Für 180 000 Euro erwirbt die Stadt das Gebäude vom Land. Sehr viel mehr wird die Sanierung kosten.

Heimsheim - Mit dem symbolischen Euro als Preis für das Schleglerschloss ist es am Ende doch nichts geworden. So viel hatte der Heimsheimer Bürgermeister Jürgen Troll dem Land für das historische, aber stark sanierungsbedürftige Gebäude angeboten, als es in die Verkaufsverhandlungen ging. Mittlerweile haben sich die Parteien auf einen Kaufpreis von 180 000 Euro geeinigt. Der Vertrag ist unterzeichnet, Heimsheim ist damit offizieller Eigentümer der Schleglerkastens.

 

„Mit diesem Kaufvertrag schreibt die Stadt Heimsheim Geschichte“, zeigt sich der Bürgermeister zufrieden. „Das älteste Gebäude und Wahrzeichen der Stadt ist nun nach Jahrhunderten in herrschaftlichem Besitz und zuletzt im Eigentum des Landes nun erstmals in seiner Geschichte in städtischer Hand.“

Geschlossen seit Anfang 2018

Das Schleglerschloss ist seit fast drei Jahren für den Publikumsverkehr geschlossen, nachdem im Sommer 2017 gravierende Mängel im Brandschutz festgestellt worden sind. Das größte Problem bildet ein fehlender zweiter Fluchtweg. Damit fiel nicht nur eine beliebte Veranstaltungsstätte für die Vereine weg – die Heimsheimer Schlegler hielten dort ihr Rittermahl ab –, auch für private Feiern stand der Kasten nicht mehr zur Verfügung. Noch heute erhält der Verein Kuratorium Schleglerschloss Heimsheim regelmäßig Anfragen von Privatleuten, die sich nach einem Termin erkundigen – weil sie entweder auf eine Wiedereröffnung gehofft oder von der Schließung noch gar nichts mitbekommen haben.

Nachdem feststand, dass eine Sanierung rund eine Million Euro kosten würde, stellte das Land klar, dass es an einer Sanierung kein Interesse hat. Es war jedoch bereit, das Schloss an die Stadt Heimsheim zu verkaufen. „Die Verhandlungen waren konstruktiv, aber langatmig“, erinnert sich der Bürgermeister, „möglicherweise wegen des langen Dienstwegs bei den Landesbehörden. Die Pandemie hat sicher auch einen Teil dazu beigetragen.“ Dass aus dem Kaufpreis nun doch ein sechsstelliger Betrag geworden ist, stimmt ihn nicht sonderlich traurig, im Gegenteil. „Mit dem Preis bin ich zufrieden, zumal dieser im Bund-Länder-Programm ,Soziale Stadt’ mit 60 Prozent der Kosten gefördert wird.“ Der Kaufpreis habe sich durch ein Verkehrswertgutachten im Ertragswertverfahren ergeben.

„Weichenstellung für die Zukunft“

Aufatmen kann nun vor allem das Kuratorium Schleglerschloss. Der Verein verwaltet das Gebäude seit seiner Gründung im Jahr 1956. „Für uns ist das jetzt die überfällige Weichenstellung für die Zukunft“, sagt der Vorsitzende des Kuratoriums, Jürgen Gerhold. Die umständliche Dreieckskonstellation Kuratorium-Stadt-Land war für den Verein nie besonders zufriedenstellend – zumal nicht immer Einigkeit unter den Beteiligten herrschte. „Jetzt haben wir nur noch einen Ansprechpartner: die Stadt. In diesem Miteinander fühlen wir uns gut aufgehoben.“ Schon weil die Stadt ein großes Interesse daran habe, dass der Kasten wieder nutzbar gemacht und mit Leben gefüllt wird. Im guten Draht zur Verwaltung sieht der Verein zudem die Chance, in die Gestaltung des Gebäudes einbezogen zu werden.

Die Mitglieder wissen aber auch: Bis zu einer Wiedereröffnung ist es ein weiter Weg. Der dreijährige Stillstand werde nicht von einem Tag auf den anderen enden, so Gerhold. „Aber wir sind zuversichtlich, dass ab jetzt zielstrebiger auf diesen Punkt hingearbeitet wird.“

Der nächste Schritt ist in Arbeit: Im Haushaltsplanentwurf 2021 sind Finanzmittel für eine gründliche Untersuchung des Gebäudes und die Sanierungsplanung vorgesehen, kündigt Jürgen Troll an. „Bis Ende 2021 werden die Kosten einer Sanierung feststehen.“ Er gehe schon davon aus, dass die vom Land angenommenen Kosten, eine Million Euro, nicht ausreichen werden – „zumal bei einer Sanierung auch Wünsche der Stadt Heimsheim hinzukommen können“.