Bei der Kinderuni in Weil der Stadt lernen wissbegierige Schüler, wozu Grammatik überhaupt gut ist. Mit dabei: Eine Professorin der Uni Tübingen und Paul, die Handpuppe.

Weil der Stadt - Ob unter ihnen vielleicht ein angehender Sprachwissenschaftlicher sitzt? Rund 50 Kinder haben bei der Veranstaltung „Warum brauchen wir Grammatik?“ gespannt den Worten der referierenden Dozentin Claudia Maienborn gelauscht. Die „Kinderuni in der Keplerstadt Weil der Stadt“ hatte zu der Vorlesung geladen. Unterstützt von der zotteligen Handpuppe Paul zeigt die Professorin für Linguistik und Sprachwissenschaften der Universität Tübingen den wissbegierigen Acht- bis 14-Jährigen, wozu Grammatik benötigt wird. Die Kinder folgen dem rund 45-minütigem Vortrag interessiert und stellen anschließend eifrig Fragen.

 

„Was ist der Unterschied zwischen Grammatik und Rechtschreibung? Und wenn sich die Rechtschreibung jemand ausgedacht hat, wer war das? Und überhaupt: Was ist eigentlich der kürzeste Satz der Welt? Wer denkt, Kinder sind am frühen Abend nicht mehr aufnahmefähig für Themen rund um die deutsche Sprache, der sieht sich am Donnerstagabend eines Besseren belehrt. Nicht nur sitzen die Kinder während der Vorlesung vorbildlich aufmerksam auf ihren Stühlen - am Ende können sie es gar nicht abwarten, ihre Fragen zu stellen.

Grammatikstürme ziehen auf

Zuvor hatte Maienborn die Kinder über die Bedeutung der Grammatik unterrichtet. Ihren Vortrag unterstützt sie mit einer Computerpräsentation, in der sie die Geschichte der „Drei Freunde“ aufgriff. „Jeden Morgen weckte Franz von Hahn den ganzen Bauernhof“ – so beginnt bekanntlich die Erzählung. Doch schon beim zweiten Satz lässt Maiernborn den Wörtersturm wüten – und alles ist durcheinander. Für die jungen Besucher kein Problem: Intuitiv bringen sie den durchgewirbelten Satz wieder in Ordnung. Selbst als der Grammatiksturm über den dritten Satz fegt, lösen die Kinder das Schlamassel in Sekundenschnelle und formen den Satz „Du sollen lenkte“ in „Du sollst lenken“ um.

Damit hat Maienborn den Schülern schon zwei wichtige Dinge beigebracht: Grammatik sorgt für die richtige Reihenfolge in einem Satz. Und Grammatik stellt Informationen bereit, die zum richtigen Verständnis notwendig sind.

Paul bringt die Kinder zum Lachen

Für kurze Verständnisfragen zwischendurch sorgt die Handpuppe Paul. Die bei den Kindern beliebte Figur kann nur schwer Begriffe wie „Konstituente“ und „Rekursion“ aussprechen und sorgt damit regelmäßig für Lacher unter den interessierten jungen Zuhörern.

Am Ende ihrer Vorlesung wirft Maienborn einen Blick auf die türkische Sprache und verdeutlicht damit den Kindern, dass die Regeln der deutschen Grammatik nicht einfach eins zu eins auf andere Sprachen zu übertragen sind.

Die Schüler haben dabei sichtlich Freude und scheuen auch nicht, im Anschluss an die Vorlesung eine kurzen Test zu bewältigen. Als Belohnung bekommen sie den so genannten „Grammatik-Sheriff-Ausweis“ sowie einen Anstecker.

Für ein zehnjähriges Mädchen aus Weil der Stadt ist die Vorlesung zum Thema Grammatik der fünfte Besuch der Kinderuni. Sie findet es gut, dass sie hier etwas lernen kann, was über das normale Schulwissen hinausgeht. Begeistert zeigt sich auch Julian. Für den Jungen mit den braunen Haaren ist es bereits die siebte Vorlesung. „Man kann hier viel lernen“, sagt er und zeigt stolz sein Stempelheft, den sogenannten Kinderuni-Schein. „Die Vorlesung zum Klima war richtig toll. Da haben wir mit Strom echte Blitze gemacht“, erzählt der Zehnjährige. Noch drei Veranstaltungen muss er besuchen, dann hat er zehn Stempel und darf sich „Weiler Füchsle“ nennen.

Ab 20 Stempel gilt man als „Weiler Fuchs“, ab 30 ist man ein „Weiler Silberfuchs“. Den „Weiler Master“ erhalten die jungen Uni-Besucher mit 50 Stempeln. Aktuell haben in Weil der Stadt drei Schüler im Alter von 13 bis 14 Jahren den Kinderuni-Master.