Wenn die Wiesen wieder grün, die Bäume voller Laub, aber die Temperaturen noch nicht so hoch sind, macht es besonderen Spaß, Berge und Täler, Wiesen und Wälder zu erkunden. Wir haben ein paar Tipps für den Kreis Göppingen zusammengestellt.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Kreis Göppingen - Es ist wie mit dem Perpetuum mobile: man kann natürlich versuchen, den schönsten Wanderweg im Stauferkreis festzulegen. Es gibt ihn aber einfach nicht – zumindest nicht aus objektiver Sicht. Zu unterschiedlich, zu abwechslungsreich und viel zu vielfältig sind die 130 Touren, die mittlerweile zwischen Eberbsach im Westen und Böhmenkirch im Osten, zwischen Wäschenbeuren im Norden und Hohenstadt im Süden angelegt und ausgeschildert sind.

 

Für jeden Geschmack, für jeden Anspruch und für jede konditionelle Verfassung ist etwas dabei. Die Freizeitwegekonzeption, die der Landkreis vor einigen Jahren auf den Weg gebracht hat, nimmt in der praktischen Umsetzung zunehmend Gestalt an – und trägt, neben dem stetig wachsenden Trend zum Radfahren, auch dem Wanderboom Rechnung. Die Tourismusmacher haben aber nicht nur die großen Projekte im Sinn, wie etwa den 113 Kilometer langen Albtraufgänger mit seinen sechs Tagesetappen, den wir in unserer Zeitung bereits ausführlich vorgestellt haben.

So werden bis Ende dieses Monats auch alle 15 Löwenpfade, die wir in den nächsten Wochen detailliert vorstellen wollen, vollends einheitlich beschildert sein. Eine Broschüre dazu, mit dem Titel „Ganz mein Revier“ sowie eine neue, kombinierte Wanderkarte mit dem Albtraufgänger und den Löwenpfaden gibt es bereits. Etliche der zwischen 3,5 und 17,8 Kilometer langen Rundtouren sind bereits eröffnet. Der Rest wird in Kürze folgen.

„Felsenrunde“ in der Wahl für Deutschlands schönsten Wanderweg

Zu alldem kommen, neben den klassischen Fernwanderwegen, die sich ebenfalls durch den Kreis Göppingen ziehen, noch etliche Wanderrouten, die zwar von einzelnen oder mehreren Kommunen in das Gesamtsystem eingespeist worden sind, die mittlerweile aber ebenfalls mit vereinheitlichten Hinweistafeln aufwarten können. Aus diesem Pool stammen nun auch die vier Rundwege, die unten etwas näher vorgestellt werden. Und auch hier gilt: einen objektiv schönsten gibt es dabei nicht. Vielmehr soll diese kleine Auswahl deutlich machen, dass vom Großen bis zum Kleinen die Devise gilt „unterschiedlich, abwechslungsreich, vielfältig, für jeden Geschmack, für jeden Anspruch und für jede konditionelle Verfassung“.

Apropos schönster Wanderweg: Was für den Kreis Göppingen höchstens subjektiv möglich ist, ist deutschlandweit nicht anders. So kürt die Fachzeitschrift „Wandermagazin“ nach einer Publikumsabstimmung alljährlich „Deutschlands schönste Wanderwege“. Heuer ist in der Kategorie „Touren“ auch der beliebte Löwenpfad „Felsenrunde“ bei Bad Überkingen in der Endauswahl gelandet. Wer möchte kann sein Votum noch bis zum 30. Juni abgeben, entweder online oder beim Göppinger Landratsamt, wo es Vordrucke gibt.

Eberbsach – „In den Schurwald“

Auf der einen Seite das Voralbgebiet, auf der anderen den Schurwald. Wie in den anderen Kommunen im unteren Filstal, so kann man sich auch in Ebersbach entscheiden, wohin der Ausflug gehen soll. Einer von drei Rundwanderwegen beschreibt das Ziel mit dem Titel „In den Schurwald“ eindeutig. Und so geht es vom Stadtmuseum Alte Post aus nur kurz in Richtung Reichenbach, ehe die insgesamt zwölf Kilometer lange Strecke ins Kirnbachtal einbiegt.

Bald wird es waldig, so dass heutzutage nur noch an manchen Stellen zu erahnen ist, dass der Schurwald über Jahrhunderte hinweg die Städte und Gemeinden der Umgebung mit Holz als Bau- und Brennmaterial versorgt hat. So rührt auch sein Name vom mittelhochdeutschen Wort „Schûre“ her, was zwar einerseits „das Scheren“, aber eben auch „der Kahlschlag“ bedeutet.

Der Weg führt leicht bergan, um dann das Forsthaus oberhalb von Büchenbronn anzusteuern. Der Blick von dort reicht über das Filstal bis hinweg zum Albtrauf. Der Wanderer ist an dieser Stelle auch nicht mehr weit vom Kaisersträßle entfernt, das aufgrund seiner historischen Bedeutung einen Abstecher lohnt. Im Mittelalter, so heißt es, sollen auf dieser Ost-West-Verbindung die staufischen Kaisern vom Hohenstaufen zu ihrer Kaiserpfalz nach Waiblingen geritten sein.

Zu Fuß indes muss der Wanderer zum Forsthaus zurückkehren. Der Rundweg führt nun – zwischen Büchenbronn und Krapfenreut – bergab nach Ebersbach und damit wieder aus dem Schurwald.

