Der Leonberger Verein wird in Renningen einen zweiten Waldkindergarten eröffnen.

Renningen - Die Leonberger Wurzelkinder bekommen Zuwachs. Allerdings nicht in Leonberg, sondern in Renningen. Der Verein, der den Waldkindergarten am Silberberg betreibt, hat sich auf die Ausschreibung von Renningen für einen neuen Waldkindergarten beworben – als einziger Betreiber. Die Stadt zeigte sich in der Gemeinderatssitzung am Montag trotzdem zufrieden, erfüllt der Verein doch alle Kriterien, die in der Ausschreibung gefordert wurden. Der Rat votierte für die Vergabe des Auftrags an die Wurzelkinder.

 

Waldkindergärten werden immer beliebter, mehrere Kommunen im Altkreis haben inzwischen einen, beispielsweise Heimsheim, Mönsheim, Weil der Stadt und neuerdings auch Rutesheim. Diese vier werden alle betrieben von der Co.natur gGmbh, einer gemeinnützigen GmbH, die ebenfalls als Verein, als „Naturkinder Flacht“, angefangen hat. Zunächst bestand in Renningen der Wunsch, den Waldkindergarten selbst zu betreiben. Die Planungen begannen allerdings zu der Zeit, als die Situation um den Platz- und Erziehermangel an Renninger Kindergärten immer schwieriger wurde. Die Verwaltung schlug daher vor, die Einrichtung an einen externen Träger zu vergeben.

Da es selbst bei einem externen Träger für die Stadt um eine Menge Geld geht – die Verwaltung rechnete zunächst mit rund 160 000 Euro jährlichen Kosten –, war eine europaweite Ausschreibung erforderlich. Von einem Fachbüro ließ die Stadt einen Kriterienkatalog ausarbeiten, nach dem die Bewerber am Ende bewertet werden sollten. Am Ende meldeten sich daraufhin die Wurzelkinder Leonberg.

Keine Bewerbung von Co.natur

„Das kann einem immer passieren bei einer europaweiten Ausschreibung, dass sich nur wenige bewerben“, so Marcello Lallo, Leiter des Fachbereichs Bürger und Recht. Co.natur ist in Renningen nicht vorstellig geworden. „Die Ausschreibung entsprach weder vom Vorgehen noch vom Inhalt und auch nicht vom Standort her den Modalitäten, mit denen wir arbeiten“, erklärt die Flachter Initiative auf Anfrage unserer Zeitung. Es habe daher einfach nicht gepasst. „Wir freuen uns aber, dass Malmsheim einen Waldkindergarten bekommen soll und wünschen der Stadt und dem Träger ganz viel Erfolg.“ Auch berate man freie und kommunale Träger beim Eröffnen und im laufenden Betrieb von Waldkindergärten und stehe der Stadt Renningen und den Wurzelkindern bei Bedarf gerne zur Verfügung.

Daniel Dreßen, Leiter der Abteilung Kinder und Familie, zeigte sich jedenfalls sehr angetan von dem Konzept der Wurzelkinder. „Da kann man schon fast von einem Waldkindergarten ,on tour‘ sprechen bei den vielen Ausflügen“, formulierte er es scherzhaft in der Ratssitzung.

Der Verein Waldkindergarten Wurzelkinder mit Sitz in Leonberg betreibt einen eingruppigen Kindergarten mit verlängerter Öffnungszeit und einer Gruppengröße von bis zu 20 Kindern. Kinder von drei Jahren an bis zum Schulbeginn werden dort betreut. Passenderweise befindet sich der Standort auf Renninger Gemarkung, auch wenn er sich an die Leonberger richtet. Der Waldkindergarten für Renningen wird seinen Platz in Malmsheim auf dem Gelände der Perouser Straße 95 haben.

Die Stadt gibt jährlich Zuschüsse

Stand jetzt geht die Stadt von jährlichen Zuschüssen von rund 125 000 Euro für den Kindergarten aus. Zum einen übernimmt die Stadt anteilig Betriebskosten, zum anderen einen Teil des Abmangels. Der Verein finanziert den Betrieb also zu großen Teilen aus Zuschüssen der Stadt, was auch bei Kindergärten anderer Träger der Fall ist, und aus Elternbeiträgen. Einen kleinen Teil, geschätzt knapp 13 000 Euro jährlich, muss der Verein noch eigenständig zusammenbringen, beispielsweise über Sponsoring.

Noch nicht eingerechnet in die Summe für die Stadt sind weitere Kosten wie die für Strom und Abwasser – auch das ist bei allen Kindergärten üblich –, wobei diese sich bei einem Waldkindergarten sehr in Grenzen halten werden, so die Verwaltung. Allerdings wird auch der Bauhof den Waldkindergarten unterstützen müssen bei Arbeiten, die die Eltern aus Sicherheitsgründen nicht leisten können, ebenso die Forstverwaltung. Für den Kauf eines Bauwagens samt Einrichtung rechnet die Stadt außerdem mit einmaligen Kosten von rund 100 000 Euro.

Das Echo im Gemeinderat war durchgängig positiv. Die CDU hatte eine externe Trägerschaft zugunsten einer zügigen Umsetzung von Anfang an befürwortet. „Wir sind guter Dinge, dass wir mit dem Waldkindergarten Leonberg auch einen guten Träger gefunden haben“, sagte Ralph Geyer, Sprecher der CDU-Fraktion. Melanie Lederer (Freie Wähler) bat allerdings darum, dass darauf geachtet wird, dass der Waldkindergarten die Vergabekriterien der Stadt übernimmt.

Bedenken zum Betrieb äußerte erneut Alfred Kauffmann von den Freien Wählern. „Ich habe gar nichts gegen Waldkindergärten, ich finde das gut, viele Kinder bekommen ohnehin viel zu wenig Bewegung.“ Aber ein Verein, so gut er auch funktioniere, hänge immer von dem Engagement der Ehrenamtlichen ab. Er fragte sich, was geschieht, falls der Verein den Betrieb des Kindergartens irgendwann nicht mehr leisten könne. Letztlich ging der Vorschlag der Verwaltung bei einer Enthaltung von Kauffmann durch.