Schafhausen heißt seine neue Pfarrerin Heidi Hafner willkommen. Die Investitur findet am 17. Oktober in der Cyriakus-Kirche statt.

Weil der Stadt - Angekommen in der SchafhauserKirchengemeinde ist die rührige Seelsorgerin schon am 1. September, sie ist auch geschäftsführende Pfarrerin und schon mit den Kasualien, also mit Gottesdiensten zu besonderen Anlässen wie Taufen, Hochzeiten oder Segnungen zu besonderen Jubiläen, betraut.

 

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Heidi Hafner ist über die Jugendarbeit und eine sehr weltoffene und engagierte Religionslehrerin zum Theologiestudium gekommen. „Wir haben im Schulunterricht über so viele aktuelle Themen diskutiert und diese mit theologischen Fragen verknüpft, das war absolut spannend. Deshalb war ich mir sicher: Theologie, das wäre was für mich“, erzählt sie. Sie hat zunächst ein Jahr Griechisch und Hebräisch gelernt, bevor sie sich 1981 in Tübingen für das Studium einschrieb. Hier lernte sie ihren Mann Jens Junginger kennen, der heute Pfarrer an der Martinskirche in Sindelfingen ist. Beide setzten ihr Studium in Mainz und Frankfurt fort, sie sind in der lebhaften Aufbruchsstimmung, die damals herrschte, aufgegangen: „Der konsiliarische Prozess, also der gemeinsame Lernweg christlicher Kirchen hin zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, hat mich fasziniert und ist für mich auch ausschlaggebend gewesen, mich für den Beruf der Pfarrerin zu entscheiden“, erzählt Heidi Hafner.

Warum überhaupt Kirche?

Der Diskurs, die engagierte Auseinandersetzung mit der Rolle des Glaubens in der Gesellschaft, hat sie auf allen beruflichen Stationen in ihrem Leben, vom Vikariat in Immendingen über die Pfarrstellen in Glems bei Metzingen und in Tuttlingen, begleitet. Die Frage nach der Aufgabe des Glaubens und der Kirche in der Gesellschaft ist ihr immer wieder begegnet, vor allem bei ihrer Arbeit als evangelische Religionslehrerin an verschiedenen beruflichen Schulen im Raum Tuttlingen. Der Schluss, den sie zieht, ist ein urchristlicher: „Glaube ohne Tun geht nicht.“ Das hat sie auf ihrem beruflichen Weg durchweg so erfahren: „An den Berufsschulen war ich tendenziell eher in einem unchristlichen Feld. Umso wichtiger war die Auseinandersetzung mit der Frage, warum Kirche? Und welche Relevanz hat der Glaube in unserer Gesellschaft?“ Pfarrerin Hafner scheut diese Diskussionen nicht, schließlich engagiert sie sich im christlich-islamischen Dialog und hört bei allen Glaubensdingen genau hin.

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Die Seelsorgerin hat auch viel in der Solidaritätsarbeit mit südlichen Kirchen gewirkt, vor allem in Südafrika, wohin sie verwandtschaftliche Beziehungen hat. „Die Kirchen dort sind einerseits sehr spirituell, andererseits deutlich politischer als hierzulande“, hat sie festgestellt. Heidi Hafner ist auch in der Flüchtlingsarbeit aktiv, sie ist Mitglied der Synode der Württembergischen Landeskirche für den Gesprächskreis „Offene Kirche“.

Ein offenes Ohr für alles

„Doch jetzt möchte ich erst mal in Schafhausen ankommen und mit dem Kirchengemeinderat ausloten, wie wir den Umfang meiner 50 -Prozent-Stelle am besten umsetzen“, so die Mutter dreier erwachsener Söhne. „Ich bin gespannt auf die Erwartungen und Vorstellungen der Gemeinde, ich habe ein offenes Ohr für alles“, freut sie sich auf die neuen Aufgaben.

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Und wenn dann wieder mehr Zeit bleibt, kann sie sich ihren Hobbys widmen, lesen, wandern und irgendwann auch wieder mehr reisen. „Dieses Jahr sind wir mit dem Zug nach Sizilien gefahren“, erzählt sie, umweltverträgliches Handeln ist für die Familie ein Stück weit Lebensphilosophie. „Ich habe in meinem Leben als Pfarrerin oft gehört: Ihr predigt viel, aber was tut ihr, was tut die Kirche für die Bewahrung der Schöpfung?“ Das führt Heidi Hafner zurück zum konsiliarischen Prozess, der für sie immer ein Leitfaden war. „Das Tun“, so die 61-jährige Pfarrerin, „fängt bei jedem selbst an.“