Ein neu gegründeter Verein möchte in der Keplerstadt generationenübergreifendes Wohnen in Gemeinschaft verwirklichen. Allerdings ist die Standortfrage noch ungeklärt. In drei bis vier Jahren soll es soweit sein.

Weil der Stadt - Juliane Sauerland weiß, dass es noch „ein sehr langer Weg bis zum Ziel ist“. Sie meint damit ein Projekt für gemeinschaftliches Wohnen von Menschen unterschiedlicher Altersgruppen. „Ich habe schon immer gern in Wohngemeinschaften gelebt“, erzählt die 62-Jährige Agrarwissenschaftlerin, die lange im Umweltschutz arbeitete und heute „mit großer Freude“ an der Heinrich-Steinhöwel-Schule Deutsch als Fremdsprache unterrichtet.

 

Unter dem Motto „Gemeinschaftliches Wohnen, selbstbestimmt Leben“ will der neu gegründete Verein Gemeinschaftliches Wohnen Weil der Stadt, dessen Vorsitzende Juliane Sauerland ist, Wohnraum für Familien, Paare und Einzelpersonen, für Jung und Alt, schaffen. Dabei denken die acht Aktiven im Verein sowie die etwa 25 Unterstützer auch an neue Wohnformen, bei denen sich private und gemeinschaftliche Bereiche je nach Bedarf ergänzen.

Vor ein paar Jahren besuchten Juliane Sauerland und ihr Mann als Gasthelfer die Gemeinschaft Tempelhof bei Crailsheim. „Danach waren wir sehr motiviert. Es war mir klar, dass ich so etwas künftig möchte“, erzählt sie. Bundesweit gebe es schon viele Lebensgemeinschaften. Als weiteres Beispiel nennt sie das Projekt Vaubanaise in Freiburg, wo es auch Pflege-WGs gibt. Zwar habe sich die Frage gestellt, irgendwo dazu zu gehen, doch die Familie lebt schon fast 30 Jahre in Weil der Stadt und möchte dort bleiben.

Dann wurde klar, dass mit dem derzeitigen Neubau auf den Brühlwiesen das Seniorenzentrum Bürgerheim am Heinrichsberg in absehbarer Zeit frei wird. „Das war der Auslöser“, beschreibt die Vereinsvorsitzende den Funken, der auf sie und andere übersprang und das Feuer entfachte, in Weil der Stadt ein Projekt gemeinschaftliches Wohnen auf die Beine zu stellen. Ein beauftragter Architekt sehe im Bürgerheim gute Möglichkeiten, Wohnraum für einen generationenübergreifenden und inklusiven Bedarf zu schaffen.

Wenn die Stadt das Bürgerheim allerdings anderweitig verwende, dann denke man auch an einen Neubau. „Gedanklich planen wir erst einmal weiter, aber noch ist nichts entschieden“, sagt Juliane Sauerland. Schon im vergangenen Sommer habe man in einem Brief an die Stadtverwaltung und die Fraktionen im Gemeinderat angekündigt, dass die Gruppe ein Gemeinschafts-Wohnprojekt plane.

Demnächst wolle man wieder das Gespräch mit den Fraktionen suchen. „Wir wollen ein gutes Verhältnis zur Verwaltung und zum Gemeinderat“, betont sie. Und, so fügt sie hinzu: „Es ist wunderbar, dass uns die Stadt nicht als verrückte Spinner abtut.“

Der Erste Beigeordnete der Stadt, Jürgen Katz, sagte auf Nachfrage unserer Zeitung, dass die Stadt prinzipiell offen sei für ein solches Vorhaben. Er habe aber Zweifel, ob der Zustand des Bürgerheims, das aus den 50er-Jahren stammt und 1987 saniert und erweitert wurde, dafür geeignet sei. So müsste beispielsweise in Sachen Energie und Haustechnik viel getan werden. Denkbar wäre aber eventuell ein Grundstück im Neubaugebiet Häugern für die Initiative.

Derweil plant der Verein Gemeinschaftliches Wohnen Weil der Stadt weiter. „Unser Wohnprojekt soll möglichst genossenschaftlich aufgezogen werden“, erklärt die Vereinsvorsitzende Juliane Sauerland. Man habe Kontakt zur Ökogeno Freiburg aufgenommen, die solche Projekte schon länger baut. „Wir wollen unbedingt bezahlbaren Wohnraum schaffen, wollen raus aus der Spirale, dass Bodenpreise immer teurer werden“, ist ein Anliegen der Vereinsmitglieder.

Ganz praktisch könne das bedeuten, dass sich die Bewohner beim privat genutzten Raum einschränken und der Fokus auf größeren Gemeinschaftsräumen liege. Es soll auch Raum für eine Pflege-WG geben. In drei bis vier Jahren will der Verein soweit sein, dass der Traum vom gemeinschaftlichen Wohnen verwirklicht werden kann.