Besucher, die Stadtverwaltung und der neue Organisator sehen beim Weihnachtsmarkt Weil der Stadt noch Luft nach oben.

Weil der Stadt - Der Regen konnte noch so vor sich hintröpfeln, Henry und Lotta ließen sich nicht davon abhalten, munter auf ihren Blockflöten Weihnachtslieder anzustimmen – ein anrührender Moment an diesem eher trüben Samstag. Die Siebenjährigen strahlten über das Kleingeld, das in ihrer Büchse landete. Und auch die Weil der Städter ließen sich nicht davon abhalten, ihren Kepler-Weihnachtsmarkt zu besuchen.

 

Am Samstagabend war fast kein Durchkommen mehr auf der Stuttgarter Straße und dem Marktplatz. Vor allem nach Speis und Trank standen die Besucher an. Heiße Getränke und Maroni, Bratwürste, Crêpes, Baumstriezel, Chili con Carne und vieles mehr waren begehrt. Bei vielen Anbietern von Flohmarktartikeln sowie auf dem Krämermarkt war im Vergleich dazu dagegen eher wenig los.

Nachdem der traditionsreiche Weiler Weihnachtsmarkt im vergangenen Jahr mangels Organisatoren kurzfristig abgesagt werden musste und einige Vereine mit einem „Wintermarkt“ in die Bresche sprangen, sollte dieses Jahr wieder alles richtig gut werden. Dazu hatte die Stadt mit Til Maehr aus Esslingen einen professionellen Veranstalter beauftragt. Er war seit Anfang dieses Jahres damit beschäftigt, in der Keplerstadt vorweihnachtliche Atmosphäre zu schaffen und die Menschen zum Bummeln und Genießen einzuladen.

Hier und da wurde auch Kritik laut

Die Weil der Städter kamen zwar in großer Zahl zu ihrem Markt, aber hier und da wurde auch Kritik laut, wenn oft auch hinter vorgehaltener Hand. Die Atmosphäre, vor allem auf dem Marktplatz, sei nicht mehr so stimmig wie früher, zu wenig Essensstände, zu wenig weihnachtliches Kunsthandwerk. „Wir haben noch viel Luft nach oben, das ist noch nicht so, wie wir es uns gewünscht haben“, brachte es die Citymanagerin Marion Beck auf den Punkt. „Da müssen wir noch viel dran arbeiten.“

Er wisse, dass er noch nachjustieren müsse, und zwar nicht nur fein, sondern auch noch grob, sagte der Veranstalter Til Maehr auf Nachfrage. So sorgte etwa der Krämermarkt entlang der Badtorstraße und teilweise auch noch in der Stuttgarter Straße eher nicht für vorweihnachtliche Stimmung. An ihn schlossen sich Anbieter von Flohmarktartikeln an, die sich teilweise bemüht hatten, mit alten Christbaumständern und -kugeln dem Anlass gerecht zu werden.

Til Maehr, der den traditionellen Weil der Städter Markt nicht kannte, sagte, dass er im nächsten Jahr darauf achten wolle, mehr typisches Kunsthandwerk und weniger Krämer zum Markt zuzulassen. Er bedauerte auch, dass einige Vereine dieses Jahr nicht dabei waren. Konnten sie früher fertige Holzstände mieten, so mussten sie sich in diesem Jahr selbst um ein Dach über dem Kopf kümmern. Das habe vielleicht manche davon abgehalten, vermutete er.

„Wir haben unser Holzhäuschen selbst gebaut“, berichtete Renate Heldmaier von Helping Hands und der Elterngruppe Weil der Stadt des Förderkreises für krebskranke Kinder. Man könne froh sein, dass überhaupt jemand den Markt organisiere. „Man kennt uns hier und wir verkaufen gut“, betonte sie mit Blick auf die selbst gebastelten Artikel.

Ihr eigenes Zelt vor dem Rathaus hingegen hatten die Mitglieder des DRK am Sonntag schon abgebaut. Dabei mangelte es nicht an Nachfrage nach den angebotenen Speisen. Mangel herrschte vielmehr an ehrenamtlichen Helfern. „Wir hatten letztes Wochenende den Seniorennachmittag mit der Stadt zusammen mit vielen unserer Mitglieder ausgerichtet“, erklärte Sebastian Altstetter, der am Sonntag mit zwei Kollegen Einsatzbereitschaft hatte. Da sei es schwierig gewesen, nun auch den Weihnachtsmarkt am ganzen Wochenende zu besetzen. „Wir waren eigentlich recht zufrieden damit, dass im vergangenen Jahr der große Weihnachtsmarkt ausfiel“, so Altstetter. Es gebe immer viele Termine in dieser Jahreszeit.

Organisator: „Wir wollten den Marktplatz bewusst nicht so vollstellen“

Der Verein Bumerang war sich mit seinem Standort auf dem Marktplatz sehr zufrieden. „Früher waren wir mit unserem Zelt auf dem Viehmarkt“, erklärte die Vorsitzende Ilona Köber. Durch die Neuorganisation sei jetzt die Resonanz größer. Auch die Mitglieder der Feuerwehr, die an ihrem Stand beim Narrenbrunnen den ersten selbstfotografierten Feuerwehrkalender für 2020 anboten, zeigten sich zufrieden. „Wir verkaufen gut, die Nachfrage ist groß“, sagte Dennis Rüdt. Und das sei gut so, denn ein solcher Kalender diene auch der Nachwuchswerbung.

Insgesamt waren mit etwa zehn Vereinen deutlich weniger als in früheren Jahren dabei. „Wir wollten den Marktplatz bewusst nicht so vollstellen“, sagte Til Maehr. Auch Auflagen der Feuerwehr mussten erfüllt werden. Manche Leute hätten gesagt, das sei doch kein Weihnachtsmarkt mehr. „Es war halt einfach nicht mehr wie früher“, so seine Einschätzung. Doch er möchte „der Geschichte eine Chance geben“, wie er sagte. Er habe viel Vorarbeit fürs nächste Jahr geleistet. Til Maehr möchte auch die Verbindung zum Mittelalter-Markt auf dem Carlo-Schmid-Platz verbessern. Dieser wird seit acht Jahren von Dieter Wurster betrieben. Anders als im vergangenen Jahr, als ihm das schlechte Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, zeigte sich Wurster am Sonntag „voll und ganz zufrieden“ mit seinem Markt. Das gelte auch für seine Händler. Der Kepler-Weihnachtsmarkt stelle keine Konkurrenz dar, sondern der Mittelalter-Markt könne auch für sich alleine stehen.