In der Wendelinskapelle zeigt Stefanie Ehrenfried noch bis Ende März ihre vielseitige Kunst.

Weil der Stadt - Eine gewisse Spiritualität wohnt der Wendelinskapelle trotz Säkularisierung durch das Kunstforum Weil der Stadt noch immer inne. Durch hohe gotische Fenster fällt Licht, das wie geschaffen scheint für die sehr außergewöhnlichen Skulpturen von Stefanie Ehrenfried. Denn es verstärkt einen gewissen surrealistischen Effekt.

 

Ihre Filzplastiken benötigen unbedingt Aufmerksamkeit, einen zweiten, wenn nicht dritten oder vierten Blick. Dafür hat man im Ausstellungsraum ausreichend Platz, kann um die Werke herumgehen, sie auf sich wirken lassen. Das sehr engagierte Kunstforum um den Künstler Horst Peter Schlotter, selbst nicht unbekannt in kulturinteressierten Kreisen, eröffnet mit dieser Schau sein diesjähriges Programm, das unter einem besonderen Aspekt steht. Man feiert im September den 25. Geburtstag. Die Mitglieder wollen für ihre Stadt vor allem eines: Kunst und die Künstler, Kultur und Kunstverständnis fördern.

Weich und warm

Die in Neckarsulm geborene Künstlerin hat an der Stuttgarter Kunstakademie studiert und arbeitet seit Jahren mit einem für großformatiges plastisches Arbeiten ungewöhnlichen Material, nämlich Schafwolle. Monumentalität und Farbigkeit lassen zunächst Bildhauerarbeit vermuten, die Arbeiten sind aber durchgehend aus dem organischen Material, der rohen Wolle gefertigt, die mit der Filznadel verdichtet und so plastisch aufgebaut werden. Beim Betrachten und Erfühlen dieser Objekte erzeugt dies einen weichen und warmen Eindruck. Großformatige Figuren entstehen so, oft Köpfe oder Kopfformen aneinander, wie bei der sogenannten „großen Beere“ auf der Einladung zur Ausstellung. Als Figuren überindividuellen Ausdrucks gleichen sie oft verfremdeten menschlichen Figuren wie Wesen aus Fabeln und Mythologien.

Der Filz erscheint zunächst wie verwitterter Stein in seinen hellgrauen, manchmal beinahe marmorierten Farben und lässt Assoziationen an indische Gottheiten oder berühmte klassische Statuen wie die hellenistische Laokoon-Gruppe zu. Große Köpfe ragen aus dem Terracottaboden wie Ertrinkende aus dem Wasser: gehen sie mit einem Lächeln unter oder tragen sie den Kopf über dem Wasser? Mitten drin wie die heilige Dreifaltigkeit hängt eine, als einzige dunkle Plastik von der Decke. Hat sie nun drei Köpfe, oder drei Gesichter mit einem Hinterkopf verbunden? Drei Arme greifen den Boden. Den puppenartigen Figuren haftet eine strömende Bewegung an, die sich durch den Rhythmus ihrer Anbringung und Aufstellung im Raum erhalten.

Spannendes Material

Warum Schafwolle? „Sie ist ein warmes und lebensvolles Material. Indem ich sie verwende, kann ich meinen Skulpturen genau diese Qualitäten mitgeben. Die Wolle lässt sich im Prozess des Verdichtens fein konturieren, wird stabil und fest und bewahrt dennoch die ihr eigene Elastizität. Sie besitzt eine sinnlich-warme Ausstrahlung und bringt durch ihre offene, das Licht aufnehmende Oberfläche – eine von unzähligen in den Raum ragenden Härchen gebildete Haut – eine fast bedrängende Lebendigkeit hervor“, so erklärt die Künstlerin selbst ihre ungewöhnliche Materialwahl.

Die Ausstellung

Als Teil der Frauenwochen sind die Exponate noch bis Sonntag, 24. März, zu sehen. Öffnungszeiten: freitags von 16 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr. Adresse: Herrenberger Straße 17, Weil der Stadt.