Der Gemeinderat und die Verwaltung wollen nicht nur die Klimaneutralität für kommunale Gebäude vorantreiben, sondern für die gesamte Stadt.

Rutesheim - Die Skepsis ist anfangs groß gewesen, denn beim Thema Klimaschutz wollte es der Rutesheimer Gemeinderat nicht bei Lippenbekenntnissen belassen. Wenn, dann auch etwas tun, das dem Namen gerecht wird. Herausgekommen ist nun der „Rutesheimer Weg“. Dabei geht es nicht nur um die Klimaneutralität der kommunalen Einrichtungen, sondern der ganzen Stadt – vor allem um die Bereiche Wärme, Strom und Verkehr.

 

Nach einer Anfrage der Fraktion Unabhängige Bürger Rutesheim (UBR) hatte die Verwaltung bei der jüngsten Klausurtagung des Gemeinderats den Beitritt der Stadt zum Klimaschutzpakt des Landes Baden-Württemberg vorgeschlagen. „Hatten die Räte auf den Vorschlag der UBR zuerst verhalten reagiert, konnte während der Tagung auf menschlich sehr angenehme Weise eine Einigung erzielt werden,“ lobt die Bürgermeisterin Susanne Widmaier die Stadträte.

Mehr als Lippenbekenntnisse

Das Thema Klimaschutz wird in Rutesheim schon lange sehr ernst genommen. So liefere ein jährlicher Energiebericht vollständige Verbrauchsangaben und Bewertungen für alle kommunale Liegenschaften, die Umstellung auf LED-Straßenbeleuchtung sei fortgeschritten und kommunale Gebäude seien umfangreich energetisch saniert worden. Es wurden Fotovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden installiert, jüngst auf der Kläranlage. Zudem erhielten städtische Gebäude wie die Bücherei und der Kindergarten Goethestraße Pelletheizungen. Auch die Natur wird etwa durch Blühwiesen und die Entsiegelung von Verkehrsinseln oder Baumpflanzungen aufgewertet. Ausgleichsflächen werden stets auf eigener Gemarkung ausgewiesen.

Alternative Verkehrsmittel fördern

Auch alternative Verkehrsmittel werden gefördert, unter anderem durch den Ausbau des innerstädtischen Busverkehrs, das Stadtticket, das Carsharing-Angebot sowie den Aufbau eines guten Radwegenetzes. Nicht von ungefähr erzielt Rutesheim stets Spitzenergebnisse beim Stadtradeln und beim ADFC-Fahrradklimatest. E-Ladestationen im Stadtkern und Schnellladestationen am Autobahnanschluss sollen den Umstieg auf die E-Mobilität vorantreiben. Städtische Autos werden durch E-Fahrzeuge ersetzt.

Der Gemeinderat und die Verwaltung sind sich einig, dass viel erreicht ist, aber es noch einiges zu tun gibt. Dazu wird nun ein beratender Ausschuss „Klimafreundliches Rutesheim“ gebildet, dem Vertreter der Fraktionen sowie der Verwaltung angehören. Er wird 2022 seine Arbeit aufnehmen und Ergebnisse sowie konkrete Projekte dem Gemeinderat zum Beschluss vorlegen. Ferner möchte die Verwaltung die Zusammenarbeit mit der Energieagentur im Landratsamt Böblingen intensivieren.

In Bereichen, in denen eine Bürgereinbindung gut und sinnvoll ist, soll diese unbedingt stattfinden, finden die Stadträte. Zudem soll die Bürgerschaft fortlaufend über die Arbeit im Bereich „Klimafreundliches Rutesheim“ informiert werden, damit das Thema im Bewusstsein bleibt.

Umfassender Themenkatalog

Für den Rutesheimer Weg hat die Verwaltung in der jüngsten Sitzung des Gremiums einen umfassenden, aber noch nicht vollständigen Themenkatalog vorgelegt. Einige Aufträge sind bereits vergeben und werden 2022 umgesetzt, etwa die Einführung eines kommunalen Energiemanagements, unterstützt durch die Kreis-Energieagentur, ein Energiekonzept für das Bosch-Areal sowie eine kommunale Wärmeplanung für Rutesheim inklusive Perouse und Heuweg.

Zudem wird die energetische Sanierung städtischer Gebäude vorangetrieben. In Zusammenarbeit mit der Energieagentur wird überprüft, auf welchen Objekten Fotovoltaik-Anlagen sinnvoll sind. Des Weiteren wurde beim Stuttgarter Regierungspräsidium der Antrag auf eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 120 Kilometern pro Stunde auf der Autobahn 8 erneuert.