Müll, Lärm und Vandalismus: Weil bei der Stadtverwaltung nach wie vor zahlreiche Beschwerden eingehen, sollen nun private Ordnungshüter aushelfen.

Lärm in der Bahnhofstraße, leere Flaschen und Zigarettenstummel auf den Spielplätzen und herrenlose Pizzakartons auf den Grünflächen des Carlo-Schmid-Platzes: Einige öffentliche Plätze Weil der Stadts sind besonders am Wochenende von Partygängern gerne besucht, die hier ihre Spuren hinterlassen. Beschwerden von betroffenen Einwohnern trudeln bei der Stadtverwaltung regelmäßig ein.

 

Was tun? Um zumindest das Müllproblem anzugehen, hatte die Verwaltung im vergangenen Jahr eine Image-Kampagne gestartet, die aber scheinbar wenig rütteln konnte. „Wir bekommen jede Woche Beschwerden“, berichtete Bürgermeister Christian Walter in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Und die Ordnungsverstöße reichen von der beiläufig beiseitegeworfenen Pfandflasche bis zu richtigem Vandalismus.

Mehrere tausend Euro Mehrkosten

Das kostet die Stadt: Laut Bauhof seien so in den letzten drei Jahren rund 10 000 Euro Mehrkosten entstanden, unter anderem, weil nach einem durchgefeierten Wochenende einige Plätze in der Stadt erst einmal gereinigt werden müssen. „Schon jetzt zahlt die Allgemeinheit für das Fehlverhalten einzelner“, fasst es Walter zusammen.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Heimsheim bekommt private Ordnungshüter

Abseits der Arbeitszeiten des Gemeindevollzugsdienstes ist in solchen Fällen eigentlich die Polizei zuständig. „Aber auch die kann am Wochenende wegen Ruhestörung nicht immer sofort anrücken“, so Walter. Was also tun? Der Vorschlag der Verwaltung: Eine City-Steife engagieren, wie es sie auch schon in einigen anderen Kommunen des Altkreises gibt. „Wir sind hier im Zwiespalt“, kommentierte der Bürgermeister. „Geben wir einen kommunalen Auftrag für etwas, das eigentlich nicht unsere Aufgabe ist?“ Konkret hatte die Verwaltung den Gemeinderäten vorgeschlagen, eine City-Streife zunächst probeweise bis maximal Oktober zu beauftragten. Zwei private Sicherheitsleute sollen, so stellt die Stadtverwaltung es sich vor, immer freitags und samstags zwischen 20.30 und 23.30 Uhr patrouillieren. Fokussieren soll sich ihr Einsatz besonders auf bereits bekannte Brennpunkte, etwa den Spielplatz Brühlweg, den Carlo-Schmid-Platz, den Alten Merklinger Sportplatz oder die Bahnhofstraße.

City-Streife soll am Wochenende patrouillieren

Lesen Sie aus unserem Angebot: City-Streife dreht weiter ihre Runden

Dabei soll die City-Streife keineswegs ein Ersatz für die Polizei sein, vielmehr eine Ergänzung. Im Gegensatz zu dieser hat die City-Streife nämlich deutlich eingeschränktere Rechte, kann aber zumindest Präsenz zeigen, Ruhestörer ansprechen und im Zweifel die Polizei hinzuziehen. Kosten wird das die Stadt schätzungsweise 6000 Euro. Ein Preis, der es den anwesenden Gemeinderäten wert ist – auch, wenn einige zunächst zögerlich reagierten. „Ich habe erst gedacht, um Gottes Willen, fangen wir das jetzt auch noch an“, kommentierte etwa CDU-Fraktionsvorsitzender Florian Scharpf, war schließlich aber doch überzeugt. „Wir sollten den Versuch wagen.“ Dass es einerseits nicht schön sei, dass man in Weil der Stadt ein solches Konzept brauche, betonte Grünen-Stadträtin Anke Matthias-Schwarz. „Andererseits ist auch gefährlich, wenn Bürgerinnen und Bürger das Gefühl haben, sie können sich bei Ruhestörung an niemanden mehr wenden.“

Gemeinderat beschließt einstimmig

Lesen Sie aus unserem Angebot: Schmutzfinken sind im Visier der „City-Streife“

Dass sich die City-Streife trotz begrenzter Rechte als effektiv erweisen könnte, daran glauben die Gemeinderäte. „Wenn da zwei kräftige Männer vorbeilaufen, wird der ein oder andere vielleicht auch die Ohrlappen umlegen“, so Bernd Laure von den Freien Wählern. Im Gremium herrschte schließlich Einigkeit – der Vorschlag der Verwaltung wurde einstimmig angenommen, die City-Streife kommt. Im Herbst sollen die Ergebnisse de Probelaufs noch einmal im Gemeinderat thematisiert und dann über eine weitere Beauftragung entschieden werden.

Rutesheim und Mönsheim sind zufrieden

In anderen Kommunen ist man mit der City-Streife zufrieden: In Rutesheim etwa gibt es den Sicherheitsdienst schon seit vielen Jahren. „Die Unterstützung durch die City-Streife hat sich in Rutesheim hervorragend bewährt“, bestätigte Bürgermeisterin Susanne Widmaier auf Nachfrage unserer Zeitung. Erster Beigeordneter Martin Killinger lobte die gute Zusammenarbeit der City-Streife mit der Polizei. Und auch im Enzkreis ist man glücklich. „Ich habe durchaus den Eindruck, dass das etwas bewirkt hat“, so der Mönsheimer Bürgermeister Thomas Fritsch.