Befinden sich im Fluss Keime? Das Landratsamt kann das nicht ausschließen.

Weil der Stadt - Ein Freibad gibt es in Weil der Stadt nicht. Dementsprechend beliebt als Bademöglichkeit ist die Würm, die durch vier der fünf Weiler Ortsteile fließt und im heißen Sommer ein kühles Vergnügen verspricht. Eine beliebte Stelle ist zum Beispiel das Flussufer im Sägeweg beim Maisenbachweiher, zwischen Weil der Stadt und Schafhausen gelegen.

 

Das Wasser der Würm sei aber „kein Badegewässer“. Das teilt nun Simone Hotz, die Sprecherin des Landratsamts Böblingen, auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Im Landratsamt ist das Wasserwirtschaftsamt angesiedelt, das für die Kontrolle der oberirdische Gewässer im Kreis zuständig ist.

Keimbelastung nicht ausschließbar

Im Landkreis Böblingen seien überhaupt keine Badegewässer ausgewiesen, deshalb überwache man die Seen, Bäche und Flüsse im Hinblick auf mögliche Gesundheitsgefährdungen gar nicht.

„Keimbelastungen in der Würm können nicht ausgeschlossen werden“, erklärt Hotz. Schließlich leiten einige Kläranlagen ihr Wasser in die Würm, auch Regenüberlaufbecken sind an den Fluss angeschlossen.

Anstoß für die Nachfrage nach der Qualität der Würm war ein Besuch des Diplom-Hydrologen Holger Kappich im Technischen Ausschuss des Weil der Städter Gemeinderates. Kappich und sein Team vom Stuttgarter Landschaftsarchitektenbüro „Geitz und Partner“ befassen sicht gerade mit der Planung des Würm-Abschnitts bei den Brühlwiesen in Weil der Stadt. Dort entsteht zurzeit das neue Pflegeheim, auch anliegende das Flussufer soll umgestaltet und in seinen ursprünglichen natürlichen Zustand versetzt werden. Der ökologische Gesamtzustand der Würm sei unbefriedigend, hatte Kappich erläutert. Wegen der vielen Einleitungen von Kläranlagen und Regenwasser sei die Würm chemisch vorbelastet und das Wasser könne krankheitserregende Keime enthalten, erklärte der Hydrologe.

In den 70er-Jahren war die Würm begradigt worden und hatte ein Beton-Bett bekommen. Damals dachte man, das sei gut, damit das Hochwasser möglichst schnell abfließt. Darunter leiden aber Fische und andere tierische Organismen, Pflanzen und damit auch die Wasserqualität in dem Fluss. Holger Kappich wies darauf hin, dass das Wasserhaushaltsgesetz und EU-Richtlinien vorschreiben, Flüsse in ihren naturnahen Zustand zurückzuführen. Das Projekt der Stadt an den Brühlwiesen sei daher gut – es sind aber nur 160 Meter. Am Gesamtzustand der Würm könne das nicht viel ausrichten, sagte Kappich. „Dafür herfür sind noch viele weitere Bausteine erforderlich.“

Gewässer nicht am Stück bearbeiten

Im Kreis-Wasserwirtschaftsamt ist man sich dessen bewusst. „Es besteht Handlungsbedarf an der Würm, weshalb derzeit verschiedene Maßnahmen initiiert und durchgeführt wurden und werden, um den Zustand zu verbessern“, berichtet Pressesprecherin Simone Hotz. Leider könne man Gewässer nicht am „Stück bearbeiten“. Geplant aber sei zum Beispiel der Ausbau der Kläranlage Böblingen-Sindelfingen und die Verbesserung der Behandlung des Schmutzwasseranfalls von der A 81. Auch die Brühlwiesen in Weil der Stadt seien „ein Mosaikstein zur Verbesserung der Gesamtwasserqualität“.

Aber was heißt das nun für jene, die gerne in der Würm baden? Das Wasserwirtschaftsamt empfiehlt entsprechende Hinweise, dass es sich nicht um Badewasser handelt. „Das werden wir umsetzen“, kündigt Weil der Stadts Beigeordneter Jürgen Katz auf Nachfrage an. „Wir stellen Schilder auf.“