Weil gemeinsame Wanderungen gerade nicht möglich sind, empfiehlt die hiesige Ortsgruppe des Schwarzwaldvereins online Wanderwege durch das Heckengäu. Erfahrungen einer Probetour.

Leonberg/Weil der Stadt - Die Wintermüdigkeit ist vorbei, der Frühling hält Einzug, und es ist Zeit für Bewegung an der frischen Luft. Gut, dass die Ortsgruppe Weil der Stadt-Leonberg des Schwarzwaldvereins etliche Touren durch das Heckengäu nahe der Keplerstadt ausgetüftelt hat. Aus den zehn unterschiedlich anspruchsvollen Wanderwegen fällt die Wahl auf eine Strecke, bei der durch eine reizvolle Vorschwarzwaldlandschaft gewandert wird.

 

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Start ist im Weiler Teilort Hausen. Nach einer kurzen, fast sachlichen Diskussion über das „richtige“ Rechts ist der Weg auch schnell gefunden. An der Bushaltestelle Würmtalstraße beginnt der Anstieg entlang der Felder in Richtung des Kuppelzen. Ein asphaltierter Wirtschaftsweg führt zum Wald.

Die Sonne scheint und die Streuobstwiesen leuchten sattgrün mit sonnengelben Löwenzahn- und Butterblumentupfen. Hier sind an diesem Tag nur wenige Menschen zu sehen, und wer unterwegs ist, hat das Landschaftsschutzgebiet fast ganz für sich alleine. Ein wohliges Gefühl in Zeiten, in denen man oft jeden Quadratzentimeter Weg mit Radlern, anderen Spaziergängern und Skatern teilt.

Gut beschildert: Wanderwege im Heckengäu

Munter plaudernd setzen wir den Weg oben am nächsten Wegezeichen fort. Und stellen fest, dass wir vor lauter Wanderlust falsch abgebogen sind. Rund 15 000 Wegezeichen pflegt und wartet der Schwarzwaldverein kontinuierlich. Eines davon würde uns jetzt genügen. Doch wir sind gut gerüstet, das Smartphone mit den abgespeicherten GPX-Tracks wird gezückt. Und besticht mit der verblüffenden Erkenntnis, dass das elektronische Helferlein mit leerem Akku leider wenig Nutzen bei der Routenfindung hat.

Nach einer erneuten sachlichen Diskussion über dieses Missgeschick laufen wir ein paar Schritte zurück und finden das gesuchte Wegezeichen. Auf den Schwarzwaldverein ist eben Verlass. Zumal die detaillierte Wegbeschreibung von Karl-Heinz Schmidt, dem Vorsitzenden der Weiler Ortsgruppe, in ausgedruckter Form ihren Platz im Rucksack gefunden hat. Sicher ist sicher.

Alpen-Vegetation im Nordschwarzwald

Nachdem der historische Landgraben, der wohl schon zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges Baden und Württemberg getrennt hat, passiert wurde, stehen wir im Naturschutzgebiet Büchelberg, „…einer markanten Kuppe im Muschelkalk zwischen dem Würm- und dem Nahgoldtal“, heißt es auf der Infotafel. Am Büchelberg wurden früher Steine abgebaut, die überwiegend als Mauersteine genutzt wurden. Das Gebiet mit seinen kargen Böden eignete sich ansonsten nur als Schafweide, und auch jetzt sieht man hier Schafe und Ziegen gemächlich Gras fressen. Die Besucher spazieren auf breiten Graswegen an den Überresten kleinerer Steinbrüche und einer imposanten, geschlossenen Wacholderhecke vorbei.

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Immer wieder gibt der Waldbewuchs fantastische Ausblicke auf die weiter unten gelegenen Ortschaften wie Merklingen, Münklingen oder Neuhausen preis. Es ist friedlich und wunderschön hier. Der Rundweg durch dieses Gebiet mit seinen seltenen Pflanzen und einer Vegetation, die für den Nordschwarzwald ungewöhnlich ist und eher in den Alpen vorgefunden wird, ist circa zwei Kilometer lang und auch für kurze Ausflüge geeignet.

200 Kilometer Weg pflegt die Ortsgruppe

Für den Rückweg biegen wir in ein Waldstück ein, laufen ein Stück am historischen Landgraben entlang und kommen schließlich wieder in Hausen an. Knapp drei Stunden hat die rund acht Kilometer lange Wanderung gedauert.

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Dass Wanderer die Naturschätze des Heckengäus auf gepflegten Strecken genießen können, verdanken sie den ehrenamtlichen Helfern der Wandervereine – in diesem Fall dem Schwarzwaldverein. Er ist mit 60 000 Mitgliedern und 200 selbstständigen Ortsvereinen der drittgrößte Wanderverein Deutschlands. Die Gruppe Weil der Stadt-Leonberg ist mit 400 Mitgliedern einer der größeren Ortsvereine. Vier Wegewarte kümmern sich um rund 200 Kilometer Wanderwege. Sie halten die Pfade instand, pflegen die Wegezeichen und sammeln oft achtlos weggeworfenen Müll ein. Damit tragen sie maßgeblich dazu bei, dass das Heckengäu ein Freizeitparadies vor der Haustür der Bürger ist.

Bald wieder gemeinsames Programm?

Auf der Homepage des Schwarzwaldvereins www.schwarzwaldverein-weilderstadt.de sind die Routen mit Schwierigkeitsgrad und Dauer unter dem Menüpunkt Service/Tourenvorschläge (lokal) zu finden.

Bei weiterhin stabiler Inzidenz will der Verein Mitte Juni sein Programm wieder aufnehmen. Der erstmögliche Termin ist am Sonntag, 13. Juni, „Wildes Tal und aussichtsreiche Höhe, wildromantisches Schweinbachtal“ (13 Kilometer). Ob der Termin stattfinden kann, will der Verein zeitnah auf seiner Homepage bekannt geben. Der zweitägige Ausflug „Alpine Pfade“, angesetzt für 19. und 20. Juni, wird in jedem Fall nicht stattfinden. Weiter geht es daher am 27. Juni mit dem „Rundweg Büchelberg – Bad Liebenzell – Monbachtal – Büchelberg“ (22 Kilometer). Das After-Work-Walking soll versetzt dazu Ende Juni oder im Juli wieder starten, auch hierzu informiert der Verein aktuell über seine Homepage und seinen Newsletter.