Der Förderverein „Klösterle“ erwirbt eine gut erhaltene Kapuziner-Chronik aus dem Jahr 1664. Die Chronik soll aber nicht in einer der Vitrinen ausgestellt werden. „Das Buch ist zu wertvoll“, meint Blumhardt. Gelesen werden kann es trotzdem.

Weil der Stadt - Lebens-Beschreibungen derer in Tugenden und Wunderwercken vortrefflicher Männer des Ordens der minderen Brüder die Capuciner genannt, samt anderen denkwürdigen Geschichten, Erster Theil.“ So steht es auf der vergilbten ersten Textseite des historischen Buches, das Rolf Blumhardt in seinen Händen hält. Das alte Buch hat einen wunderschönen, in braunem Schweinsleder geprägten Einband, der von zwei Schließen zusammengehalten wird. Es ist der 1664 gedruckte erste Teil einer Chronik der Kapuzinermönche, von der nur noch wenige gut erhaltene Exemplare bekannt sind.

 

Der Förderverein für das Klösterle hat das Buch von dem Renninger Antiquar Hans-Günter Bilger erworben, Blumhardt ist der Vorsitzende des Vereins, der das alte Kapuzinerklösterle in der Altstadt erhalten, erforschen und weiterhin mit Leben füllen will.

Über den Kaufpreis der 831 Seiten dicken Chronik möchte Rolf Blumhardt nicht sprechen. Der liege aber etwa beim Preis eines guten Fahrrads ohne Elektromotor, gibt er als grobe Richtlinie an.

Ein Plätzchen wurde schon gefunden

Das historische Buch wird nun seinen Platz in den historischen Gemäuern finden. Diese haben die Mitglieder des Fördervereins in den vergangenen Jahren schön hergerichtet. Im großen Gebetssaal im Erdgeschoss finden regelmäßig Veranstaltungen statt. Im Keller wurde ein Stück historische Kopfsteinpflasterstraße freigelegt, dieses kann jetzt ganz neu von einer Stahlplattform aus besichtigt werden.

Das 1715 geweihte Kloster wurde über der historischen Straße gebaut. Im Obergeschoss des Gebäudes gelangt man durch ein eingerichtetes Krankenzimmer in einen kleinen Raum mit mehreren Nischen in den Wänden. Früher befanden sich in den Nischen Regalböden aus Holz. „Das ist die ehemalige Bibliothek“, erklärt der Vereinsvorsitzende Rolf Blumhardt. Bücher gibt es hier bislang keine – denn sie wurden während der Säkularisierung verkauft, verbrannt oder gestohlen. „Es ist nichts mehr erhalten“, sagt der Vorsitzende.

Um so wichtiger und wertvoller ist das 350 Jahre alte Büchlein. Die Kapuziner-Chronik enthält eine aufwendige Beschreibung der Geschichte und Entstehung des Kapuziner-Ordens. Sie waren ein franziskanischer Bettelorden der römisch-katholischen Kirche. Das Buch behandelt lediglich den Zeitraum von den Anfängen 1525 bis zum Jahr 1574 und wurde 1664 in Salzburg gedruckt. Das verrät eine prächtige Druckermarke namens „Mayr“.

Alt, aber wertvoll

Die Seiten sehen sehr alt aus, sind aber sehr gut erhalten. Das Buch ist in deutscher Sprache geschrieben und mit lateinischer Schrift gedruckt. Das einzige Bild ist ein aufwendiger Kupferstich, gleich am Anfang des Buches. Mit etwas Mühe, kann man den Text lesen. „Vom Ursprung und Anfang des Ordens der minderen Brüder Francisci die Capuciner genannt/der sich im Jahr Christi 1525 begeben“, handelt Kapitel eins. Und so geht es weiter in der Ordensgeschichte, 162 Kapitel lang.

Das Kapuzinerkloster in Weil der Stadt sucht man in der Chronik allerdings vergeblich. Der 351 Jahre alte erste Band endet genau 141 Jahre vor dem Bau des Weiler Klosters. Bis 1690 erschienen drei weitere Teile. Alle gelten im Antiquariatsbuchhandel als sehr selten.

Die genaue Geschichte, die das jetzt vom Förderverein „Klösterle“ erworbene Buch hinter sich hat, ist nicht bekannt. „Der Renninger Antiquar Hans-Günter Bilger hat es von einem Sammler bekommen“, weiß Rolf Blumhardt. Danach verwischen die Spuren. Durch einen Stempel und einen handschriftlichen Besitzvermerk der Bibliothek der Kapuziner in „Königshofen im Grabfeld“ ist bekannt, dass es dort wohl lange Zeit gestanden hatte.

Der Weiler Stadtarchivar Lothar Sigloch hat von dem Buch erfahren und den Förderverein darauf aufmerksam gemacht, so berichtet es Rolf Blumhardt. Daraufhin habe sich der gesamte Vorstand zum Kauf des Bandes entschlossen.

Die Chronik soll aber nicht in einer der Vitrinen ausgestellt werden. „Das Buch ist zu wertvoll“, meint Blumhardt. Gelesen werden kann es trotzdem: Es gibt von dem Werk eine PDF-Dokumentation bei der bayrischen Staatsbibliothek, die Datei soll auf die Homepage des Vereins kommen.