Ein paar Meter weiter stehen drei kleinere Lastwagen dicht beieinander. Auch hier klopfen die beiden Benzinger-Mitarbeiter. Zwei Männer steigen aus und nehmen die Tüten dankbar an. Einer läuft zum nächsten Wagen und klopft, ein dritter Mann gesellt sich dazu. Die Kennzeichnen sind polnisch, doch sie seien Ukrainer, sagen sie. Weit weg von daheim, aber zumindest nicht allein. 350 Pakete haben die Azubis der Spedition gepackt.
Lkw-Fahrer haben es seit Corona schwer
„Unsere Mitarbeiter sind an der A 5, A 6, A 7 und A 8 unterwegs“, berichtet Sarah Schmeissing. Von den sieben Standorten der Firma beteiligen sich fünf an der Aktion. Die Helfer haben sich freiwillig gemeldet. In den Vorjahren hätten sie zumeist die Päckchen auf dem Weg zum Familienfest verteilt. Aber wie vieles ist auch das diesmal anders.
Lesen Sie hier: Alle News zur Corona-Pandemie
Und für die Brummi-Fahrer ist vieles in diesem Jahr viel schwieriger gewesen. „Ich war teilweise schockiert, was unsere Mitarbeiter mir im Frühjahr berichtet haben“, sagt Schmeissing, die in der Personalabteilung arbeitet. An Raststätten und Autohöfen waren Toiletten und Duschen geschlossen. Auch bei Unternehmen, bei denen die Fahrer Waren abholten oder abluden, wurden sie nicht mehr hereingelassen, um die Toilette zu benutzen oder sich kurz frisch zu machen. Nun im zweiten Lockdown kommt auch das wieder vor.
Mehr Menschlichkeit auf Deutschlands Straßen
„Man muss sich das immer vor Augen halten. Wir können jeden Abend heim und duschen gehen“, sagt die Benzinger-Mitarbeiterin. „Deshalb ist es uns besonders wichtig, auf die Situation der Lkw-Fahrer aufmerksam zu machen“, sagt Sarah Schmeissing, die auch die Social-Media-Auftritte ihres Arbeitgebers betreut. Für die Aktion hat sie den Hashtag „#fürmehrmenschlichkeitaufdeutschlandsstrassen“ gewählt.
An zwei Lastern, deren Rollos unten sind, stellen Sarah Schmeissing und David Moll noch je ein Tütchen auf die Trittstufen. Dann brechen sie auf. Zwei Kartons mit Päckchen sind noch im Auto und wollen verteilt werden. „Ich schätze, ich komme sicher noch bis Sindelfingen oder Herrenberg“, meint Sarah Schmeissing.
Das Weihnachtsfest daheim mit Familie kann die kleine Aufmerksamkeit der Benzinger-Mitarbeiter zwar nicht ersetzen. Aber dennoch ein kleines bisschen Freude in die lange, kalte und oft einsame Wartezeit bringen.