Citymanagement ist ein mühsames Geschäft. Marion Beck in Weil der Stadt zeigt, dass es funktionieren kann.

Weil der Stadt - Marion Beck kennt die Vorurteile. In Weil der Stadt ist nichts los und es tut sich auch nichts. „Den Vergleich mit anderen Städten brauchen wir aber nicht zu scheuen“, sagt sie. Von ihrem Büro in der Touristen-Info direkt am Marktplatz aus hat sie den Überblick übers Städtle.

 

Gegenüber ist Haushaltswarenhandel Época-Galerie in den Räumen der früheren Drogerie Bartel etabliert, am westlichen Ende des Marktplatzes gibt es mittlerweile neben dem ohnehin renommierten Brillen- und Schmuckgeschäft Widmaier ein Fitnessstudio und ein Bestattungshaus. Auch die repräsentativen Räume des früheren Bekleidungsgeschäfts Speidel sind wieder vermietet, auch wenn sie jetzt als Büroräume genutzt werden. Für kleine Händler, so hört man, waren sie zu groß und für große Händler zu klein.

Jammern auf hohem Niveau

„Wir jammern auf hohem Niveau“, sagt Marion Beck, die Citymanagerin der Stadtverwaltung. Ihre Aufgabe ist es, Leben in die Stadt zu bringen und den Händlern zur Seite zu stehen. Die Leerstände in der Altstadt hat sie dabei besonders im Fokus. „Wenn jemand Flächen sucht, ruft er bei mir an“, erklärt Beck. Sie kennt alle leeren Flächen und vermittelt dann.

Drei Beispiele gibt es aus der jüngeren Zeit, die zeigen, dass das funktioniert. In der Pfarrgasse betreibt Christel Mühlbauer erfolgreich ein Café, Sandra Metzger hat in der Herrenberger Straße ein Blumenstudio und in der Stuttgarter Straße starten gerade Dimitrios Tsosilidis und Mustafa Uzun mit einem Barbershop in ihre berufliche Selbstständigkeit. „Sandra Metzger kam zu mir und meinte, sie sucht eine Ladenfläche“, erklärt Beck. „Gemeinsam haben wir dann überlegt: Was macht Sinn, was macht keinen Sinn.“

Vermittlung und Beratung sind wichtig

Die Citymanagerin kennt sich aus im Handel. Gelernt hat sie den Beruf der Modedesignerin, später war sie als Direktrice in Krefeld und in verschiedenen Abteilungen bei Breuninger, bevor sie die Elternzeit für einige weitere Aus- und Fortbildungen nutzte. „Bei Sandra Metzger war mir sofort klar, dass sie der ideale Ersatz für die Mohnblume ist“, erinnert sich Beck. Die Mohnblume war ein legendäres Blumengeschäft in der unteren Stuttgarter Straße. Das zu ist, seit Susanne Fischer vor einigen Jahren nach ihrem 23-jährigen Wirken in den Ruhestand ging.

Marion Beck begleitet die Geschäftstreibenden aber auch in der Gründungs- und Aufbauphase. „Ich vermittle auch zwischen anderen Behörden oder Abteilungen der Stadtverwaltung wie dem Ordnungs- und Bauamt.“ Bei allen drei Beispielen, bei Sandra Metzger, bei Christel Mühlbauer und bei Dimitrios Tsosilidis und Mustafa Uzun, hat Beck mitgeholfen und nebenbei drei Leerstände beseitigt.

Pittoreske Altstadt bietet eine Chance

Langweilig wird es der Citymanagerin noch lange nicht. Perfekt ist die Einzelhandelssituation in Weil der Stadt nicht, das ergab auch ein Gutachten, das die Stadtverwaltung in Auftrag gegeben hatte. 22 Leerstände hat Peter Markert, der Geschäftsführer des Aalener Markt- und Standortanalysenbüros „Imakomm“ gezählt, das entspricht einer Quote von rund 20 Prozent. Durchschnitt in Süddeutschland sind zehn Prozent. „Sie müssen was tun“, empfahl Markert den Gemeinderäten in ihrer Sitzung Mitte Februar. „Die gute Botschaft aber lautet: Sie können in Weil der Stadt was tun – das ist nicht selbstverständlich.“

Ein Element sei die „pittoreske Altstadt“, die eine echte Chance biete, ist Peter Markert überzeugt. Ein anderes Element ist ein aktives Stadtmarketing. Das betreibt Marion Beck in Weil der Stadt seit drei Jahren. „Im Moment haben wir noch zwei akute Leerstände“, sagt sie. Das ist zum einen das direkt am Marktplatz gelegene Café, das die Rieders vor Kurzem aufgegeben haben. Und zum anderen eine Ladenfläche gegenüber der Sparkasse, wo der Leonberger Makler Bannasch zuletzt eine Dependance betrieben hat. „Wir sind in engem Kontakt mit den Eigentümern“, sagt Beck.

Der Markt für Franchise-Händler gehe aber zurück, weil sich vieles ins Internet verlagert. Auch die Gastronomie sei ein schwieriges Geschäft wegen des akuten Personalmangels. Beck war zum Beispiel schon im Gespräch mit auswärtigen Gastronomen und Klein-Brauern mit der Bitte um eine Filiale in Weil der Stadt. „Gastronomen, die etabliert sind, wagen im Moment keine Experimente“, hat sie festgestellt. Ein Markt und Kundschaft sind aber in Weil der Stadt – entgegen anderslautender Gerüchte – vorhanden, davon ist die Citymanagerin überzeugt. „Wenn man hier was aufbaut, dann funktioniert es“, sagt sie. Auch das zeigen die jüngsten drei Gründer-Beispiele, die allesamt florieren und die Erwartungen ihrer Besitzer weit übertroffen haben.