Es war nicht die offizielle Einweihung, aber der neu gestaltete Marktplatz lieferte die passende Kulisse für ein großes Partnerschaftsfest in Weil der Stadt mit Riquewihr und Bra.

Weil der Stadt - Nein, es sollte nicht die offizielle Einweihung des neuen Marktplatzes sein. „Heute ist zwar die Inbetriebnahme“, erklärte Jürgen Katz, der Erste Beigeordnete der Stadt, unter dessen Federführung der Marktplatz umgestaltet wurde, „aber die offizielle Einweihung ist am 14. Mai“, kündigte er an. „Das ist die Eröffnung, die keine Eröffnung ist“, feixte ein Besucher, der dies hörte.

 

Lesen Sie aus unserem Angebot: Alle News zur Coronapandemie

Der Platz voller Menschen, umgeben von zahlreichen Ständen, an denen Vereine und Gruppen Kulinarisches und Informationen anboten, vermittelte den Eindruck eines großen Stadtfestes – so wie vor Corona. Allerdings – und das war anders als früher – mussten alle an den Zugängen die drei „G“ nachweisen, also geimpft, genesen, getestet, bevor sie auf den Platz durften.

Schultes und Beigeordneter lösen Wow-Effekt aus

60 Jahre Städtepartnerschaft mit Riquewihr im Elsass und 20 Jahre mit Bra im Piemont waren der Anlass für das Fest in der guten Stube der Stadt. Einen Wow-Effekt lösten der Bürgermeister Christian Walter und Jürgen Katz aus, als sie die Begrüßungsrede jeweils abwechselnd in Deutsch, Französisch und Italienisch vortrugen und dafür mit reichlich Beifall bedacht wurden.

„Danke, dass ihr gekommen seid“, rief Christian Walter den Delegationen aus den beiden Weinbaustädten Riquewihr und Bra zu. Unter den Gästen war mit Josef Seethaler auch ein Zeitzeuge, der am 24. September 1961 bei der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde mit Riquewihr dabei war.

Es ging vor allem Völkerverständigung

Weil der Stadt war die erste Gemeinde im früheren Landkreis Leonberg, die mit einer französischen Gemeinde eine Städtepartnerschaft einging. Damals sei die Völkerverständigung nach dem Krieg, die Schaffung gegenseitigen Vertrauens sowie der Wunsch nach einem vereinten Europa im Vordergrund gestanden, so der Bürgermeister.

40 Jahre später kam auf Vermittlung des ehemaligen Böblinger Oberbürgermeisters Alexander Vogelsang die Partnerschaft mit Bra in Oberitalien dazu. Böblingen war schon mit der benachbarten Stadt Alba befreundet. Die Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde mit dem 650 Kilometer entfernten Bra fand bei gleichzeitiger Übertragung via Internet statt – vor 20 Jahren noch eine technische Herausforderung, vermutete Christian Walter. „Unsere Städtepartnerschaften sind uns eine Freude und ein Gewinn, aber auch eine Aufgabe“, mahnte er, denn nur durch persönlichen Austausch gelinge es, sie am Leben zu erhalten.

Wichtige Zusammenarbeit für Europa

Solche Momente wie heute seien Momente des Friedens und der Freude und das sei heute wichtiger denn je, sagte Vincent Scherrer aus Riquewihr, der „Perle des Elsass“, wie er hinzufügte. Lucilla Ciravegna übermittelte Grüße von Bras Bürgermeister und erinnerte daran, dass eine Delegation erst vor einem Monat zum großen Käse- und Weinfest in der 33 000 Einwohner-Stadt zu Gast war. Die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Italien sei zentral für die Zusammenarbeit in Europa, betonte sie. Besonders feierlich wurde es auf dem Marktplatz, als der Musikverein Stadtkapelle die drei Nationalhymnen der Länder intonierte und die Menschen sich dazu von ihren Plätzen erhoben.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Weil der Stadt will Keplerstadt heißen

Schließlich hatte der große Sohn der Stadt, Johannes Kepler, das Wort. In Gedichtform lobte dessen neuzeitliche Personifizierung Hans-Georg Latt die Umbau-Arbeiten auf dem Marktplatz, bei denen das Kepler-Denkmal versetzt und saniert wurde. „Die Autos sind verschwunden, und was mich riesig freut, das ist ein Ort für schöne Stunden“, so Kepler-Latt, „ich wünsch, indem ich nun mein Glas erhebe, das über diesem Markt ein guter Geist nur schwebe.“