Weil Gewerbefläche in Weil der Stadt rares Gut ist, klammert man sich an jeden Strohhalm. Die Erweiterung einer ansässigen Firma kommt da gelegen.

Weil der Stadt - Es ist eine alte Leier: Weil der Stadt hat in Sachen Gewerbeflächen wenig Spielraum. Rund 84 Hektar an Industrie- und Gewerbegebiet gibt es in der Keplerstadt, verfügbar ist davon: nichts. Auch der Platz, der laut dem Flächennutzungsplan noch infrage käme, hält sich in Grenzen. Dabei würde die Stadt, deren finanzielle Situation bekanntermaßen nicht gerade rosig ist, von mehr Gewerbesteuereinnahmen ausdrücklich profitieren.

 

Es ist fast nirgends noch Platz

„So kommt es, dass wir jeden Strohhalm in die Hand nehmen, der uns weiterhilft“, konstatierte der Stadtplaner Andreas Nölle in der jüngsten Sitzung des Weiler Gemeinderats. „Und in Hausen haben wir einen.“ Der sinnbildliche Strohhalm: Ein rund 1,8 Hektar großes Stück Wiese entlang der Heimsheimer Straße, auf die eine Firma, die ihren Sitz direkt daneben hat, gerne expandieren würde. Aktuell gibt es hier neben reichlich Gras auch eine Stellfläche besagter Firma. Warum nicht umziehen und an anderer Stelle wachsen? „Kein Platz“, wiederholte der Stadtplaner nüchtern.

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Deshalb also hier, an der Heimsheimer Straße. „Wir können dankbar sein und sollten die, die investieren wollen, mit Handkuss nehmen“, kommentierte der FDP-Stadtrat Hans Dieter Scheerer. Dass das ansässige Unternehmen auf die Fläche expandieren wird, ist recht sicher – der Großhändler von Solaranlagen möchte den Platz für die bisher durch externe Anbieter abgewickelte Logistik nutzen.

Magerwiese ist schützenswert, kann aber ausgeglichen werden

„Kaum stand eine Entwicklung des Gebiets im Raum, hat die ansässige Firma ihren Finger gehoben und gesagt, das ist das, was wir brauchen“, erinnert sich Andreas Nölle. Auch der Erste Beigeordnete, Jürgen Katz, betonte, dass es keinen Zweifel daran gebe, dass die Erweiterung so passieren wird. Trotzdem möchte man keine konkrete Angebotsplanung machen. „Bebauungspläne haben eine relativ lange Laufzeit und müssen zukunftsfähig sein“, so Nölle.

Wie aufwendig dieses Verfahren sei, sehe man alleine an der Dicke der Unterlagen, sagte Bürgermeister Christian Walter. Neben einer schalltechnischen Untersuchung und einer artenschutzrechtlichen Prüfung hatte das Nürtinger Büro „StadtLandFluss“ auch einen ausführlichen Umweltbericht vorgelegt. Dieser rechnet der vor Ort zum Großteil vorhandenen Magerwiese und den Böden zwar eine mittlere bis hohe naturschutzfachliche Bedeutung an – resümiert aber auch, dass der Eingriff durch entsprechende Maßnahmen ausgeglichen werden kann.

Ausgleichsflächen sind zerstückelt

Dass diese Ausgleichsmaßnahmen, unter anderem etwa die Umwandlung eines Ackers in artenreiches Grünland in Hausen, alle auf Weiler Gemarkung stattfinden sollen, lobte die Grünen-Stadträtin Sabine Holmgeirsson. Trotzdem, so merkte sie an, seien die entsprechenden Flächen sehr klein und zerstückelt. „Wir hätten auch gerne eine große Ausgleichsfläche“, sagte Jürgen Katz. Allerdings bräuchte eine Ausgleichsfläche eben auch Aufwertungspotenzial – und Flächen, die man in Weil der Stadt noch aufwerten könne, seien dünn gesät.

Das ist nicht unbedingt etwas Schlechtes: Rund 50 Prozent der Flächen in der Keplerstadt haben einen Schutzstatus. Eine Besonderheit, die auch der Planer Andreas Nölle kommentiert: „Weil der Stadt ist wie kaum eine andere Stadt, die ich in 40 Jahren erlebt habe, in Naturschutzgebiete eingebettet.“