Bis 1983 sind zwischen Calw und Weil der Stadt Personenzüge gependelt. Nun will der Landkreis Calw die Trasse dieser sogenannten Schwarzwaldbahn reaktivieren – und in Eigenregie kommunale Bahnen sogar bis Renningen fahren lassen.

Weil der Stadt - Der Landkreis Calw will die Gleise der alten Schwarzwaldbahn auf eigene Faust reaktivieren. In ein paar Jahren soll im Halbstundentakt zwischen der Stadt Calw und Renningen eine kommunale S-Bahn pendeln, wie der Landrat Helmut Riegger am Mittwoch auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigte. Zuvor hatte am Mittwochmorgen die Lenkungsgruppe getagt, zu der neben Riegger auch Vertreter von Anliegergemeinden sowie des Karlsruher Beratungsbüros TTK gehören. Die neue Zugverbindung hat bereits einen Namen: „Hermann-Hesse-Bahn“ soll sie heißen. Der „Steppenwolf“-Autor wurde anno 1877 in Calw geboren.

 

Die Planer hatten während der Sitzung die Ergebnisse eines Verkehrsgutachtens vorgestellt – einer sogenannten standardisierten Bewertung. Sie ergab, dass die Anzahl potenzieller Fahrgäste im Verhältnis zu den Kosten so hoch ist, dass der Landkreis Calw Fördermittel von Land oder Bund für den Bahnbetrieb beantragen kann. „Wir haben den entsprechenden Mindestwert deutlich überschritten“, so Riegger. Die genau errechnete Anzahl potenzieller Fahrgäste wollte Riegger aber noch nicht nennen. „Erst müssen wir die Bewertung dem Verkehrsministerium vorlegen, das sie noch einmal prüft.“

Klar sei aber, dass man mit tausenden Pendlern rechne. Dazu trägt vor allem der Ausbau der S 60 bei Renningen und Magstadt bei. In und um Calw herum leben viele Menschen, die in Sindelfingen oder Böblingen arbeiten. Sie könnten mit der Hermann-Hesse-Bahn nach Renningen fahren und von dort aus dann weiter in Richtung Daimler oder Anlagenhersteller Eisenmann. „Es geht also nicht nur darum, Stuttgart zu erreichen“, erklärte Riegger.

Eine genaue Kostenberechnung ist einer der nächsten Schritte, die die Calwer angehen wollen. Erste Schätzungen gehen davon aus, dass es rund 50 Millionen Euro kosten würde, die Hermann-Hesse-Bahn „aufs Gleis“ zu heben, hinzu kämen die Folgekosten. Vom Land oder dem Bund erhofft sich der Landrat 75 Prozent der Bau- und Sanierungsgelder – dank des „Gesetzes über Finanzhilfen zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse der Gemeinden“ (GVFG). Die Mittel wären nicht nur für die Ertüchtigung der Schienen bestimmt, sondern auch für den Bau von Brücken und eines Tunnels. Letzterer würde den Hacksberg bei Ostelsheim und Schafhausen durchstoßen. „Bisher führt eine Schleife um den Berg herum“, erläuterte die Pressesprecherin des Kreises Calw, Sarah Tonhauser. „Der Tunnel wäre nur 400 Meter lang, wir würden rund 2,5 Kilometer Strecke einsparen“.

Nun will Riegger erst einmal seinen Kreistag von den Plänen informieren – und im Herbst über einen Grundsatzbeschluss abstimmen lassen. Auch mit anderen Behörden und Institutionen stehen weitere Gespräche an. Beispielsweise mit Weil der Stadt und Renningen, außerdem mit dem Landkreis Böblingen. Hier hat der Landrat Roland Bernhard bereits betont, „für eine Zusammenarbeit offen“ zu sein. Der Verkehrsverbund der Region Stuttgart muss ebenfalls mitziehen. Immerhin würde die Hermann-Hesse-Bahn an die regionalen S-Bahn-Gleise anschließen. Und weil sie hinter Weil der Stadt sogar ein Stück dieses Netzes befahren soll, müssten auch die Zugtakte aneinander angepasst werden.