rebflächen, bei denen sich die Trockenheit stärker bemerkbar macht, vor allem bei Weinstöcken, die erst wenige Jahre alt sind reifen die einzelnen Beeren an einer Traube ganz unterschiedlich aus. Während manche schon rot sind, sind andere Beeren an der gleichen Traube noch grün. Hier könne einer der Gründe sein, dass die Wurzeln noch nicht so weit in die Tiefe gehen, erklärt Christian Bock.

Jungpflanzen leiden unter der Trockenheit

Und Jungpflanzen leiden in Trockenzeiten besonders, da ihre Wurzeln sich erst noch ausbilden müssen. Das zeigt Christian Bock an einem von ihm vor wenigen Jahren angelegten Weinberg, obwohl er diesen sogar bewässert hat. Die Beeren seines pilzresistenten weißen Sauvignac sind sehr klein geblieben, ungleichmäßig ausgereift, etliche Stöcke sind ganz ausgetrocknet, sie waren zum Teil bereits durch Nagerfraß vorgeschädigt. Der trockene Sommer hat aber durchaus Vorteile für die Weintrauben: Wenn es nicht regnet, bleiben Trauben und Laub trocken und Pilze wie der echte und falsche Mehltau halten sich in Grenzen. Und von Frostschäden sind die Reben in diesem Jahr komplett verschont geblieben. Durch die Trockenheit haben die Trauben zudem eine festere Außenhaut gebildet. Das ist durchaus ein Vorteil zum Beispiel gegen die Kirschessigfliege, die gerne rote Trauben befällt. Aber auch hier gibt es Entwarnung: Denn mit dieser Fliege ist nicht mehr zu rechnen, es ist ihr zu warm. Die festere Haut der Beeren kann aber zum Nachteil werden, wenn es jetzt zu Starkregen kommen würde, dann könnte die Außenhaut platzen. Wann dann geerntet werden kann ist noch offen, das hängt neben der Sorte und der Traubenreife auch noch von anderen Faktoren ab. Im Nebenerwerb kann meist nur am Wochenende geerntet werden, weil nur dann ausreichend Helfer zur Verfügung stehen – und es darf nicht regnen bei der Ernte.

Pflege der Kulturlandschaft bleibt weiterhin wichtig

„Wichtig“, so der Vorsitzende des OGWV, Albert Kaspari ist es auf jeden Fall, „dass die Kulturlandschaft hier in Eltingen und Leonberg weiterhin gepflegt wird. Das gilt für den Erhalt der Weinberge und der Streuobstwiesen. Dafür setzen wir uns als Verein gerne ein, vor allem ist es wichtig, rechtzeitig Nachfolger für die aufwendige Bewirtschaftung von Weinbergen und Wiesen zu finden, hier unterstützen wir unsere Mitglieder immer gerne.“