Die Kepler-Gesellschaft hat zum 75. Geburtstag das Museum am Marktplatz aufgerüstet. Neue Informationstafeln und eine Planetensimulation auf einem High-Tech-Bildschirm sollen noch mehr Besucher anlocken.

Weil der Stadt - Das kleine Häuschen in der Keplergasse Nummer zwei wirkt auf den ersten Blick recht unscheinbar. Im Inneren des hübschen Fachwerkgebäudes neben dem Weiler Rathaus verbirgt sich jedoch große Geschichte. Denn hier wurde am 27. Dezember 1571 der berühmte Astronom und Mathematiker Johannes Kepler geboren. Seit 1940 ist es ein Museum, das jedes Jahr rund 3000 Besucher aus aller Welt nach Weil der Stadt lockt.

 

Zwar steht die offizielle Feier zum 75-jährigen Bestehen des Museums noch aus. Doch die Kepler-Gesellschaft hat am Dienstagabend schon mal zu einem kleinen Rundgang durch die Ausstellung geladen, die das Leben des Johannes Kepler und dessen Werk im Zusammenhang mit den religiösen und wissenschaftlichen Auseinandersetzungen der Zeit darstellt. Denn auf die Besucher warten einige Neuheiten.

Die Gesetze erklärt – so, dass es jeder versteht

Da wäre etwa die computergestützte Planetenpräsentation, seit 1999 das zentrale Stück der Ausstellung. Zu sehen in Raum 4 des Museums. Mithilfe einer Computersimulation werden den Besuchern die Keplerschen Planetengesetze erklärt, einfach und für jedermann verständlich. Bislang lief die Präsentation über einen 19-Zoll-Bildschirm. Doch die alte Röhre hat nun ausgedient. „Nach rekordverdächtigen 16 Jahren haben wir sie gegen etwas Modernes ausgetauscht“, sagt Wolfgang Pleithner, Mitglied im Vorstand der Kepler-Gesellschaft, und streicht mit dem Finger über den neuen Touchscreen-Monitor: Planeten ziehen ihre Bahnen.

Doch mit einem neuen Bildschirm allein war es nicht getan, ein auf das Programm maßgeschneidertes System musste her. Ein Doktorand vom Institut für Technische Informatik an der Uni Stuttgart programmierte die Planetenpräsentation neu. Dann ging es an die Installation. Die Oberfläche des Programms wurde an das Erscheinungsbild der Kepler-Gesellschaft angepasst und schlussendlich auf das passende Betriebssystem eingestellt. Ein langer, technischer Weg. Nun hängt der Monitor, den die Weiler Volksbank dem Verein gesponsert hat, im Prager Raum im Kepler-Museum. Dabei hat übrigens der stadtbekannte Nachtwächter Gerd Diebold, der handwerklich doch recht begabt ist, geholfen. „Wenn wir schon vorher gelebt hätten – der Kepler hätte uns sicher gebraucht“, scherzt er.

Jugend soll angespornt werden

Gleich neben dem Monitor steht eine neue Glasvitrine. Darin sind Arbeiten ausgestellt, mit denen sich Schüler für den Kepler-Preis beworben haben. Seit 2006 wird der Preis alle zwei bis drei Jahre an Schüler aus den 21 Kepler-Gymnasien in der EU verliehen.

Auch diesem Jahr gibt es wieder einen Wettbewerb. Mit dem Preis will man junge Menschen animieren, sich mit naturwissenschaftlichen Fragen und Problemen zu beschäftigen, erklärt Hermann Faber, der ebenfalls im Vorstand der Kepler-Gesellschaft sitzt. Doch auch literarische, historische und musische Aufgaben, so sie einen Bezug zu Kepler hätten, gelte es zu lösen.

Zwischenzeitlich ist die Runde in Raum sieben angekommen, „Kepler und die moderne Naturwissenschaft“, lautet hier das Thema. Wolfgang Pleithner steht vor einer Schautafel und erklärt, was es mit dem Wissenschafts-Satellit „Gaia“ auf sich hat. „Er vermisst mit bisher unerreichter Genauigkeit eine Milliarde Sterne unserer Milchstraße.“ Da staunt nicht nur Weil der Stadts Erste Beigeordnete Susanne Widmaier.

Die Weiten des Weltalls

Eine weitere neue Tafel zeigt die Kepler-Mission der NASA, mit der bisher mehr als 1000 Planeten außerhalb des Sonnensystems gefunden wurden. Und noch etwas erstrahlt in neuem Glanz: Das Ölgemälde aus dem 19. Jahrhundert, das den berühmten Astronomen zeigt. „Wir haben es restaurieren lassen, das war längst mal fällig“, erklärt Wolfgang Pleithner.

Es hat sich einiges getan im Geburtshaus des wohl berühmtesten Bürgers der Stadt. 1938 hatte es der Verein Keplerhaus, Vorgänger der Kepler-Gesellschaft, gekauft und zum Museum umgebaut. 1999 wurde es dann grundlegend renoviert und neu gestaltet. Das kommt an, das Publikum ist international. „Der Kepler ist eben ein Besuchermagnet“, weiß Wolfgang Pleithner.