Donzdorf – „Kapellenweg“

Ganz gleich, in welche Richtung der Kapellenweg bewandert wird, die knapp 22 Kilometer lange Runde bedarf einer gewissen körperlichen Ausdauer. Zum Eingrooven bietet sich zunächst vielleicht der Schlenker in Richtung Westen an, der über St. Martinus und St. Barbara zur Hürbelsbacher Kapelle führt. Das Lautertal ist stark katholisch geprägt und genau auf dieser Spur geht es weiter, hinauf auf den Scharfenberg und wieder hinunter zum Simonsbachstausee. Der nächste Aufstieg nach Oberweckerstell steht bevor.

Neben herrlichen Ausblicken und Natureindrücken, etwa am Messelberg, wird der Wanderer – wortwörtlich laufend – mit religiöser Geschichte konfrontiert. Kirchen und Kapellen, die meist zu Ehren von Schutzheiligen erbaut worden sind, sowie Wegkreuze und andere Glaubenszeichen reihen sich wie an einer Perlenschnur aneinander. Vom Messelstein aus geht es dann noch ein gutes Stück am Trauf entlang, ehe der Abstieg nach Nenningen erfolgt.

In der dortigen Friedhofskapelle wartet mit der beeindruckenden Pieta von Franz Ignaz Günther aus dem Jahr 1774 ein besonderes Kleinod des Kapellenwegs auf die Wandersleut’. Zurück zum Startpunkt nach Donzdorf ist es von Nenningen aus dann zwar noch ein ganzes Stück. Auf der Strecke an Grünbach und an der St. Petrus Kapelle sowie am Steinernen Kreuz vorbei, müssen aber keine allzu großen Höhenunterscheide mehr gemeistert werden. Mit den entsprechenden Pausen wird die Runde dennoch schnell zur Tagestour.

Holzheim – „Friedenslinde“

Vor noch nicht einmal vier Wochen ist der Rundweg Friedenslinde beim Göppinger Stadtbezirk Holzheim feierlich eröffnet worden. Ausgegangen ist die Initiative dafür von der Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins anlässlich ihres 125-jährigen Bestehens. Die etwa zweistündige, gemütliche Wanderung beginnt an der Holzheimer Jahnhalle und führt am Rathaus vorbei zunächst in Richtung Rigi.

Es geht weiter auf den Reuteberg, wo die namensgebende Friedenslinde seit rund 150 Jahren steht. Wann genau und aus welchem Anlass der heutzutage mächtige Baum dort gesetzt worden ist, lässt sich zwar nicht mehr genau sagen. Hanna Schütze-Clement vom Albverein Holzheim hat aber in Erfahrung gebracht, „dass solche Linden nach Ende des Deutsch-Französischen Krieges, also vermutlich im Jahr 1871 gepflanzt worden sind“.

Von einer Bank unter der Linde lässt sich ein schöner Rundblick genießen: vom Albvorland über die „Blaue Wand“ des Albtraufs und das Filstal hinweg bis hinüber zu den Drei-Kaiser-Bergen. Der Friedenslinden-Weg führt weiter um Holzheim herum in Richtung des Weilers St. Gotthardt und im Anschluss hinüber nach Manzen. Immer wieder bieten sich auf der Strecke Aussichten mal in Richtung Grünenberg, mal in Richtung Boßler oder Kornberg und selbstverständlich weiterhin auf die Kaiserberge. Bis zum Buchrain führt die Route noch einmal ein kleines Stück von Holzheim weg, ehe man sich durch Felder und Wiesen wieder der Jahnhalle nähert.

Bad Boll – „Uhu-Runde“

Die Wahrscheinlichkeit auf der Uhu-Runde bei Bad Boll einen Vertreter der größten Eulenart überhaupt anzutreffen, ist zugegebenermaßen – eher gering. Der Kurort hat seinen Rundwanderwegen allerdings Tiernamen verpasst, und so taucht dort neben dem Igel und dem Wildschwein eben unter anderem auch der Uhu auf.

Die gleichnamige Tour über 8,8 Kilometer ist mit einem Höhenunterschied von 180 Metern für jedermann machbar und beginnt an der evangelischen Stiftskirche mitten in Bad Boll. Nur kurz führt die Straße in Richtung Dürnau entlang, ehe der Kornbergweg nach rechts abzweigt. Es geht einen Wiesenpfad hinauf, mit einem herrlichen Blick über die Voralbgemeinden, das Filstal und die drei Kaiserberge.

Kaum am Wald angekommen, folgt ein kurzer Anstieg auf die Boller Heide. An einer verfallenen Hütte vorbei, geht es auf die alte Landstraße und durch einen Buchen-Mischwald auf einem Höhenrücken entlang zum Hörnle. Von dort aus aus sieht man nicht nur auf Eckwälden, den Turm- und den Aichelberg, sondern bei gutem Wetter bis zum Stuttgarter Fernsehturm.

Die nächste Station ist das Tempele, das seinem ursprünglichen Namen Belvedere, was auf italienisch Ort mit schöner Aussicht heißt, ebenfalls alle Ehre macht. Die Gäste des einst königlichen Kurbades sollten sich daran ergötzen. Zurück geht es durch schöne Streuobstwiesen mit Apfel- und Birnbäumen sowie etlichen Haselnusssträuchern in die Eichhaldenstraße und zurück zum Ausgangspunkt.