Ein geliebter Mensch ist gestorben und Weihnachten steht vor der Tür. Trauerbegleiterin Daniela John gibt Tipps.

Leonberg - Weihnachten ist das Fest der Liebe. Doch was, wenn es das erste Mal ohne einen geliebten Menschen gefeiert werden muss, weil dieser in diesem Jahr verstorben ist? Daniela John ist Trauerbegleiterin und Leiterin des ambulanten Hospizdienstes am Hospiz in Leonberg.

 

Frau John, kann man sich auf das erste Weihnachten ohne den Verstorbenen überhaupt vorbereiten?

Ja. Wir bieten etwa im Hospiz jedes Jahr vor Weihnachten einen Workshop für Trauernde an, indem wir uns mit dem ersten Mal Weihnachten ohne den Verstorbenen beschäftigen. Dies ist quasi eine Art „Trockenschwimmen“. Gemeinsam schauen wir uns an: Was bedeutet Weihnachten für mich? Was für Befürchtungen habe ich? Wie habe ich bisher Weihnachten gefeiert und wie möchte ich es dieses Jahr feiern? Eine detaillierte Tagesplanung der Feiertage gibt den Trauernden bereits im Vorfeld Sicherheit und Halt. Sie lassen die Tage nicht auf sich zukommen, sondern gestalten sie bewusst. Dann fühlen sie sich auch nicht ausgeliefert. Das gilt auch für die vielen anderen ersten Male ohne diesen geliebten Menschen.

Was können Trauernde tun, die nicht an diesem Workshop teilgenommen haben?

Sie können sich selbst mit den Fragen beschäftigen und mit anderen Familienmitgliedern darüber sprechen. Alle schauen, was für sie an Weihnachten besonders wichtig ist, was beibehalten werden soll. Beispielsweise bestimmte Rituale wie das Lesen der Weihnachtsgeschichte vor dem Abendessen oder das gemeinsame Schmücken des Baumes am Vormittag des Heiligabends. Dann kann man schauen: Welche Aufgaben hatte der oder die Verstorbene an Weihnachten? Wer soll diese übernehmen? Sollen sie überhaupt übernommen werden? Wie soll der Verstorbene an Weihnachten einbezogen werden – etwa durch das Erzählen von Geschichten oder eines gemeinsamen Besuches auf dem Friedhof. Soll er überhaupt einbezogen werden?

Daniela John Foto: privat

Das sind eine Menge schwierige Entscheidungen.

Es gibt dafür kein Richtig und kein Falsch. Die Trauernden selbst dürfen für sich entscheiden, wie sie diese Tage gestalten möchten. Es ist wirklich wichtig, sein Umfeld miteinzubeziehen. Wer kann mir helfen, meine Planung so umzusetzen, und wen könnte ich anrufen, wenn ich spüre, dass es für mich schwierig wird?

Was kann das Umfeld von Trauernden tun?

Oftmals fühlen sich gerade Familienangehörige, Freunde und Bekannte hilflos im Umgang mit Trauernden an den Feiertagen. Wir ermutigen, offen miteinander ins Gespräch zu kommen und gemeinsam zu suchen: Was braucht der Trauernde, was sind seine Wünsche und seine Bedürfnisse? Diese zu respektieren und ohne gut gemeinte Ratschläge an der Seite der Trauernden zu bleiben, ist sehr wertvoll.