Peter Seimer sieht seine Stärke in der Innenpolitik, will sich aber auch gezielt den Fragen des Klimaschutzes widmen.

Leonberg - Als frisch gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Leonberg wird Peter Seimer heute den Landtag betreten. „Dann kommt die Fraktion zusammen. Es ist zwar noch die alte, aber die neuen Abgeordneten sind schon eingeladen“, berichtet der 27-Jährige am Tag nach seinem fulminanten Wahlerfolg.

 

Den Landtag wird der Aidlinger dabei aber nicht zum ersten Mal betreten. 2016 war er persönlicher Mitarbeiter von Bernd Murschel aus Leonberg, der nach drei Legislaturperioden nicht mehr angetreten ist. Seinen früheren Chef hat er also direkt beerbt. „Es war eine intensive Zeit“, erinnert sich Seimer. „Ich weiß halt, wie die Dinge ablaufen, gerade die formalen Sachen. Dadurch kann ich quasi direkt einsteigen.“

Generationenwechsel vollzogen

Dass er so nahtlos an Bernd Murschels Wahlerfolg von vor fünf Jahren anknüpfen kann, hätte Seimer nicht gedacht: „Was Bernd Murschel in den vergangenen 15 Jahren geschafft hat, ist ein dickes Pfund.“ Umso mehr habe er sich aber über das Ergebnis gefreut.

Mit Seimers Wahl vollzieht sich bei den Grünen ein Generationenwechsel, den Bernd Murschel vor anderthalb Jahren einleiten wollte, als er den Verzicht auf eine erneute Kandidatur bekannt gab. „Mit 27 Jahren bin ich auf jeden Fall die neue Generation“, sagt Seimer, der im Aidlinger Ortsteil Dachtel lebt, und lacht. Inhaltlich sieht er gar nicht so große Unterschiede. „Aber ich verkörpere sicher einen anderen politischen Stil.“

Ansprechbar sein für alle

Ansprechbar will er sein für alle Bevölkerungsgruppen. So habe er bewusst seine Handynummer veröffentlicht und die Menschen aufgefordert, ihn zu kontaktieren, auch per Messenger-Dienst oder über die sozialen Medien. „Wir müssen uns einfach den Gegebenheiten anpassen. Heute haben die Menschen viel mehr Möglichkeiten, sich jenseits der klassischen Medien zu informieren“, sagt Peter Seimer.

In einer ersten Stellungnahme nach Bekanntgabe des Ergebnisses hatte er die Wahl als ein „Mandat für alle demokratischen Parteien“ bezeichnet, das zeige, dass populistische Positionen nicht verfangen haben. Eine direkte Anspielung auf die Stimmenverluste der AfD. Im Wahlkampf hätten ihn einige AfD-Anhänger angerufen. „Man muss ernst nehmen, was da vorgebracht wird. Aber das heißt nicht, dass ich dem zustimmen muss.“

Innenpolitik ist ein großes Thema

Seinen Beruf als Steuerfahnder will er vorerst ruhen lassen. „Ich könnte auch ein Büro als Steuerberater eröffnen und das nebenher machen. Aber ich will mich ganz auf die Arbeit als Landtagsabgeordneter konzentrieren. Das ist schon eine abendfüllende Aufgabe“, sagt der 27-Jährige.

Wo er seine Schwerpunkte setzen möchten, weiß er genau. „Als Grüner liebäugel ich ja schon mit dem Umwelt- und Klimaausschuss – so wie meine 57 übrigen Fraktionskollegen wohl auch“, sagt er und lacht. Innerlich scheint er sich schon darauf vorzubereiten, dass sein anderes Steckenpferd zum Zuge kommen wird: die Innenpolitik. Ein Themenfeld, in dem den Grünen nicht so viel Kompetenz zugetraut werde. „Das ist für mich auf jeden Fall sehr reizvoll, und ich denke, ich kann mit meiner praktischen Sicht einen guten Beitrag leisten“, meint Seimer.

Dabei ginge es gar nicht so sehr um große Reformen, sondern um Dinge wie Digitalisierung und Ausstattung. Er nennt ein Beispiel: „Ein Polizeirevier hat ein monatliches Budget zum Tanken. Ist das aufgebraucht, dann bleiben ein oder zwei Dienstwagen eben mal stehen.“ Manche Regelung sei zwar gut gemeint, funktioniere aber nicht in der Praxis.

Transformation im Autokreis

Eine große Aufgabe in den kommenden fünf Jahren sieht er in der Transformation der Wirtschaft. „Ich hoffe, die FDP erkennt auch irgendwann, dass der Klimaschutz die Zukunft der Wirtschaft ist“, sagt er mit Blick auf mögliche Koalitionspartner. Andere Länder hätten bereits das Ende des Verbrennermotors beschlossen und die Automobilkonzerne stellten sich darauf ein – auch ganz ohne Zutun der Grünen.

Seine Aufgabe im automobilstarken Kreis Böblingen sieht er dabei vor allem darin, Kontakte zu knüpfen zwischen innovativen Unternehmern und den richtigen Stellen beim Land. Was ihm lieber wäre, eine Fortsetzung von Grün-Schwarz oder eine Ampel-Koalition? „Ich habe keine Präferenz. Wir werden das machen, was am besten für den Klimaschutz ist“, sagt Peter Seimer.