Für das Neubaugebiet Häugern-Nord muss der Stadtteil gut sieben Hektar abgeben.

Weil der Stadt -

 

Der Bürgermeister Christian Walter betonte es mehrfach: „Es ist keine einfache Entscheidung, aber wir müssen es tun.“ Die Diskussion darüber, ob Merklingen für das Neubaugebiet Häugern-Nord ein Stück seiner Gemarkung an den Stadtteil Weil der Stadt abtreten muss, wurde auf der jüngsten Gemeinderatssitzung noch einmal umfassend geführt.

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Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Am Ende stimmten 15 Stadträtinnen und Stadträte dem Vorschlag der Verwaltung zu, das Gebiet vollständig der Gemarkung Weil der Stadt zuzuordnen, sieben waren dagegen und drei enthielten sich der Stimme. Für den zweiten Beschlussvorschlag, nämlich einen Tausch von anderen Flächen zugunsten Merklingens vorzubereiten, gab es weder Pro- noch Contra-Stimmen, womit er abgelehnt wurde.

Gemarkungsverschiebung sorgt für emotionale Debatte

Das Neubaugebiet Häugern-Nord, für das im kommenden Frühjahr mit dem Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan gerechnet wird, liegt zu gut zwei Dritteln auf Merklinger, zu einem Drittel auf Weil der Städter Gemarkung. Es schließt räumlich direkt an das bestehende Wohngebiet Häugern, das zu Weil der Stadt gehört an. Zwischen dem künftigen Wohngebiet und der Bebauung von Merklingen bleibt zudem eine nicht bebaubare Grünzäsur bestehen. Man müsse aus Flurstücken Grundstücke machen, die nicht durch Gemarkungsgrenzen geteilt seien, begründete die Verwaltung die Neuordnung.

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Ein neues Verfahren zur Bodenordnung würde Weil der Stadt 50 000 Euro mehr kosten und das Projekt Häugern-Nord um ein halbes Jahr verzögern. Über das Abtreten von gut 71 000 Quadratmeter Merklinger Gemarkung war schon im Vorfeld eine heftige, teils emotionale Debatte im Gemeinderat entbrannt.

Benennung der Straßen als Versöhnungsangebot?

Stadtrat Bernd Laure (FWV) aus Merklingen meinte jetzt im Gemeinderat, dass man das so regeln könne, dass die Fläche nicht „großartig“ verschoben werde. Sie solle so bleiben, wie sie ist. Auch Erwin Dürr (CDU) aus Merklingen forderte, die Gemarkungsgrenzen beizubehalten. Er habe schon 2016 angeregt, diese in die Planungen miteinzubeziehen. „Man kann doch die Wünsche der Merklinger nicht einfach so wegstreifen“, sagte er.

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Andere Gemeinderäte wie etwa Steffen Rüger von den Grünen und Hans Dieter Scheerer von der FDP betonten, dass sie sich als Vertreter der Gesamtstadt sehen. „Ich verstehe, dass manche aus historischen Gründen an den Grenzen hängen, aber die Leute werden nachher gefühlt in Weil der Stadt leben“, sagte Rüger. Silvia Tanczos-Lückge (SPD) zeigte sich „verwundert“ über die Diskussion. „Wir haben aktuell große Wohnungsnot“, sagte sie, „und wir erlauben uns den Luxus, über Gemarkungsgrenzen zu diskutieren.“

Michael Borger (FWV) schlug einen Kompromiss vor: Er werde aus sachlichen Gründen zwar für den Verwaltungsvorschlag stimmen. Aber man könnte ja den Merklingern entgegenkommen, in dem die Straßen in dem neuen Baugebiet später nach Merklinger Flurnamen benannt werden.